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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 2.1849

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https://doi.org/10.11588/diglit.20260#0122

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1L4

mendcn Landtcig, der wohl wiedcr einigc babylonische Thünne als Anzieh-
ungspunkte aufbauen wird.

Zn trostlosen Tagen aber ist die Bibel eine gute Zuflucht, und mit
dem Rechte der freien Auslegung ist unsere ganze politische Geschichte her-
auszufinden. Znerst kommen die Bücher des Moses. Moses war dereinst
Märzvereinler und Jnsurgcntenchef, der das Volk Jsrael zum Abfall von
derDynastie der Pharaone verleitete. Hätte damals der König von Preus-
scn schon cristirt, und sein „herrliches Kriegsheer", ingleichen der Kaiser
von Rußland mit seinen „rechtgläubigen Truppen", hätten endlich die Lgyp-
tischen Priester, als Stützen des Thrones ihre Pflicht ersüllt, wie dieß
heut' zu Tag gcschieht, so wäre der ganze israelitische Putsch unterdrücrt,
die provisorische Negierung: Moses und Aaron, vor ein Kriegsgericht ge-
stellt worden, und die Juden stünden heute noch unter dem Lgyptischen
Pharao von Gottes Gnaden, der auf cbenso rechtmäßigc Art ihr König
ist, wie der Kaiser von Oesterreich in Ungarn. So abcr siegte der Auf-
ruhr über das Gesetz, und nachdem das rotheMeer trotz aller Vorstellun-
gen glücklich überstanden war, nnd nur den König, der mit seinen Haufen
gegen das Volk zog, verschlungen hatte, standen sie in dcrselben Wüste,
in die wir nach der Revolution des Jahres 1848 gekommen sind, und in
der wir verschmachten müßten, ohne das Manna guter Blätter, und ohne
die Thorheitcn der Regierungcn, die uns wie die zahllosen Wachtcln um-
slattern, so daß wir sie nur ergreifen dürfen.

Dieser Kossuth der Jsraelitcn wußte sie durch allerlei Neden zu bcfcu-
ern, und maßte sich sogar, gegenüber der rechtmäßigen Rcgierung deS
Pharao, an, dem von ihm fanatisirtcn Volk eigene Gesetze zu geben, näm-
lich die 10 Gebote: 1. Du sollst nur Gott allein anbetcn, und keine höl-
Zernen und steifcn Bildcr vonKaisern und Diplomaten neben ihm verehren.
2. Du sollst dcn Namen Gottes nicht citel nennen, indem du duldest, daß
sich jemand „von Gottes Gnaden" schreibt. 3. Du sollst alle Tage den
Sabath heiligen, das heißt niemäls cine knechtische Arbeit thun. 4. Du
sollst Vater, Mutter und Bruder ehren und wcnn du Soldat bist, unter
keinen Nmständeii auf ste schießen. S. Dn sollst nicht tödtcn, sondern
uur davon jagen. 6. Du sollst llnterhaltungen, die eine Civilliste erfor-
dern, den vornchmcn Herren überlaffen. 7. Du sollst nicht Finanzininister
sein. 8. Du sollst keine Ergebeiiheitsadresse erlassen. 9. Du srllst nicht
Legehren deincs nächstcn Hausfrau; doch kann, wie es in der Layerischen
Vcrsassung ber der Steuerbewilligung geschieht, in außerordentlichcn Fällen
von dieser Vorschrift Umgang genommen werden. 10. Die Linke soll sich
uicht gelüsten lassen nach der Habe der Rechten, nach ihren Knechten,
Ochsen, Eseln, Schweinen u. s. f.

Diesc Gcbote wnrden anf dem Sinai gcgcben, gingen also, wie man
in Paris sagt: „vom B e r g e" aus, und verdrängten die rechtmLßigen
Gesetze Seiner Majcstät deö Königs Pharao, dessen Dynastic von dem
 
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