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zenskind theuer geworden, abermals an's Messer. Doch Baron
Kübeck — nimmt's auf sich!
Oh, es ist der Brust viel zugemuthet, wenn man die Snmme
der Schmach immer wieder nachzäblen und ruhig dabei bleiben
soll.
Jn Nizza und Savoyen, in ganz Jtalien und in Griechen-
land, knrz iiberall, wo moderne Landkartenindustrie getrieben
wnrde, hat man Anstands halber doch eine Abstiinmungscomödie
aufgeführt und den vollzogenen Schacher von den Bevölkerungen
wenigstens zum Schein ratificiren lassen. Einem Theil des
deutschen Volkes gegenüber läßt man selbst die letzte Rücksicht
fallen. Rußland, die Westmächte und die famosen deutschen
Großnrächte haben Schleswig - Holstein verhandelt, ohne es auch
nnr spottweise zu fragen! Nicht einnral einer Spiegelsechterei
sind wir werth, es verlohnt sich gar nicht mehr, uns zu b e-
trügen ^— man verftigt eben über uns — Oestreich und
Preußen nehmen's „nöthigenfalls auf sichü"
Was der König von Bayern in diesen Tagen gefprochen und
geschrieben, es ist nicht Alles, was der gerechte Unmuth uud das
verletzte Ehrgefühl der Nation verlangen kann, aber es bildet
doch eine merkwürdige Oase inmitten der allgemeinen Scham-
losigkeit! König Mar hat den Beifall aller Besonnenen, wenn
er die Anerkennung der Rechte Schleswig-Holsteins am Bunde
durchzusetzen strebt. Aber wofern es Herr v. Kübek abermals „auf
sich nehmen sollte", aus dem hohlen Naum feiner Präsidialbe-
fugnisse eine denNationalfeind begünstigende Scheinmajorität hervor-
zuzaubern, dann wird unser König nicht nur den Beifall aller
„Besonnenen", fondern den Dank und die Hilfe aller Recht-
schaffenen haben, wenn er diejenigen Staaten, welche so glücklich
sind, weder zu Bismark noch zu Rechberg zu gehören, das sog.
„übrige Deutschland" zusammenfaßt, und sagt:
„Jch nehm's auf mich!"
Als zur Zeit des Krimkrieges Fürst Gortschakoff die Frech-
heit hatte, in einem Rundschreiben an die deutlchen Höfe darauf
hinzuweifen, daß der Bund nur einen defensiven Charakter habe
und eine Einmischung in europäische Angelegenheiten ihm nicht
gestattet werden könne, da begann Deutschland einzusehen, wie
tief es gesunken. Die Regierungen blieben gleichgiltig und
erhöhten von Jahr zu Jahr ihre Militärbudgcts — kann man
mit einer grausameren Jroine im eigenen Fleische wüthen? Wen
aber die Natur mit einigem Charakter versehen hatte, der schämte
sich über alle Maßen —! Und in unsern Tagen unternehmen
zenskind theuer geworden, abermals an's Messer. Doch Baron
Kübeck — nimmt's auf sich!
Oh, es ist der Brust viel zugemuthet, wenn man die Snmme
der Schmach immer wieder nachzäblen und ruhig dabei bleiben
soll.
Jn Nizza und Savoyen, in ganz Jtalien und in Griechen-
land, knrz iiberall, wo moderne Landkartenindustrie getrieben
wnrde, hat man Anstands halber doch eine Abstiinmungscomödie
aufgeführt und den vollzogenen Schacher von den Bevölkerungen
wenigstens zum Schein ratificiren lassen. Einem Theil des
deutschen Volkes gegenüber läßt man selbst die letzte Rücksicht
fallen. Rußland, die Westmächte und die famosen deutschen
Großnrächte haben Schleswig - Holstein verhandelt, ohne es auch
nnr spottweise zu fragen! Nicht einnral einer Spiegelsechterei
sind wir werth, es verlohnt sich gar nicht mehr, uns zu b e-
trügen ^— man verftigt eben über uns — Oestreich und
Preußen nehmen's „nöthigenfalls auf sichü"
Was der König von Bayern in diesen Tagen gefprochen und
geschrieben, es ist nicht Alles, was der gerechte Unmuth uud das
verletzte Ehrgefühl der Nation verlangen kann, aber es bildet
doch eine merkwürdige Oase inmitten der allgemeinen Scham-
losigkeit! König Mar hat den Beifall aller Besonnenen, wenn
er die Anerkennung der Rechte Schleswig-Holsteins am Bunde
durchzusetzen strebt. Aber wofern es Herr v. Kübek abermals „auf
sich nehmen sollte", aus dem hohlen Naum feiner Präsidialbe-
fugnisse eine denNationalfeind begünstigende Scheinmajorität hervor-
zuzaubern, dann wird unser König nicht nur den Beifall aller
„Besonnenen", fondern den Dank und die Hilfe aller Recht-
schaffenen haben, wenn er diejenigen Staaten, welche so glücklich
sind, weder zu Bismark noch zu Rechberg zu gehören, das sog.
„übrige Deutschland" zusammenfaßt, und sagt:
„Jch nehm's auf mich!"
Als zur Zeit des Krimkrieges Fürst Gortschakoff die Frech-
heit hatte, in einem Rundschreiben an die deutlchen Höfe darauf
hinzuweifen, daß der Bund nur einen defensiven Charakter habe
und eine Einmischung in europäische Angelegenheiten ihm nicht
gestattet werden könne, da begann Deutschland einzusehen, wie
tief es gesunken. Die Regierungen blieben gleichgiltig und
erhöhten von Jahr zu Jahr ihre Militärbudgcts — kann man
mit einer grausameren Jroine im eigenen Fleische wüthen? Wen
aber die Natur mit einigem Charakter versehen hatte, der schämte
sich über alle Maßen —! Und in unsern Tagen unternehmen