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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 2.1849

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https://doi.org/10.11588/diglit.20260#0130

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L22

Wochenkalender.

Sonntag. Große Wahlbcwegung — schon Morgens fünf Uhr
gehcn Leute auf der Straße; dem cinen thut die Wahl, dem andern der
Magen weh. Döllingcr wird seincs Sicges immer gcwißer. Er ist bcim
Abel zum Frühstück geladen — dic beiden drücken einander die Hände, und
heissen sich alte Jungen!

Montag. Der Verein der höhern Charpiezupferinnen beschließt
dahin zu wirken, daß der in München anwcscnde bekannte Pfarrer Eber-
hard wieder Hofpredigcr wird. Dersclbe hatte schon zur Zeit, als ihn
noch die Franziskanerkutte an mchreren Stellcn wund rieb, Unterstützungcn
an Charpie genoßen, und wird sich auch jetzt weiterer Protektionen erfrcuen.
Es kommt jedoch Alles auf die Wahl Döllingers an.

Dinstag. Es ist Lüge und Verläumdung, wenn jcmand sagt, der
bayrische Minister habe in Wien und Berlin nichts ausgerichtet. Etwas,
ja so manches, man möchte fast sagen sehr oieles hat er ausgerichtet —
aber was? Das ist Amtsgchcimniß, wir werden's schon ncch hörcn, es
kommt ebcn Alles auf die Wahl Döllingers an.

Mittwoch. Der Verein zum Schutze der Residenz verehrt nun
auch jedem kleinen Prinzcn einen Ehrensäbel von Lebkuchenteig. Wegen
der Firma „zum Schutze der Nesidenz" wird der Vcrein von der Leibgarde
wegen Gewerbsbecintrüchtigung verklagt.

Donnerstag. .Der Gewerbeverein, der gewiffenhaft nach Erfüllung
seiner Aufgabe strebt, soll beschloffen haben, den nächstens in München
abzuhaltcnden, Congrcß der Piusvcreine zu beschicten. Dcnen, welche ihm
bei Gelegenheit der Wahlmänner die Einmischung in politischen Angele-
genheitcn zum Vorwurf machten, wird entgegnet: daß man ja auch aus
Wahlumtrieben ein Gewcrbe machen könne.

Freitag. Der Reichsmarine - Minister hat eine Audienz beim
Vorstanbe des Nichthutabnehmungsvercins, um demselben die Flottenbei-
träge abzufordern, welche allenfalls noch für Lümmelzeichen eingegangen
wären. Die Vorstandschaft herauert, nichts mchr abliefern zu können, da
keine derlei Zeichen mehr gckauft wordcn. Was — ruft Bally — keine
Lümmclzeichen mehr? Unv der Rcichskommiffär Matthy hat mir dcch,
als er von seiner Sendung nach München zurück war, gesagt: Er habe
dahier schr viele Lümmel gefundcn!

Maxl und Sepperl, Schusterbuben.

Marl. He da, wohin willst du denn?

Sepperl. ? U« »cci»- k« t7»m»iocklte!.

Marl. Nichts da. Du mußt sagen: Du willst dich in „ruhend e

Aktivität" versetzen.
 
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