DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.25836#0247
239
llnbegreiflich bleibt es mir, warum bei der lehten, so stiirmi-
schen Generalversammlung des Münchener Darlehensvereines der
Präsident seinen Hut nickt aufsetzte? Hatte er vielleickt keinen,
oder war er ihm gegen einen alten ausgetausckt worden?
Pimplhuber,
alter, ersabrener Zuhörer.
Kleine Frühstücksplaudereien.
Für den Enthusiasmus ist hcuer ein gesegnetes Jahr. Bei dem
Schützenfest in Im Obnnx clo k'oncl umarmte ein Alalländer einen
Dentschen nnter grotzem Applaus und mehrere Deutsche sieht man Arm
in Arm mit Jtalienern spazieren gehen. Berichterstatter gewisser Farbe
sind sehr gerührt darüber! — Wir möchten aber wissen, mit wem man
Deutsche nickt schon „Arm in Arm" geseben hätte?
Am I. Juli fand inLandsberg anch etwas statt, wozn die Theil-
nehmer von Nah und Fern herbcigestromt warcn und worüber sich nachher
die allgemeine Befriedigung knnd gab. Nun, was war das? Ein
Turnertag? Ein Sängerfest? Eine Fahnenwcihe? — Nichts von alledem !
— Nun, was war's denn? — Ein Schafmarkt.
Anfgew ärmtes. Das „schwarze Buch", das im Jahre 1850 in
Nürnberg herauskam und von Rang L Comp. verfaßt war, soll nun noch
ein Mal vor der Oeffentlichkeit einc Rolle spiclen, indcm sich Hcrr Rang
zn verschiedenen ercessiven Angrifsen anf Regiernngs- und Kammermit-
glieder hinreissen ließ, nnd zwar in einem von ihm versnchsweise ge-
gründetcn Blatt: „Der Zuschaner". Eincn zweiten Nürnbcrger Anzeiger,
scheint es, wollte er nicht anfangen, oder es fehlte ihm das Genie dazu.
Bei der großen Eoncertflnth ist eine Neuheit in diesem Genre
inimer willkommen. Jn Wien gibt dermalen ein Badergeselle Concerte,
und zwar anf seincm Jnstrnment, dem Rasirmesser. Dieser Bart- Sivori
hat einen äußerst eleganten Ansatz und einen klassischcn Strich; es ist
unbegreiflich, wie cinem menschlichen Handgelenk ein solches Piano mog-
lich sein kann. Wie die meisten Violinistcn stülpt auch er vor Beginn
die Aermel etwas zurück, das ist aber auch Alles; Schweiß abwischen und
andere Manöver, womit man die Leute sonst einscift, kennt er nicht.
Dieser Rasirvirtuose hcißt Keiztely aus Ungarn, besitzt zwar keinen Or-
den, gibt auch keine Conzerte zum Bcsten der Armen, aber die nntere
Klasse hat doch ihren Nutzen von ihm, indem er immer 60 bis 70 seit
einer Woche nicht rasirte Arbeiter in einer halben Stnnde so glatt macht,
als wärcn sie neugeborcn. Er rühmt sich eines Bewußtseins, das so man-
cher Mächtige dieser Erde gern erkaufen möchte, er hat nämlich nie einen
Tropfen Blnt vergossen. Die Produktionen dieses ungarischen Figaro sind
sehr besucht.
llnbegreiflich bleibt es mir, warum bei der lehten, so stiirmi-
schen Generalversammlung des Münchener Darlehensvereines der
Präsident seinen Hut nickt aufsetzte? Hatte er vielleickt keinen,
oder war er ihm gegen einen alten ausgetausckt worden?
Pimplhuber,
alter, ersabrener Zuhörer.
Kleine Frühstücksplaudereien.
Für den Enthusiasmus ist hcuer ein gesegnetes Jahr. Bei dem
Schützenfest in Im Obnnx clo k'oncl umarmte ein Alalländer einen
Dentschen nnter grotzem Applaus und mehrere Deutsche sieht man Arm
in Arm mit Jtalienern spazieren gehen. Berichterstatter gewisser Farbe
sind sehr gerührt darüber! — Wir möchten aber wissen, mit wem man
Deutsche nickt schon „Arm in Arm" geseben hätte?
Am I. Juli fand inLandsberg anch etwas statt, wozn die Theil-
nehmer von Nah und Fern herbcigestromt warcn und worüber sich nachher
die allgemeine Befriedigung knnd gab. Nun, was war das? Ein
Turnertag? Ein Sängerfest? Eine Fahnenwcihe? — Nichts von alledem !
— Nun, was war's denn? — Ein Schafmarkt.
Anfgew ärmtes. Das „schwarze Buch", das im Jahre 1850 in
Nürnberg herauskam und von Rang L Comp. verfaßt war, soll nun noch
ein Mal vor der Oeffentlichkeit einc Rolle spiclen, indcm sich Hcrr Rang
zn verschiedenen ercessiven Angrifsen anf Regiernngs- und Kammermit-
glieder hinreissen ließ, nnd zwar in einem von ihm versnchsweise ge-
gründetcn Blatt: „Der Zuschaner". Eincn zweiten Nürnbcrger Anzeiger,
scheint es, wollte er nicht anfangen, oder es fehlte ihm das Genie dazu.
Bei der großen Eoncertflnth ist eine Neuheit in diesem Genre
inimer willkommen. Jn Wien gibt dermalen ein Badergeselle Concerte,
und zwar anf seincm Jnstrnment, dem Rasirmesser. Dieser Bart- Sivori
hat einen äußerst eleganten Ansatz und einen klassischcn Strich; es ist
unbegreiflich, wie cinem menschlichen Handgelenk ein solches Piano mog-
lich sein kann. Wie die meisten Violinistcn stülpt auch er vor Beginn
die Aermel etwas zurück, das ist aber auch Alles; Schweiß abwischen und
andere Manöver, womit man die Leute sonst einscift, kennt er nicht.
Dieser Rasirvirtuose hcißt Keiztely aus Ungarn, besitzt zwar keinen Or-
den, gibt auch keine Conzerte zum Bcsten der Armen, aber die nntere
Klasse hat doch ihren Nutzen von ihm, indem er immer 60 bis 70 seit
einer Woche nicht rasirte Arbeiter in einer halben Stnnde so glatt macht,
als wärcn sie neugeborcn. Er rühmt sich eines Bewußtseins, das so man-
cher Mächtige dieser Erde gern erkaufen möchte, er hat nämlich nie einen
Tropfen Blnt vergossen. Die Produktionen dieses ungarischen Figaro sind
sehr besucht.