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Kleine Frühstücksplaudereien.
Dic Zahl der brennenden Fragcn ist abcrnrals verinehrt wordcn.
Jn der Kemptner Zeitnng lenkt Hr. Waibel die Anfinertsanikeit Enropa's
anf sich und den llmstand, daß ihin für dic Zustellnng seiner Zeitnngen
von dcr Post einc Gebühr abvcrlangt werde, da doch naih dcr allerböchsten
Verordnnng voin Jahre 1818 die Post von den Vcrlcgern ihrcn Rabatt
zn erhebcn, fonst aber kcine wciteren Auflagcn zu inachcn bercchtigt sci.
Herr Waibel bezahlt dic Gebühr nicht, läßt anch seinc Blätter nicht holcn,
sondcrn provocirt einen Ausspruch des Gerichts, auf den inan inindcstens
cbcnso gcspannt ist, wie unlängst auf den Proceß gegen Hcrrn Wittinann.
Herr Waibcl incint, dcrlci Zustellgebühren scicn nur da, uni den Bancrn
— iind Keinptener Rcchtsräthen — das Lesen zu verleiden, also preß-
freihcitfeindliche Manocuvres. Zu dcn viclen Bcdrückungcn, welchc gegcn-
wärtig die Presse in Bayern zu erleidcn hat, koniint noch eine Zustell-
gebühren-Bcdrückung und Hcrr Waibel hat iintcrni 15. Fcbr. 1868 den
Kanipf dagegen cröfsnct. Wir crlanben nns hiezu solgende Benierkungcn:
Die Post erhebt von dcn Zeitungsverlcgern 25, beziehungswcise 20 Procent
für die Vcrsendnng dcr Blätter durch ganz Bayern. Die Verkehrs-
Anstalt hat einen eigenen Zeitungserpcditionsdienst eingerichtet, dcr bei
den Hauptänitern, z. B. Miinchen, Nürnberg, Augsburg wahrhaft
großartige Diniensionen anniinuit; der Vcrlcger braucht nur dic von
dcr Post verlangte Stückzahl an dicselbe abznliefcrn uud sich wciter nm
nichts zu kümiuern. Das Bestehen der ganzen Einrichtung, insofern ihrc
Benütznng keincni Blatt verweigcrt wcrdcn kann, ist also zu Gnnstcn
der Pressc; niüßtcn die Verleger jcde auswärtige Bcstellung selbst in
Empfang nehnien und direkt eiiedigcn, so brauchtcn sie dafür cin eigcnes
Bureau uud würdcn in dcn nieistcn Fällcn wahrschcinlich auf das Vcr-
senden ihres Blattes lieber ganz verzichten. Jn Baycrn wird iu dieser
Bezichung ain libcralstcn zu Wcrk gcgangen, während in Preußcn,
untcr dessen Herrschaft uns dic von Herrn Waibcl bestellten Blätter
bringcn niöchten, der Postdebit verweigert und tauscnderlei Schwierig-
kciten bereitct werdcn köunen und auch bcreitet werdcn. Dcr obcn er-
wähnte Rabatt gehört jedoch nur für die Versendung an dcn Be-
stellort; bci den größcren Posterpeditionen haben die Abonncnten ihre
cigcncn Fächer, in welche die angekoninicncn Zcitungen gesteckt werden.
Will Jcniand scin Blatt auch noch voin Briefträger in's Haus ge-
tragen haben, so versteht es sich von selbst, daß dafür eine Zustellgebühr
vcriangt werdcn kann und muß, denn umsonst ist dcr Tod, was auch
Hcrr Nechtsrath Waibel wisscn wird. Jst ein Blatt mit eincr Franto-
marke vcrsehen angekommen, so versteht sich die Gratiszustellung von sclbst.
Dic bci eincm Postamt bestellten Zeitungen brauchen abcr amtlich nnr an
jene Erpedition gcschickt zu wcrden, wclche sie bestellt hat; dcn Abonnentcn
kennt man nicht. Die Begncmlichkeit für Publikum und Vcrlegcr ist
augenfällig. Wcnn Hr. Waibcl vcrlangt, daß man ihm die Nationalvercins-
wochenschrift u. s. w. gratis in's Haus nachträgt, und sich dabci höchstens
auf scinc Volksmanns-Großmuth verläßt, so ist das unbillig. Der Brief-
träacr hat keine Zcit, scine Zeit gchört ciner hohen Gencraldircktion der
Verkchrsanstaltcn; hohe Gencraldirektionen aber müßcn daranf sehen, daß
alle Zcit, die ihnen gehört, auch Gcld sci.
