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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 16.1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.25836#0270

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Ä^onumente haben in neuerer Zeit einiges Pech. Die
Propyläen in München, mit der plastischen Darstellung der Blüthe
Griechenlands unter König Otto wurden zur selben Zeit erösfnet,
als der König gezwungen war, das von elender Zwietracht zer-
rissene Land zu meiden. — Jn Reutlingen enthüllt man das
Standbild des Nationalökonomen List, des Schöpfers und Ver-
breiters der Zollvereinsidee in dem Augenblick, wo der Zollverein
allem Anscheine nach aus den Fugen geht. — Sollte man nach
solchen Antecedentien der Eröffnung der Befreiungshalle bei
Kelheim am 18. Oktober nicht mit einer gewiffen Bangigkeit
entgegensehen? — Wie?

Kleinc Frühstücksplaudereien.

Das ncichste Schützenfest-Defieit solt der Stadt Nürnberg zugedacht
sein. Vielleicht zeigt stch dort mehr politische „Reife", wenigstens wird
„der baldige, der deutsche Gerster" für gehörige Reden sorgen, wenn
bis dahin das deutsche Vaterland nicht „geholt" ist! —

Freising besitzt nun wirklich auch einen „Arbeiterbildungsverein".
Herr Wittmann, stehender Vorsitzender des Brudervereins in Landshut,
war eigens nach Freising gereist, um bei der Gründungsfeier eine Rede
zu halten und den Mitgliedern einzuprägen, was sie zu thun hätten.
Hoffentlich wird man auf diese Thatsache hin das Freffiuger Geschöpf
für kein „politisches" erklären!

Die kritischen Besprechungen der internationalen Kunstausstellung,
welche Friedrich Pecht im „llnterhaltungsblatt" veröffentlickte, sind
uun in besonderem Abdruck als Broschüre erschienen. Es gibt Kunst-
Kritiker, die eiue große Quantität scharfsinniger Sachen niederschreiben
können, sobald sie den Namen des Malers unter einem Bilde gelesen
haben; ohne diesen Leitfaden würde sich die Gelahrtheit harlfig weit ver-
irren und unwissend ihre eigenen Hypothesen umstoßen. Pecht, selbst
Maler, ist aber auch praktischer Kenner und in die Geheimnisse des künst-
lerischen Schaffens eingeweiht, weßhalb wir sein llrtheil dem der bloßen
Theoretiker auf alle F-älle vorziehen. Daß auch dic Form seiner
Besprechungen anziehend ist, läßt sich von dem Verfasser der „Südfrüchte"
ohnehin nicht anders erwarten.
 
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