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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 2.1849

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https://doi.org/10.11588/diglit.20260#0150

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Dinstag. Die bayerischc Ncgierung lcgt tn Berlin Beschwcrde
«in. daß sie tn preiißischen Zettungcn so heriintergerissen wird! Man
schließt einen Cartelvertrag, nach welchem man sich die Schriftsteller gcgen-
seitig ausliefert. Richtern und Beklagten wird diese Abwechslnng wohl
thun.

Mi t two ch. Dic Großdcutschen sind furchtbar angestrengt. Samstag
Festessen zu Ehren König Ludwigs. Sonntag Festcssen für Hauptmann
Stieglitz. Montag Festessen zur Göthefeicr. Dienstag Festeffen zurFeicr
der Besiegung UngarnS. Mittwoch nachträglichcs Festcssen zu Ehren des
Geburtstages des österreichischen KaiserS. Donnerstag Fcsteffen zur nach-
träglichen Feier dcr Znstallation des adeligcn Stallmeisters Lerchenfeld
als BLremnützen-Major. — Wir brauchen Männer, die das allgemeine
Wohl im Auge haben, und wahrlich, Bayern ist nicht arm an solchen
Männcrn!

Donnerstag. Es wird nach iiilnmchriger Beendi'gnng des Schul-
jahres eine iiiteressante Brochüre angekündigt: Memoiren eines Zöglings
des Erziehuiigs-Jnstituts in München, unter Leitung dcr pirkrlini vsuL-
Uiotiooriim. Die Brochüre soll Lußerst intereffante'Scitcn dteses frömr
men Haushaltes aufdeckcn, wie man die Jugend behandelt, auf daß sie
geistig und körperlich gesund werde, wie man tüchtige' Staatsdicner und
kräftkge Bürgcr heranbildet, und dergleichen Dinge niehr, worin in jcnem
Jnstitute Erstaunliches, wahrhaft Haarsträubendcs geleistet werdcn soll.

Freitag. Das kgl. Kreis- nnd Stadtgericht in AugSburg bezcich-
net in dem Steckbricfe gegen Fallmcreyer als bcsonderes Kennzeichen: Er
trägt den Nifchanorden.

Entfetzlich!

Eine Ballade, die allen wühlerischen Tendcnzen ausweicht,
und sich immer auf dem harmlosen Gebiet der Romantik be-

wegt:

Es sitzt d!e Gräfin auf der Zinne ihrer Burgcn,

Das Angesicht umffort von Kummer und von Surgen.

Halb welk ist schon dic jugendliche Holde;

So schaut sie tief hinab auf das Gefolde.

Da blührt Alles in des Frühlings Prangen;

Und Jubel tönet von der Böglein Zangen.

Die Rosen duften und die Nelken sprossen;

Und Philomcle flötet aus Cyprossen.

Die Lerchen schmettern und die Käfer summen;

Da klagt die Gräfin: ,,Wann wird er wohl kummen?"
 
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