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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 16.1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.25836#0215

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S07

Kleine Frühstücksplaudereien.

Jn Betreff der Aktienzeichnunsisergebnisse zunr neuen „Volkstheater"
hhrt man widersprechende Angaben. Welche anch die richtigen sein mogen,
so stehen wir bei diesem Projekt jedensalls vor der Alternative: cntweder
wird es ein ächtes Aktientheater, d. h. ein solches, dessen Akticn reutiren
und in diesem Fall muß es dem Tagesgeschmack huldigen uud die Vor-
stadtmuse vou Wien und Berlin mit .all' ihrem Zubehör in das bisher
verschonte München einfnhren; oder mau führt das Unternehmen im
besseren Sinne durch und sucht den Geschmack des großen Publikums,
selbst wenn es ein paar Jahre lang widerstreben sollte, wirklich und uach-
haltig zu bilden; in diesem Fall wird nicht uur keine Dividcnde oder
Superdividende, sondern ein Deficit nnd Superdeficit herauskommen.
Eine Geschmacksverbesserung'auf Aktien ist als innerer Wider-
spruch vollkommen unpraktisch. Daß München ein zweites, ein volks-
thümliches Theater bedarf, wollen wir nicht anstreiten; aber eben so
sicher ist, daß nur die Gemeiude oder noch besser die k. Hoftheaterintendanz
ein solches zu schaffeu und auch über Bord zu halten im Stande ist.
Das traurige Schicksal, dem in neuester Zeit uahezu alle zweiten
Theater zum Opfer fallen, dürfte den Beweis liefern, daß es zur
Erhaltung solcher Institnte anderer und größerer Kräfte bedarf, als
sie irgend einem Privatmann oder einer Gesellschaft, die Geld gewinnen
wollen, zu Gebote stehen. Diese Ueberzeugung könnte uns nicht verlassen,
auch wenn das gegenwärtige „Comite" ganz anders zusammengesetzt wäre.

(Schlechter Witz eines Landrathes.) — Als unlängst bei einer Land-
rathssitzung die Unterstützung der Chiemseer Dampfschifsfahrt aus Kreis-
mitteln angeregt wurde, bemerkte ein Redner: „Zuletzt bekomme man noch
eine Kreisdampfschifsfahrt." Der Hr. Landrath erinnert an einen Patien-
ten, der sich vor einigen Jahren in- der Kreisirrenanstalt besand und an
alle Stellen und Behörden fortwährend Eingaben richtete, mir der iro-
nischen Unterschrift: „N. N. k. b. Kreis-Jrrer."

Der Jahrestag der Schlacht von Waterloo, der an den „freisinnigen"
Münchener Bierkellern dießmal ganz spurlos vorüberging, wurde in H a n-
no ver, dem erst vor Kurzem einiges Morgenroth aufging, glänzend be-
gangen. Gymnasiasten hielten, wie die Zeitungsberichte sagen, gediegene
Reden und Abends wurde das schwarzrothgoldene Banner in Brillantfeuer
dargestellt. Wie man die schwarze Farbe pyrotechnisch wiedergibt, wäre
interessant zu sehen.

(Ceremonien-Deutsch). Jn dem officiellen Programm zur feierlichen
Landtagseröffnung heißt es: „Seine K. H. Prinz Ludwig treten rc. und
beschwören den vorgelesenen Eid."
 
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