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Klcine Frnhstücksplaudereien.
Der Todtgeburtstag dcr „ deutschcn Neichsvcrfassuug" (28. März)
wurde natürlich auch iu Kempteu begaugcu, uud zwar im Gasthaus
zum K r euz. Die Uuterhaltuug war, wie die Kemptuer Ztg. versichert, recht
ernst uud würdig. Auck zwei aufgelöste Abgeorduete nahmeu, erhaltener
Eiuladuug zufolgc, Theil darau: die Herreu Stadler uud Hiru-
b ci u. Herr Waibel war wegeu Heiserkeit leider vcrhiudert uud schrieb
indeß zu Hause au seiuem großeu Werk über die Zeituugszustellgebüh-
reu. Eiu von früherer Zeit bekaunter Volksvcrtreter: Herr Schnetzer
eutwarf, wie eiu uus zugekommeuer Bericht sagt, eiu sehr kräftiges
Bild von der deutschen Ohumacht.
Wie unverantwortlich durch die Arbeitervereiusspielerei deu uu - uud
halbgebildcteu Leuteu dcr Kopf verwirrt wird, dürfte Folgendes beweiseu:
Eiue „Arbeiter"-Versammluug iu Leipzig beschloß die Grüuduug
eiues „allgemeiueu deutscheu Arbeitervereius", und zwar zu dem Zwecke,
um iu alleu deutscheu Länderu eiue Agitatiou für Einführuug direk-
ter Wahlen hcrvorzurufeu, weil nur so das Loos dcr Arbeitcr zu ver-
besferu sei. Wer jemals „Arbeiter" in seiuen Dieusten hatte oder hat, wird
voir dem „elendeu Loose" derselbeu gauz eigeue Begriffe erhalteu. Daß
aber die schlimme Lage der Arbeiter, weuu vou eiuer solcheu die Redc seiu
könute, sich dahcr schriebe, weil wir indirekte Landtagswahleu habeu—das
ist eiu würdiger Debatteustoff für die Westendhalle.
Vou Leipzig aus ergeht der Aufruf zu eiuer großartigeu Samm-
lung, um den bcrühmteu Ulmer Müuster zu restauriren. Es ist wahr:
der Münster ist herrlich und er muß vor dem Verfall bewahrt werdeu,
aber — weun uur nicht gar so viel Sammluugeu wäreu!
Ein Berliner Blatt meldet: „Dem Geiger Sivori wurde der
Krouenorden III. Classe verliehen; er trug ihu bercits im letzteu Hof-
coucert; außerdem erhielt er auch eiu bedeuteudes Honorar uud die
ganze Einuahme seiues Concertes im Operuhause." Ju Berliu ist man
bei solcheu Gelegenheiteu, besonders wenu es sich um Frauzoseu oder
Jtalieuer handelt , äußerst nobel uud splendid. Freilich darf mau dabei
uicht au die bekauute Verfüguug deukeu, daß alle wisseuschaftlicheu Au-
stalteu Preußeus ihre Ausgabeu nur auf das Nothweudigste zu be-
schränkeu haben! Daß iu ueuerer Zeit Jemandeu vom Abgeordueteuhause
oder vou der Prcsfe eiu hoheuzolleru'scher Ordcu verlieheu wordeu sei, hat
man uicht gehört; freilich: diese Leute geigeu ja die Wahrheit!
Der Wiener „Hausjörgel" erzählt folgeude drollige Geschichte: Eiu
Dienstmanu (Packträger) bettelte iu Begleituug eines ärmlich gekleideten
Menscheu vou Thür zu Thür. Als ihn uuu Jemaud aufmerksam machte,
daß auch der Dienstmauu eiu Stück Ehre in seiuer Iluiform steckeu habe,
erwiderte der Getadelte: „Erlaubeu S', ich weiß schon selber, was ich zu
thuu hab. Der Herr da ist eiu Slavouier und kauu uicht deutsch, deß-
wegeu hat er mich auf zwei Stuudeu g'uommeu, daß ich für ihu bedl'".
Unter deu Hülfeleistungen „aller Art", wozu die Dieustmänner zu em-
pfehlen sind, gehört also auch das „Bedl'n Helfeu".
