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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 3.1850

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https://doi.org/10.11588/diglit.21526#0037

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Ein satyrisches Originalblatt von M. E. Vertram.

Ganzjährig 2 fl., halbj. 1 fl., viertelj. 30 kr., einzelne Nummern 3 kr.

Dritter Vand.

Sonntag.

Mi-a.

24. Februar1850.

Todes MnzeLge.

Der unerforschlichen Natschlust der Majorität hat es gefallen, unsere
innigstgeliebte

königl. Märzproklamativns-Tochter von hier,

gestern Abends halb 6 Ilhr, versehen mit vielen scheinheiligen Sterbmo-
difikationen, nach einem 12tägigen Leiden aus diesem Reichskammerthal
in ein besseres Jenseits abzurufen.

Sie war eine zesunde und kräftige Jungfrau, doch das Preßgesetz
kam ihr zu früh, und die fchweren Strafen, die jedem Drucker in Aussicht
standen, beugten sie nieder. Der § 44 (wer zwei Mal verurtheilt ist,
kann nimmer redigiren) blieb ihr im Magen liegen, und der Artikel von
der gewerbspolizeilichen Einziehung der Concessionen schlug stch ihr auf
die Brust. Selbst die Fontanelle, welche ihr mit dem lctzten Artikcl gesetzt
wurde, daß nämlich die Geschwornen allzeit gefragt werden müssen, ob
keine mildernden Umstände vorhänden sind, war nicht mehr im Stande, die
aufgenommenen schädlichen Materien zu vernichten. Auch war die ganze
Behandlung so salsch, daß sie gezwungcn wurde, den Ge ist ganz aufzu-
geben, nachdem sie vorher noch vom Schleimschlag gerührt worden war.

Wer den lebenslustigcn, ungenirten Charakter der Verblichenen kannte,
wird unsern herben Verlust zu schätzen wiffen. Wir hatten längst die
schmerzliche Ahnung, daß sie ihrer kürzlich verschiedenen Frcundin, der
 
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