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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 16.1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.25836#0088

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Alle Diejmigen, welche sich auf angmehrne Art cine gründliche
Bildung aneignen wollen, werden aufmerksain gemacht, daß der bekannte
Literat Wittmann im Begriff steht, in Landshnt einen Arbeiter-
bildungsverein zu gründen. Alle „Provincialbewohner" sind znr
Bctheilignng eingeladen. Beim Eintritt der schönen Jahreszeit macht der
Verein nnter Führnng des Hcrrn Wittmann einen Ausflug, wobei cin
Berg bestiegen wird, den man nicht erreichm kann.

(Wissenschaftliche Veilchen, die im Verborgenen blühen.) Eine große
nnd besternte Notabilität entdeckte vor einiger Zeit in der Glypthothek
an einem antiken Gegenstand eine Jnnsckrift, die sie nicht zu entziffern
vermochte. Man schickte sofort eine Copie mit dcr Bitte nm Erplication
an das Pariser Jnstitut. Die Antwort erfolgte alsbald in dem Sinne,
daß man die gewünschte Aufklärung uicht geben könne, daß übrigens
Eiusender dic rcchte Hülfe ganz in dcr Nähe habe, indem der Gym-
nasiallehrer N. N. in München für die Pariser Akademie fort-
während Jnnschriftm entziffere. Die hohe Kunstnotabilität wandte sich an
den bescheideneu Müuchencr Professor, der auch das Räthsel sofort löste.

Dieser Tage wurden uns etwa ein halb Dutzmd „Kempteuer Zeitungen"
anonym zngeschickt, worin Herr Waibel gegcu unsern Zeitungsablicfer-
ungsgebührenerhebungsartikel replicirt. Vor Allem nimmt es der Herr
Rechtsrath übel, daß man so wichtige, von ihm auf's Tapet gebrachte
Fragen durch „Frühstücksplaudereim" bereinigen wolle. Herr Waibel hat
Recht; solche Diuge erfordern mehr eine sittlich ernste Erwägung. Doch
wird er uns zugestehen, daß wir ihn in dem eigentlicheu Zweck seiuer
Polemik: nämltch die Aufmerksamkeit auf ihn zu lenken, unterstützt haben.
Mehr könncu wir in dieser Sache vorderhand nicht thun.

Das Dr esd ener Publikum ist gegenwärtig aus's höchste in Anspruch
geuommen, nicht etwa von einem neuen Beust'schen Reformprojekt, sondern
von dcm „Baier'schen Bockbier", das seit Beginn dieses Monats
dort ausgeschmkt wird. Es hcrrscht nur eine Stimme der Bewunderung:
„Na, hären Se, ein so scheeues Bier, das gibt's gar nicht wieder!" —

Dcr „Agxnt dcs Nationalvcreins sür Landshut" will in einem
dortigcn Blatte glauben niachen, der Punsch habe an sciner berühmten
Rede allerlei „verdrcht", „vcrstellt" u. s. w. Das zieht nicht, Verehrtester!
Uusere Nackschrift ist ganz correkt und hätte noch wcit größere Ausbeute
gcgebeu, weuu der Naum dicses Blattcs uicht so beschränkt wäre. Wie
vortrefslich wäre z. B. die Stelle, wo das Wort „Freiheit" dem Wort
„Bajonetl" gegcnübergestellt wird! — Jndeß kann aus der Westendhalle
nicht nur cine stylistische svndern sogar eine orthographische Umwälznng
hervorgehen, indem sich bci der letzteu Versammluug auch der bckanute
Urheber der neucn „Schreib lare" am Ausschußtisck bcfunden hat; ob
mit oder ohne Berechtigung, wissen wir nicht.

ZE" HrklliMiliiM LeslelluuFeii kiei ulleu ?08lüui1elu.

Druck der vr. Wild'schen Buchdruckerei (Purcus).
 
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