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https://doi.org/10.11588/diglit.20260#0134
1S6
Aber cin Staat, cder — was daffelbe ist — ein Knödcl bcsteht nicht
blos aus altgebackenen Semmcln — zuerst kommt daran dic Milch der
Ordnung und des Gesetzes — man nimmt bei uns in der Negel abgcbla-
sene Milch — damit uns der Staatsmann nach Belieben knetcn kann.
Hierauf werden einige Eier dariinter geschlagen — nnd das sind die Gcld-
Mittel: nebst etlichem Stanbmehl von historischen Erinnerungen — und
dieses Alles —Bürgcr, Gesctzc, Gcld, historische Erinnerungen wird inein-
ander und durcheinander gerührt, so daß sich alleS vcrmischt und der Bür-
ger in lauter Gesetz aufgelost wird, und der historische Mehlstaub in der
pekuniärcn Flüßigkeit verschwindet. Nun gibt es aber glatte Knödel und
Leberknödel; absolute und coustitutiouellc Staaten. Natürlich niuß die
Constitution, bis sie der Masse verlichcn wird, erst zerschnittcn, gehackt
und verkleinert scin — und ist sie durch's ganze gedrungcn, so braucht es
keine Substanz mehr, und wir sind an dem Zeitpunkt angekommen, nach
welchem sich jeder gutgcsinntcBayer immer so sehr sehnt, nämlich an dem
Zeitpunkt: wo die Knödel fertig sind.
(Lange anhaltendes Bravo. Man ruft: Es lebe der König!)
Jch sahre fort in der Abhandlung über unsere knödelhafte Staats-
Entwicklung und bemerken, daß der Staat, oder was dasselbe ist — der
Knödel—in seiner bloßenZusammcusctzung keineFcstigkeit besitzt, daß man
ihn erst in eine Fleischsuppc werfen muß, um ihn zu sieden, und diese
Fleischsuppe ist däs Königlhum. Eine Republik ist ein ungesotteuer Knö-
del — wer möchte solche Kost? Niemand!
(Applaus: pcwent Republik!)
Die Suppe ist die erstc, nothwcndigste und beste unter allcn Speiscn
— dasselbe ist die Monarchie unter dcn Staatseinrichtungen. Eincm
kranken Staat gibt man einc kräftige Monarchie zu kosten und er wird
genesen. Jn dieser Beziehung ist Deutschland jctzt eine Art Lazareth.
Baden und die kleineren Staaten leiden an der rvthen Ruhr, an Hcrz-
kammerauflösungen, zurückgetretcnen Ministerieu, verstopften Errungcn-
schafteü, Unlerhausbeschwerden, Schwindel oben, Zittern untcn — so ächzt
und seufzt das ganze Staatenspital. Weil nun der prenßische Hafen den
größten Umfang tesitzt und die mciste und kräftigsle Monarchie enthält,
so ninimt es seinen Schöpflöffel und gibt all' dcn unpäßlichcn Bundes-
genoffen was davon zu schlürsen, die die Suppe auch wirklich recht stark
und kräftig, nur etwas sauer, finden und sich für den Augenblick wohl
darauf befinden. Bon manchen Eltern werden die Kinder, wcnn sie nicht
Suppe nehmen wollen, gczüchtigt. Der König von Preußen ist auch cin
solcher Bater und ich wollte es keincm von jencnKleinen rathen, sich dcr
angebotenen Kraftsuppe zu widersetzen!
(Beifallsgemurmel in der Bersammlung.)
Jn der weitcrn Verfolgung meines Bildes habe ich die Ehre zu be-
merkcn, daß ich dcn bewnßtcn Patienten, wic Baden, Sachscn u. a. die
Aber cin Staat, cder — was daffelbe ist — ein Knödcl bcsteht nicht
blos aus altgebackenen Semmcln — zuerst kommt daran dic Milch der
Ordnung und des Gesetzes — man nimmt bei uns in der Negel abgcbla-
sene Milch — damit uns der Staatsmann nach Belieben knetcn kann.
Hierauf werden einige Eier dariinter geschlagen — nnd das sind die Gcld-
Mittel: nebst etlichem Stanbmehl von historischen Erinnerungen — und
dieses Alles —Bürgcr, Gesctzc, Gcld, historische Erinnerungen wird inein-
ander und durcheinander gerührt, so daß sich alleS vcrmischt und der Bür-
ger in lauter Gesetz aufgelost wird, und der historische Mehlstaub in der
pekuniärcn Flüßigkeit verschwindet. Nun gibt es aber glatte Knödel und
Leberknödel; absolute und coustitutiouellc Staaten. Natürlich niuß die
Constitution, bis sie der Masse verlichcn wird, erst zerschnittcn, gehackt
und verkleinert scin — und ist sie durch's ganze gedrungcn, so braucht es
keine Substanz mehr, und wir sind an dem Zeitpunkt angekommen, nach
welchem sich jeder gutgcsinntcBayer immer so sehr sehnt, nämlich an dem
Zeitpunkt: wo die Knödel fertig sind.
(Lange anhaltendes Bravo. Man ruft: Es lebe der König!)
Jch sahre fort in der Abhandlung über unsere knödelhafte Staats-
Entwicklung und bemerken, daß der Staat, oder was dasselbe ist — der
Knödel—in seiner bloßenZusammcusctzung keineFcstigkeit besitzt, daß man
ihn erst in eine Fleischsuppc werfen muß, um ihn zu sieden, und diese
Fleischsuppe ist däs Königlhum. Eine Republik ist ein ungesotteuer Knö-
del — wer möchte solche Kost? Niemand!
(Applaus: pcwent Republik!)
Die Suppe ist die erstc, nothwcndigste und beste unter allcn Speiscn
— dasselbe ist die Monarchie unter dcn Staatseinrichtungen. Eincm
kranken Staat gibt man einc kräftige Monarchie zu kosten und er wird
genesen. Jn dieser Beziehung ist Deutschland jctzt eine Art Lazareth.
Baden und die kleineren Staaten leiden an der rvthen Ruhr, an Hcrz-
kammerauflösungen, zurückgetretcnen Ministerieu, verstopften Errungcn-
schafteü, Unlerhausbeschwerden, Schwindel oben, Zittern untcn — so ächzt
und seufzt das ganze Staatenspital. Weil nun der prenßische Hafen den
größten Umfang tesitzt und die mciste und kräftigsle Monarchie enthält,
so ninimt es seinen Schöpflöffel und gibt all' dcn unpäßlichcn Bundes-
genoffen was davon zu schlürsen, die die Suppe auch wirklich recht stark
und kräftig, nur etwas sauer, finden und sich für den Augenblick wohl
darauf befinden. Bon manchen Eltern werden die Kinder, wcnn sie nicht
Suppe nehmen wollen, gczüchtigt. Der König von Preußen ist auch cin
solcher Bater und ich wollte es keincm von jencnKleinen rathen, sich dcr
angebotenen Kraftsuppe zu widersetzen!
(Beifallsgemurmel in der Bersammlung.)
Jn der weitcrn Verfolgung meines Bildes habe ich die Ehre zu be-
merkcn, daß ich dcn bewnßtcn Patienten, wic Baden, Sachscn u. a. die