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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 19.1866

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https://doi.org/10.11588/diglit.25837#0048

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Frankfurt. Sämmtliche Gesandte sind sehr nengierig, wann
dem Bnndestag die Entbindung der Königin von Spanien ange-
zeigt werden wird? Und so gibt es an einem solchen Posten
immer Etwas, was das Juteresse wach erhält.

Gnige Erlanger Studenten vcrfaßten einen Artikel, worin über die
Fortschrittsparthei weidlich losgezogen wird, schickten ihn an den Mnn-
chener Volksdoten und richtig — der Fnchs geht in die Falle, der
Volksbote bringt die Correspondenz des falschen Frenndes, nnd derJubel
in Erlangen und Nürnberg ist qroß. Bei Lichte betrachtet ist jedoch an
diesenr Studentenwitz eine eigentliche Pointe nickt zu enldecken; die Ur-
hebcr haben ein Pasguill auf sick selbst geschrieben und damit dem Volks-
boten eine Mühe erspart. Es ist gewiß kein Ultramontaner so dnmm,
daß er eine Pcrsiflage anf das katholische Casino verfaßt, umdenNürn-
berg er Anzeig er damit aufsitzen zu lasseu! Da war die Einsenduug
des haunöver'schen Prcdigttertes au die Berliner Kreuzzeitung doch ein
ganz auderer Witz.

Jn Dresden ist die Gattin Rickard Wagner's plötzlick gestorben.
Wenn p.ck 'U -lt: nnontaiunl für die ibne,. ,zn Thcil ,z.U'0i..nen Ust
mord-Jnsinuativnen rächen wollten, so müßten sie eigentlich jeht behaupten:
Man habe Frau Wagner mencheln lassen, um ihr die bekannte „glän-
zende S usteutation" nicht länger bezahlen zu müßen. Auf diese
Weise könute dann die Tagespresse in eiu innner schöneres Fahrwasser
gelangen.

Das Münchener Akti en th e a t er hat sich nnn doch Nestroy's erin
nert und dessen „Lumpacivgaabundus", wenu auch iu mittelmäßiger
Weise, zur Aufsührung gebracht. Die Acquisition einiger süddeutschcn
Kräfte beiderlei Gescklechts dürfte sich bald als unvermeidlich herausstellen.
Gerade in der letzteu Zeit habeu in Wien einige nene Possen entschieden
dnrchgeschlagen. Das schöne Schanspiel von May: „Die Amnestie",
als Preisconcurrenzstück, errang einen vurchgreifcnden Erfolg. Glückliches
Bahern, wo Appellräthe liberale Tendenzstncke schreiben! Da sieht es bei
den preußischen „Tribuuälern" schon ungemüthlicher aus!

Fünfzig Aufführnngen hat die „Afri kaner in" bereits in Paris
erlebt, ohne daß die Einnahme je unter 10,000 Frcs. gesunken wäre.
Das heißt ein Erfolg! Und in Nürnberg war schon die erste Wieder-
holung vor ziemlich leerem Hause. Ein politisch vorgeschrittenes Pub-
'ikinu, das sich mehr mit staatsmännischeu Diugeu amüsirt, goutirt ebeu
keiue theatralischeu Spielereien mchr.

Druck vr. Wild'schen Buchdruckerei (Parcus).
 
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