Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt (3.1850)

u. s. f. Es läßt sich also mit Bestimmtheit daraus rechnen, daß wir ein
ausgezeichnet gutes Jahr bekcmmen.

Aalender.

1. Febr. — Brigitta. Der Kaiser von Oefterreich läßt die
Brigittenau zu einem Tanzplatz herrichten, tanzt bis 3 Uhr Morgens, und
raucht hieraus Cigarren, um einen unangenehme Moderduft zu vertreiben.
Die cst erzählten Worte: „Jetzt dürfen wir aushörcn," scllen zur Zeit
noch nicht ausgesprochen wordcn sein.

2. Febr. — Lichtmeß. Der Abgecrdnete Reinhart tragt darauf
an, daß zur Feier dieses Tages die Lichter in der Kammer abermals ver-
mehrt werden. An cine Kammer - N eini gun g ist vhnedem nicht zu
denken.

3. Febr. — Blasius. Es ist zwar das Waffer auch ein gutes
Mittel um die Stimme zu erhalten, dcch lassen sich mchrerc Viel-Nedner
an diescm Tage auch ncch „einblaselu", damit sie nicht Halsweh bekommen.

4. F ebr. —V er c n i k a (mit dem Schweißtuch). — Künstler-Mas-
kenfcst. Lassaulr, der bekanntlich eine rothe Narren Kappe bekommen hat,
schwitzt sehr stark, wischt sich mit einem weißen Schnupstuch ab, wcbei sich
wunderbarer Weise sein ganzes Gesicht abdrückt. Er verehrt das merkwür-
dige Porträt einer hochgestellten Dame seiner Partei.

5. Febr. — Agathe. An diesem Tag erinnert sich die Münchener-
Hcftheater-Jntendanz mit Schmerzen daran, daß wir gegenwärtig gar keine
Agathe haben.

6. Febr. — Es ergeht daö Reskript an alle Pcstämter des König-
Reichs, daß sie alle Zeitungsbcstellungen chne Unterschied scgleich zu be-
sorgen haben. Einige Pcsthalter schreiben an Bischof Valentin, wie sie
sich zu verhalten hätten, und cb sie nicht wegen der Nichtbcfclgung dieses
Besehles absolvirt werden kcnnten?

7. Febr. — Feierliche Uebergabe des neuen Leichenackers an die
Gemeinde München. Eine Deputation des ärztlichen Congrcsses, Proses-
sor Ringseis an der Spi'tze, wchnt dieser Feierlichkeit bei.

8. Febr. — Man sieht Hrn. v. Lerchenfeld in eisrigem Gespräche
mit einem „Tröger des Umsturzsystem's." —

9. Febr. — Die Köchin des Herrn Psarrers Wolssteiner kcmmt
mit Ertrapost dähier an, um ihn durch ihren persönlichen Einfluß von
seinem übertrieben generösen Antrag auf Herabsetzung der Taggelder ab-
zubringen, doch wird ihr im Museum versichcrt, daß alles bereits in Ord-
nung sei.

10. Febr. — Wiederholung desKünstlermaskenfestes, nur mit einer
kleinen Abänderung: „Liebseelchen, die niemals gelacht" wird nämlich
nicht durch Herrn Fasching umgestimmt, scndern man sagt ihr, daß am
Fastnachtscvntag Wilhelm Tell gegeben wird, und sie fängt sogleich un-
willkürlich hellauf zu lachen an.