Klcine Frnhstücksplaudereien.
Der Todtgeburtstag dcr „ deutschcn Neichsvcrfassuug" (28. März)
wurde natürlich auch iu Kempteu begaugcu, uud zwar im Gasthaus
zum K r euz. Die Uuterhaltuug war, wie die Kemptuer Ztg. versichert, recht
ernst uud würdig. Auck zwei aufgelöste Abgeorduete nahmeu, erhaltener
Eiuladuug zufolgc, Theil darau: die Herreu Stadler uud Hiru-
b ci u. Herr Waibel war wegeu Heiserkeit leider vcrhiudert uud schrieb
indeß zu Hause au seiuem großeu Werk über die Zeituugszustellgebüh-
reu. Eiu von früherer Zeit bekaunter Volksvcrtreter: Herr Schnetzer
eutwarf, wie eiu uus zugekommeuer Bericht sagt, eiu sehr kräftiges
Bild von der deutschen Ohumacht.
Wie unverantwortlich durch die Arbeitervereiusspielerei deu uu - uud
halbgebildcteu Leuteu dcr Kopf verwirrt wird, dürfte Folgendes beweiseu:
Eiue „Arbeiter"-Versammluug iu Leipzig beschloß die Grüuduug
eiues „allgemeiueu deutscheu Arbeitervereius", und zwar zu dem Zwecke,
um iu alleu deutscheu Länderu eiue Agitatiou für Einführuug direk-
ter Wahlen hcrvorzurufeu, weil nur so das Loos dcr Arbeitcr zu ver-
besferu sei. Wer jemals „Arbeiter" in seiuen Dieusten hatte oder hat, wird
voir dem „elendeu Loose" derselbeu gauz eigeue Begriffe erhalteu. Daß
aber die schlimme Lage der Arbeiter, weuu vou eiuer solcheu die Redc seiu
könute, sich dahcr schriebe, weil wir indirekte Landtagswahleu habeu—das
ist eiu würdiger Debatteustoff für die Westendhalle.
Vou Leipzig aus ergeht der Aufruf zu eiuer großartigeu Samm-
lung, um den bcrühmteu Ulmer Müuster zu restauriren. Es ist wahr:
der Münster ist herrlich und er muß vor dem Verfall bewahrt werdeu,
aber — weun uur nicht gar so viel Sammluugeu wäreu!
Ein Berliner Blatt meldet: „Dem Geiger Sivori wurde der
Krouenorden III. Classe verliehen; er trug ihu bercits im letzteu Hof-
coucert; außerdem erhielt er auch eiu bedeuteudes Honorar uud die
ganze Einuahme seiues Concertes im Operuhause." Ju Berliu ist man
bei solcheu Gelegenheiteu, besonders wenu es sich um Frauzoseu oder
Jtalieuer handelt , äußerst nobel uud splendid. Freilich darf mau dabei
uicht au die bekauute Verfüguug deukeu, daß alle wisseuschaftlicheu Au-
stalteu Preußeus ihre Ausgabeu nur auf das Nothweudigste zu be-
schränkeu haben! Daß iu ueuerer Zeit Jemandeu vom Abgeordueteuhause
oder vou der Prcsfe eiu hoheuzolleru'scher Ordcu verlieheu wordeu sei, hat
man uicht gehört; freilich: diese Leute geigeu ja die Wahrheit!
Der Wiener „Hausjörgel" erzählt folgeude drollige Geschichte: Eiu
Dienstmanu (Packträger) bettelte iu Begleituug eines ärmlich gekleideten
Menscheu vou Thür zu Thür. Als ihn uuu Jemaud aufmerksam machte,
daß auch der Dienstmauu eiu Stück Ehre in seiuer Iluiform steckeu habe,
erwiderte der Getadelte: „Erlaubeu S', ich weiß schon selber, was ich zu
thuu hab. Der Herr da ist eiu Slavouier und kauu uicht deutsch, deß-
wegeu hat er mich auf zwei Stuudeu g'uommeu, daß ich für ihu bedl'".
Unter deu Hülfeleistungen „aller Art", wozu die Dieustmänner zu em-
pfehlen sind, gehört also auch das „Bedl'n Helfeu".