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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 19.1866

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https://doi.org/10.11588/diglit.25837#0160

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15S

Die Vertr etu'ng^Bayerns im Ausland soll stellenweise sehr
viel zn wnnschen übriq lassen, worüber wahrscheinlich beiin nächsten
Bndqetlandtaq Näheres besprochen wird. Desto besser sind wir in
ninsikalisch-künstlerischer Beziehnnq vertreten. Der ächte Wiener pflegt
nber Alles, was von „Schwaben" her komnit von vorncherein die ?lchsel
zu zncken; Bayern hat es in nenester Zeit bei den so „dcutschen"
Oestreicbern ohnebin verdorben nnd wenn sie uns nothgedrungen auch
als politischen Faktor in Nechnung ziehen — in Bezug auf Theater
g'önnen sie uns nnter keinen Umständen eine Stmiine. Und doch hat
Franlein Stchle in Wien gstallen, durchgeschlagen, gesiegt. Wcnn das
Publiknm der „oanen" Kaiserstadt eine solche Conccssion macht, muß die
ihm gebotene Knnstleistnng musterhaft nnd imponirend gewesen sein.
Diesen Triumph hat München übcr Wien errungen. Dafür können
uns aber die Wiener hohnlachend erwidern: „Wir baben Enre Stehle
als Afrikanerin gehört, darauf könnt ihr lange warten!"

Herr Kindermann hat in Brcmcn gastirt und die kalt berechnen-
den Handelslcute, deren Nervensyftem sonst nur ans Eafcsackzcng besteht,
durch seine herrliche Stimme und seinen nnwiderstehlichen Gesang in
den nngewohntesten Enthufiasmus versctzt. Es sollte uns wundcrn,
wenn nicht etwaigen Auswandercrn, die viclleicht noch einmal ein
dentsches Theater besnchen wolltcn, dadurch das Herz schwer geworden ist.

Das Wiener Hofbnrgtheater, das nicht mehr so recht an der Spitze
dcr denlschen dramatischen Literatnr marschirt, sondcrn sich vorzüglich mit
französischer Waare ernährt, gab nun auch Sardou's neucs Lnstspiel:
Die Familie Benoiton, worin das lurnriöse Lebcn einer emporgekommenen
Bürgersfanülie gcschildert wird. Der dabei entwickelte Kleidcrlurus war
fabclhaft; eine einzige Künstlerin wechsclte ihre Toilette zwanzig Mal;
die erste Bübne Dentschlands verwandelte sich in einen Mode-Laden.
Das Stück ist gleichwohl durchgefallen.

Wieder eine neue Stener, aber stille sagen, damit man's in
Oestreich nicbt hört! Jn Breslan wird von den Fr eibilleten ein kleiner
Betrag erhoben, nm mit dem Ergebniß collektirende Schanspieler abzu-
finden. Der Gedanke ist nicht übel. Eine von Freikarten erhobcne Tare
könnte ja auch eine andcre, staatsökonomische Verwendnng finden, und
überhaupt könntcn ja anch alle Eintrittskarten und Thcaterbillets, nicht
nur die freicn, besteuert werden? Wie?

Sächs'sche Blätter stellen die Ursache der bayrischen Biernnzufrie-
denheit folgendcr Maßen dar: Anderthalb Kannen sollten ursprünglich
2l Psennige kosten; ans Furcht geben sie nun die meisten Braner für
18 Pfennige. Jn der Schenke des Hofbräuhanses würde man mit einer
solchen Zahlung wenig Dank ernten.

Druck dcr vr. Wild'scheu Buchdruckerei (Parcusl.
 
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