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Hechnisches-
Ein jüngster Vorfall in München brachte einen englischen
Jngenienr auf den Gedanken, ob sich nicht aus den nenen Guß-
stahlkanonen eine noch viel größere Wirkung erzielen ließe, wenn
man sie mit Bier laden würde? Es wurde deßhalb eine Quan-
tilät Münchener Bier als Eilgut verfchrieben und eine der
großen Kanonen in Dover mit dem Jnhalt eines „Halbeimerls"
geladen und landeiuwärts abgefenert. Die Wirkung war fnrcht-
bar; was auf eine Wegstunde erhaben war, mußte bersten, wäh-
rend viele ebene Flächen oval anfgetrieben wurden. Dabei
verbreitete sich ein bedentender narkotischer Dnft, in Folge desfen
mehrere Vögel herabtanmelten, die dann am andern Tag mit
einem schrecklichen Katzenjammer aufgefunden wnrden. Obwohl
man das Rohr sorgfältig answifchte, war es doch ein paar Stun-
den nach dem Erercitium mit Tausenden vott Fliegen und Wes-
pen angefüllt, die ein gewisser Syrnpgeruch angezogen hatte. Die
versammelte Artilleriecommissivn war entzückt über das Erperiment
und ist überzengt, daß die Wirkung der neuen Ladnng noch
viel fchrecklicher fein müßte, wenn dieselbe einen halben Tag
in offenen Gefäßen gestanden hätte. Jn diesem Fall dürfte
der bayrifche Bierfchuß der congreve'schen Rakete, die durch ihr
Brennen nnd ihren Geruch so gefürchtet ist, ziemlich nahe kom-
men. Der Jngenieur, der die Anregnng gab, bemüht sich nun,
ein anderes Geschütz zu ersinnen, so daß es im Seekampf nur
die Matrosen zerreißt nnd dem Schiffskörper nichts thut. Frei-
lich müßte der Schiffskörper, um den Wirkungen diefes Bieres
zu widerstehen, besonders fest construirt sein. Jedenfalls wird
die Erfindung nnnmehr eifrig verfolgt und es ist zu fürchten,
daß der nächste große Krieg sich auf diese Art durch besondere
Grausamkeit anszeichnet.
Emil v. Girardin hat ein neues fünfaktiges Drama geschrieben, be-
titelt: cko kckonäk.
Den größten Beifall dnrfte dieses Stück um die Hälfte des zweiten
Aktes erwecken, denn da ist es Oemi-Nonäe.
Menn beiin jüngsten Gericht auch Obertribunalrathe wären,
so würde sich wohl mancher Todte weigern, aufzustehen.
Hechnisches-
Ein jüngster Vorfall in München brachte einen englischen
Jngenienr auf den Gedanken, ob sich nicht aus den nenen Guß-
stahlkanonen eine noch viel größere Wirkung erzielen ließe, wenn
man sie mit Bier laden würde? Es wurde deßhalb eine Quan-
tilät Münchener Bier als Eilgut verfchrieben und eine der
großen Kanonen in Dover mit dem Jnhalt eines „Halbeimerls"
geladen und landeiuwärts abgefenert. Die Wirkung war fnrcht-
bar; was auf eine Wegstunde erhaben war, mußte bersten, wäh-
rend viele ebene Flächen oval anfgetrieben wurden. Dabei
verbreitete sich ein bedentender narkotischer Dnft, in Folge desfen
mehrere Vögel herabtanmelten, die dann am andern Tag mit
einem schrecklichen Katzenjammer aufgefunden wnrden. Obwohl
man das Rohr sorgfältig answifchte, war es doch ein paar Stun-
den nach dem Erercitium mit Tausenden vott Fliegen und Wes-
pen angefüllt, die ein gewisser Syrnpgeruch angezogen hatte. Die
versammelte Artilleriecommissivn war entzückt über das Erperiment
und ist überzengt, daß die Wirkung der neuen Ladnng noch
viel fchrecklicher fein müßte, wenn dieselbe einen halben Tag
in offenen Gefäßen gestanden hätte. Jn diesem Fall dürfte
der bayrifche Bierfchuß der congreve'schen Rakete, die durch ihr
Brennen nnd ihren Geruch so gefürchtet ist, ziemlich nahe kom-
men. Der Jngenieur, der die Anregnng gab, bemüht sich nun,
ein anderes Geschütz zu ersinnen, so daß es im Seekampf nur
die Matrosen zerreißt nnd dem Schiffskörper nichts thut. Frei-
lich müßte der Schiffskörper, um den Wirkungen diefes Bieres
zu widerstehen, besonders fest construirt sein. Jedenfalls wird
die Erfindung nnnmehr eifrig verfolgt und es ist zu fürchten,
daß der nächste große Krieg sich auf diese Art durch besondere
Grausamkeit anszeichnet.
Emil v. Girardin hat ein neues fünfaktiges Drama geschrieben, be-
titelt: cko kckonäk.
Den größten Beifall dnrfte dieses Stück um die Hälfte des zweiten
Aktes erwecken, denn da ist es Oemi-Nonäe.
Menn beiin jüngsten Gericht auch Obertribunalrathe wären,
so würde sich wohl mancher Todte weigern, aufzustehen.