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Etnias für ^englische Agenten".
'Aeuesten Enthülluugen über die griechisch-bayerische Ver-
schwörung zufolge sollte der vertriebeue Herrscher mit„einer Flotte
in Hellas wieder landen. Wir können dem beifügen, daß das
im vorigen Herbst ausser Thätigkeit gesetzte Chiemsee-Damps-
schiff von seinem Eigenthümer, Knpferschmiedmeister Feßler,
wirklich heimlich gepanzert und per Achse nach Triest trans-
portirt worden war, um als bayerischer „Monitor" den helleni-
schen Rebellen auf deir Leib zu rücken. Deßgleichen läßt sich
nicht länger verheimlichen, daß am Sce des Münchener englischen
Gartens, beim sogen. Milchhäusl, seit geraumer Zeit eine ge-
heime Rhederei im Gange ist, in welcher Kanonenschalnppen
gebaut werden, um damit in den griechischen Gewässern eine
Art legitimistischen See-Brigantaggio in Scene zn setzen. —
Anch sind im hiesigen Münzamt so viele Drachmen geprägt,
daß zu deren Unterbringung ans dem benachbarten Hofbräuhaus
Fässer entlehnt werden mnßten, die dann als angebliches Sal-
vatorbier nach Hellas gehen, um die royalistische Begeisternng
der Mainoten anzuregen. — Aus den „Leichenbergen" und
„Blutströmen", dnrch welche sich nach Mavrokordatos' Rund-
schreiben die Bayern wieder den Weg zum Throne bahnen müßten,
macht man sich dahier gar nichts. Das Bedürsniß, über Grie-
chenland zu herrschen, ist im ganzen bayerischen Volksstamme
plötzlich so rege geworden, daß seder Einzelne bereit wäre, sür
die Verwirklichnng dieser glücklichen Jdee Gnt nnd Blut zu geben.
Die dentsche Frage nnd selbst spccifische Angelegenheiten treten zurück
vor der einen großcn Anfgabe: wie ist es zu machen, den Thron
des Kodrus Bayern zu erhalten? Der augenblicklich in Athen
herrschende Geldmangel ist nicht im Stande, an dieser Sympathie
etwas zu ändern; zur Wiederherstellung eines griechischen Natio-
nalvermögens würde man sich sogar zwei weitere Bierpfennige
gefallen lassen. Da könnten die Hellenen sreilich lachen! Jedes
srisch angestochene Faß müßte ihren Credit vermehren und aus
Jnteresse für's Classische würde sich vielleicht mancher im Heim-
gehen begriffene Gast noch zn einer Steh-Maß entschließen.
— Schon die Gymnasiasten zeigen bei uns eine so eminente
Vorliebe für's Griechische, daß sie darüber selbst andere Fächer
vernachlässigen nnd mancher junge Mann sein Absolutorium in
der Tasche hat, ohne noch einen ordentlichen Schlauch spielen
zu können.
Darum mögen die Griechen jede Hoffnnng, sich der bayeri-
schen Dynastie zn entledigen, aufgeben. Wollte auch die Dynastie
selbst nicht mehr, so würde sie das Volk dazu zwingen. Der
Etnias für ^englische Agenten".
'Aeuesten Enthülluugen über die griechisch-bayerische Ver-
schwörung zufolge sollte der vertriebeue Herrscher mit„einer Flotte
in Hellas wieder landen. Wir können dem beifügen, daß das
im vorigen Herbst ausser Thätigkeit gesetzte Chiemsee-Damps-
schiff von seinem Eigenthümer, Knpferschmiedmeister Feßler,
wirklich heimlich gepanzert und per Achse nach Triest trans-
portirt worden war, um als bayerischer „Monitor" den helleni-
schen Rebellen auf deir Leib zu rücken. Deßgleichen läßt sich
nicht länger verheimlichen, daß am Sce des Münchener englischen
Gartens, beim sogen. Milchhäusl, seit geraumer Zeit eine ge-
heime Rhederei im Gange ist, in welcher Kanonenschalnppen
gebaut werden, um damit in den griechischen Gewässern eine
Art legitimistischen See-Brigantaggio in Scene zn setzen. —
Anch sind im hiesigen Münzamt so viele Drachmen geprägt,
daß zu deren Unterbringung ans dem benachbarten Hofbräuhaus
Fässer entlehnt werden mnßten, die dann als angebliches Sal-
vatorbier nach Hellas gehen, um die royalistische Begeisternng
der Mainoten anzuregen. — Aus den „Leichenbergen" und
„Blutströmen", dnrch welche sich nach Mavrokordatos' Rund-
schreiben die Bayern wieder den Weg zum Throne bahnen müßten,
macht man sich dahier gar nichts. Das Bedürsniß, über Grie-
chenland zu herrschen, ist im ganzen bayerischen Volksstamme
plötzlich so rege geworden, daß seder Einzelne bereit wäre, sür
die Verwirklichnng dieser glücklichen Jdee Gnt nnd Blut zu geben.
Die dentsche Frage nnd selbst spccifische Angelegenheiten treten zurück
vor der einen großcn Anfgabe: wie ist es zu machen, den Thron
des Kodrus Bayern zu erhalten? Der augenblicklich in Athen
herrschende Geldmangel ist nicht im Stande, an dieser Sympathie
etwas zu ändern; zur Wiederherstellung eines griechischen Natio-
nalvermögens würde man sich sogar zwei weitere Bierpfennige
gefallen lassen. Da könnten die Hellenen sreilich lachen! Jedes
srisch angestochene Faß müßte ihren Credit vermehren und aus
Jnteresse für's Classische würde sich vielleicht mancher im Heim-
gehen begriffene Gast noch zn einer Steh-Maß entschließen.
— Schon die Gymnasiasten zeigen bei uns eine so eminente
Vorliebe für's Griechische, daß sie darüber selbst andere Fächer
vernachlässigen nnd mancher junge Mann sein Absolutorium in
der Tasche hat, ohne noch einen ordentlichen Schlauch spielen
zu können.
Darum mögen die Griechen jede Hoffnnng, sich der bayeri-
schen Dynastie zn entledigen, aufgeben. Wollte auch die Dynastie
selbst nicht mehr, so würde sie das Volk dazu zwingen. Der