Kleine Frühstücksplaudereien.
Dic Zahl der brennenden Fragcn ist abcrnrals verinehrt wordcn.
Jn der Kemptner Zeitnng lenkt Hr. Waibel die Anfinertsanikeit Enropa's
anf sich und den llmstand, daß ihin für dic Zustellnng seiner Zeitnngen
von dcr Post einc Gebühr abvcrlangt werde, da doch naih dcr allerböchsten
Verordnnng voin Jahre 1818 die Post von den Vcrlcgern ihrcn Rabatt
zn erhebcn, fonst aber kcine wciteren Auflagcn zu inachcn bercchtigt sci.
Herr Waibel bezahlt dic Gebühr nicht, läßt anch seinc Blätter nicht holcn,
sondcrn provocirt einen Ausspruch des Gerichts, auf den inan inindcstens
cbcnso gcspannt ist, wie unlängst auf den Proceß gegen Hcrrn Wittinann.
Herr Waibcl incint, dcrlci Zustellgebühren scicn nur da, uni den Bancrn
— iind Keinptener Rcchtsräthen — das Lesen zu verleiden, also preß-
freihcitfeindliche Manocuvres. Zu dcn viclen Bcdrückungcn, welchc gegcn-
wärtig die Presse in Bayern zu erleidcn hat, koniint noch eine Zustell-
gebühren-Bcdrückung und Hcrr Waibel hat iintcrni 15. Fcbr. 1868 den
Kanipf dagegen cröfsnct. Wir crlanben nns hiezu solgende Benierkungcn:
Die Post erhebt von dcn Zeitungsverlcgern 25, beziehungswcise 20 Procent
für die Vcrsendnng dcr Blätter durch ganz Bayern. Die Verkehrs-
Anstalt hat einen eigenen Zeitungserpcditionsdienst eingerichtet, dcr bei
den Hauptänitern, z. B. Miinchen, Nürnberg, Augsburg wahrhaft
großartige Diniensionen anniinuit; der Vcrlcger braucht nur dic von
dcr Post verlangte Stückzahl an dicselbe abznliefcrn uud sich wciter nm
nichts zu kümiuern. Das Bestehen der ganzen Einrichtung, insofern ihrc
Benütznng keincni Blatt verweigcrt wcrdcn kann, ist also zu Gnnstcn
der Pressc; niüßtcn die Verleger jcde auswärtige Bcstellung selbst in
Empfang nehnien und direkt eiiedigcn, so brauchtcn sie dafür cin eigcnes
Bureau uud würdcn in dcn nieistcn Fällcn wahrschcinlich auf das Vcr-
senden ihres Blattes lieber ganz verzichten. Jn Baycrn wird iu dieser
Bezichung ain libcralstcn zu Wcrk gcgangen, während in Preußcn,
untcr dessen Herrschaft uns dic von Herrn Waibcl bestellten Blätter
bringcn niöchten, der Postdebit verweigert und tauscnderlei Schwierig-
kciten bereitct werdcn köunen und auch bcreitet werdcn. Dcr obcn er-
wähnte Rabatt gehört jedoch nur für die Versendung an dcn Be-
stellort; bci den größcren Posterpeditionen haben die Abonncnten ihre
cigcncn Fächer, in welche die angekoninicncn Zcitungen gesteckt werden.
Will Jcniand scin Blatt auch noch voin Briefträger in's Haus ge-
tragen haben, so versteht es sich von selbst, daß dafür eine Zustellgebühr
vcriangt werdcn kann und muß, denn umsonst ist dcr Tod, was auch
Hcrr Nechtsrath Waibel wisscn wird. Jst ein Blatt mit eincr Franto-
marke vcrsehen angekommen, so versteht sich die Gratiszustellung von sclbst.
Dic bci eincm Postamt bestellten Zeitungen brauchen abcr amtlich nnr an
jene Erpedition gcschickt zu wcrden, wclche sie bestellt hat; dcn Abonnentcn
kennt man nicht. Die Begncmlichkeit für Publikum und Vcrlegcr ist
augenfällig. Wcnn Hr. Waibcl vcrlangt, daß man ihm die Nationalvercins-
wochenschrift u. s. w. gratis in's Haus nachträgt, und sich dabci höchstens
auf scinc Volksmanns-Großmuth verläßt, so ist das unbillig. Der Brief-
träacr hat keine Zcit, scine Zeit gchört ciner hohen Gencraldircktion der
Verkchrsanstaltcn; hohe Gencraldirektionen aber müßcn daranf sehen, daß
alle Zcit, die ihnen gehört, auch Gcld sci.