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https://doi.org/10.11588/diglit.25837#0057
Münchener
humoristiscbes Originaldlatt von M. E. Schleich.
_Neunzehnter Band._
Halbjähriger Abormementspreis: in Bayernl fl. -o
Zm Ausland ersolgen die üblichen Pvstaufschläge. aovv<
Preußische Colonien.
Nach einer Correspondenz Ler Allg. Z. geht Preußen damit um,
die Jnsel Formosa oder Taiwan, südlich von China, zu anneriren!
Wahrscheinlich wird sich die pure Einverleibung wegen der
Eifersucht der benachbarten Chinesen nicht durchfnhren lassen llnd
Graf Bismark in diesem Fall zur Personalunion greifen.
Die gnten Lanenbnrger erhalten also anf diese Art Collegen
an den malayischen Ureinwohnern von Taiwan. Auch diese
werden nicht eigentlich annerirt, sondern gehen in das Personal-
Eigenthum des Königs über; sie würden so zu sagen tätowirte
Kronpreußen. Natürlich müßten, wenn einmal ganz Preußen
an der Spitze von Deutschland steht, auch diese Neger ihren
Rang noch vor dem übrigen Deutschland einnehmen. Es sollen
zwar wilde Canaillen sein, aber „königlich" sind sie doch, wenn
sie einmal nach Berlin gravitiren.
Die Jnsel selbst hat oft Crdbeben. Dadurch wird eben einem
preußischen Bedürfniß abgeholfen. Bisher konnte ein Preuße,
wenn er in die Welt hinaus kam, von Allem sagen: Das haben
wir zu Hause noch viel schöner. Nur wenn die Rede auf Erd-
beben -und Vulkane kam, mußte der Sohn der Marken klein
beigeben. Jetzt, wenn Lissabon und Messina wieder in Trümmer
sinken und auf Rhodus Alles schwankt, kann der Berliner sagen:
Na, hören Sie'mal, das ist gar Nichts! Bei uns, auf der Jnsel
Dingsda, da bebt es jeden Tag drei Mal Erde; unterird'schen
Donner beachtet ein anständiger Mensch sar nich und wenn man
einen längeren Spaziergang macht, nimmt man seinen Aschen-
Regenschirm mit.
Der Hong-Kong-Correspondent erzählt, ein preußischer Capi-
tän sei neulich auf die Jnsel gekommen, habe sich aber bei den
Bewohnern augenblicklich so unbeliebt gemacht, daß er sich nicht
mehr an's Land wagt. Es bleibt der preußischen Regierung,
wenn sie die Achtung und Liebe dieser Neger gewinnen will, nichts
übrig, als ihnen — einige Obertribunalräthe abzulassen.
humoristiscbes Originaldlatt von M. E. Schleich.
_Neunzehnter Band._
Halbjähriger Abormementspreis: in Bayernl fl. -o
Zm Ausland ersolgen die üblichen Pvstaufschläge. aovv<
Preußische Colonien.
Nach einer Correspondenz Ler Allg. Z. geht Preußen damit um,
die Jnsel Formosa oder Taiwan, südlich von China, zu anneriren!
Wahrscheinlich wird sich die pure Einverleibung wegen der
Eifersucht der benachbarten Chinesen nicht durchfnhren lassen llnd
Graf Bismark in diesem Fall zur Personalunion greifen.
Die gnten Lanenbnrger erhalten also anf diese Art Collegen
an den malayischen Ureinwohnern von Taiwan. Auch diese
werden nicht eigentlich annerirt, sondern gehen in das Personal-
Eigenthum des Königs über; sie würden so zu sagen tätowirte
Kronpreußen. Natürlich müßten, wenn einmal ganz Preußen
an der Spitze von Deutschland steht, auch diese Neger ihren
Rang noch vor dem übrigen Deutschland einnehmen. Es sollen
zwar wilde Canaillen sein, aber „königlich" sind sie doch, wenn
sie einmal nach Berlin gravitiren.
Die Jnsel selbst hat oft Crdbeben. Dadurch wird eben einem
preußischen Bedürfniß abgeholfen. Bisher konnte ein Preuße,
wenn er in die Welt hinaus kam, von Allem sagen: Das haben
wir zu Hause noch viel schöner. Nur wenn die Rede auf Erd-
beben -und Vulkane kam, mußte der Sohn der Marken klein
beigeben. Jetzt, wenn Lissabon und Messina wieder in Trümmer
sinken und auf Rhodus Alles schwankt, kann der Berliner sagen:
Na, hören Sie'mal, das ist gar Nichts! Bei uns, auf der Jnsel
Dingsda, da bebt es jeden Tag drei Mal Erde; unterird'schen
Donner beachtet ein anständiger Mensch sar nich und wenn man
einen längeren Spaziergang macht, nimmt man seinen Aschen-
Regenschirm mit.
Der Hong-Kong-Correspondent erzählt, ein preußischer Capi-
tän sei neulich auf die Jnsel gekommen, habe sich aber bei den
Bewohnern augenblicklich so unbeliebt gemacht, daß er sich nicht
mehr an's Land wagt. Es bleibt der preußischen Regierung,
wenn sie die Achtung und Liebe dieser Neger gewinnen will, nichts
übrig, als ihnen — einige Obertribunalräthe abzulassen.