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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 19.1866

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https://doi.org/10.11588/diglit.25837#0158

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Mgemeine Congreßbereitschast.

Oestreich ist bereit, den von Frankreich schon früher pro-
ponirten Congreß zu beschicken, unter der Bedingung, daß dabei
sein italienischer Besttz nicht in Frage gestellt wird.

Nußland ist bereit, den Congreß zu beschicken, wenn über
seinen polnischen Besitz nicht discutirt wird.

Preußen ist bereit, sich an dein napoleonischen Congreß zu
betheiligen, unter dein Vorbehalt, daß ihm die Einverleibung
der Herzogthümer nicht verboten wird.

Die Türkei ist bereit, den Congreß zu beschicken, unter der
Bedingung, daß ihre Souzeränetät in den Donaufürsten-
thümern vorher als unantastbar garantirt wird.

Der Pabst ist bereit, sich beim Congreß vertreten zu lassen,
vorausgesetzt, daß die Berathungen auf der Gesammtheit seines
Besitzstandes, wie er vor 1859 war, basirt werden.

Kaiser Napoleon versendet ein lithographirtes Schreiben an
die vorerwähnten Höfe, worin er ihnen sür die schnelle und
außerordentliche Bereitwilligkeit, womit sie seinen Congreßvorschlag
aufgenommen, schönstens dankt und die Herren bittet, ihn
gelegentlich wissen zu lassen, wovon ste eigentlich zu sprechen
wünschen? Uebrigens sei er, der Kaiser, ohnehin gewohnt, über
Dinge, wie z. B. den östreichischen Besitzftand, die polnische Frage,
die preußische Annexionspolitik u. s. w. zu schweigen.

^orkommnisse im Leipziger Stadtrath veranlassen mich zu der Er-
klärung, daß ich mit dem bekannten Vers:

„Mein Leipzig ist ein klein Paris
Und bildet seine Leute"

durchaus keine politische Bildung andeuten wollte.

Güthe, xro Mephisto.
 
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