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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 3.1850

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https://doi.org/10.11588/diglit.21526#0177

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L«S

daß Sie mich verstanden haben, meine Herren, die deutsche Jdee ist der
Stock, an dem ich mich unter allen Umständen festhalte." Man beschließt
hierauf, svgleich

DinStag ein geselliges Festmahl tm Thiergarten einzunehmen.
Wenn man der beste Deutsche ist, so la«ge man redenkann, soist
nur der vortreffliche Champagner daran Schuld, wenn mancher Theilneh-
mer aufhört, der beste Deutsche zu sein. Ein Hofbedienter bittet um E r-
laubniß, auf daS Wohl der Armee anstosscn zu dürfen. Es wird ihm
erlaubt — er spricht: Meine Herren, der beste Pr—Deutsche hat mir er-
laubt — da ihm die Worte zu schwer fallen, so wird ihm die übrig e
Rede erlassen, und er setzt sich nieder. Man freut sich allgemein, mjt so
tapfern Kameraden vor den Feind zu gehen. Die besten Deutschen haben
fich nun so voll gegessen und getrunken, daß sie endlich aufbrechen. DaS
herrliche KriegSheer fährt, von dem Nachwehen des weiblichen TreubundeS
begleitet, ab, und wenn kein besonderes Unglück geschieht, so können die
beiden feindlichen Armeen längstens am

Mittwoch Vormittag 10 Uhr in Hof eintreffen, so daß bir halb,
längstenS bis ^ auf 11 Uhr die Schlacht angehen kann. Da die Sache,
um die es fich handelt, sehr einfach ist, nämlich ob derBundeStag wieder
hergestellt werden soll, oder nicht, so kann auch die betreffende Schlacht
unmöglich lange dauern, und sämmtliche Tafernwirthe in Hof haben bis
längstenS halb 3 Uhr das Essen fertig zu halten. An dem nach der
Schlacht abzuhaltenden Diner nehmen natürlich Alle Theil, höchstens mit
AuSnahme der Todten und besonders schwer Verwundeten. — Damit je-
doch zu Hause nicht unterdessen die Demokratie Unfug anfängt, wird am
Donnerstag schon wieder abgereist, und zwar rücken, je nachdem
fich eben der Sieg entschieden hat, entweder die Preußen nach München
oder die Bayern nach Berlin. Herr Rellstab in Berlin und Hr. v. Tiez
in München haben jedenfalls ein begeeistrtes Festgedicht in Bereitschast
zu halten, und an den betreffende« Stellen Raum zu siassen, so daß man
nur: „Preußen" oder „Bayern" hineinzusetzen braucht. Die Theaterin-
tendanz in Berlin wird angewiesen, dafür Sorge zu tragen, daß zur
Feier deS EintreffenS der Sieger die Sonntag auftritt; in Münche n
genügt es, wenn an dem festlichen Abend Herr Allfeld den Masetto singt.
— Werden alle Anordnungen gena« befolgt, und geschieht sonst kein Un -
glück, so können beide herrliche Kriegs-Herre am

Freitag an ihremBestimmungsorte sein und ausruhen, so daß bis
Samftag, 8 Tage nach der Marschbereitschaft, der große Krieg
zwischen den beiden Mächten geendet und entweder Preußen bayrisch oder
Bayern preussisch geworden sein kann. Ordensverleihungen, politische Steck-
briefe, gegenseitige Ausweisuugen und überhaupt der ganze constitutionelle
Verkehr erleiden nicht die geringste Unterbrechung.
 
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