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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 3.1850

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https://doi.org/10.11588/diglit.21526#0094

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Schweine — seit der letzten Brochürgeschichte wo möglich noch
tiefer gesunken.

Kälber — stehen sich sast immer gut.

Die Münchener Fleischbörse möchte gewiß nicht tauschen mit der
Frankfurter-, Pariser - oder Wiener - Geldbörse. Wenn Lvuis Napoleon
sein Bauchgrimmen hat, oder andern hohen und bedeutenden Personen
das Geringste zustößt — gleich sallen die Course. Laffen wir aber, von
sckch' einzelnen Fällen gar nicht zu sprechen, ganze Viehseuchen eintreten,
die Münchener Fleischbankiers sind noch lange nicht ängstlich. —

Waö wollte ich noch Alles grüßen? Nichtig — das Hoftheater! Die
Jntendanz achtet nicht auf das Geschrei und Geschreibsel der Leute, läßt
sich auch nicht sortreißen von den Wellen des Tages, wie so manche an-
dere deutsche Bühne, — sondern geht unbeirrt ihren eigenen Weg, und
sie hat recht. Czaar und Zimmermann, Zauberflöte, Rothkäppchen und
ähnliche Novitäten sind uns mit der rühmlichsten Raschheit schon vor-
geführt worden, und wenn auch nicht alles augenblicklich durchgesetzt wer-
den kann, so liegt dieß nicht im Mangel an gutem Willen, sondern einzig
in den Umständen; vläo z. B- Fräulein Haller. — Mit dem Prophe-
ten wird's auch nichts, klagen die Münchener; denn cs ist nicht möglich,
Salome Pockerl und Propheten-Mutter in einer Person zu vereinigen.
Je nun, wer kann da helfen? Man tröste sich mit dem Sprüchwort:
„Prophete rechts, Prophete links — und München in der Mitte!" —

Auch Herrn vr. Sepp grüße ich vielmals; er möge es ja nicht wa-
gen, hieher zu kommcn, denn sein bekannter Plan: Die bayrische Fahne
auf den Zinnen von Belgrad aufzupflanzen, ist hier sehr bekannt, und es
wundert mich, daß die österreichische Regierung nicht längst einen Preis
gesetzt hat auf einen Kopf, in welchem kein geringerer Gedanke reist, als
der, die Monarchie in ihrer ganzen Längc zu erobern. Herr Sepp sagte
schon einmal bei irgend einer Gelegenheit: Napvleon sei ganz derselben
Ansicht gewesen wie er. Kein Wunder, daß die beiden Herren auch in
usurpatorischen Gelüsten übereinstimmen; wer weiß überhaupt, wie sich
diese Aehnlichkeit zwischen Sepp und Napoleon noch weiter answachsen
kann. — So habe ich nun meine Grüße und Küffe verschickt, ohne die
geringsten Anstände zu erleiden; das Kußgeheimniß ist in Wien gewähr-
leistet, und wie ich gestern Abend aus dem Glaeis bemerkte, sogar auch
die Kußöffentlichkeit.

Die Hitze ist hier noch drückender, als der Belagerungsstand. Jm
krnu^nis setzten sich so eben zwei Ritter des ausgehobenen klace-
tum reAium neben mich und äusserten: „es wäre kein trockener — (ich ver-
stand ansangs: kein guter) — Faden mehr an ihnen." Jch dachte an die
gute Heimath, und als der Garycn frug: was ich wünschte, erwiderte
ich: Eine Tasse Ringseis — der Garyon stutzte — nun, Erbsündenge-
 
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