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Der letzte Freund! Ju Dresdeu ist, wie dortige Lokalblätter
meldcu, überall Stillstaud eiugetreteu, die Geschäfte liegeu brach, Ver-
guüguugszüge gibt's uicht mehr, überall sieht mau bange Gesichter, uur
an einem Ort geht's uoch lustig herunter, und das ist eine Restauration
iu der Brudergasse, wo — ächt bayrisches Bier geschenkt wird. Das Lokal
ist den ganzeu Tag überfüllt, man vergißt Bismark uud Beust, zwei
Fäßchen laufeu immer, uud siud sie leer, so schreil das auweseude Sachsen-
volk: Bayern herein!
Wer's noch nicht glaubt, daß Prenßen als solches von Natnr
aus den Beruf hat, Deutschland zu führen, zu beherrschen und sich ein-
znverleibcn, der lese das in Kottbus an der Spree erscheinende Wochen-
blatt, worin die berühmte „Mission" umständlich bewiesen wird. Leider
erscheint aber dieses Kottbuser Wochenblatt nicht in deutscher, sondern in
wendischer Sprache und sührt den- wunderschön laütenden Titel:
„Lrnmdorsüi 8orb8Üi ou8uik." Bekanntlich wollte sich Friedrich I.
im Jahre 1701 eigentlich „König der Wenden" nennen, fürchtete aber
dadurch den Schwedenkönig, der auch König der „Gothen und Wenden"
war, vor den Kopf zu stoßeu. Ohne diese Rücksicht hätten wir also
jetzt für Dentschland eine „wendische Spitze" in Aussicht.
- >
Nenommage. Ein uckermärkisches Blatt versichert, daß, wenn es
ernstlich losgehen sollte, der alte preußische Heldengeist sür die Ver-
größerung des Vaterlandes Wunder thun werde. Beigefügt wird: die
in Ostpreußen gekauften Pferde seien äußerst mnthig.
Die Vermählung des Fürsten Windisch-Grätz mil Maria Taglioni
wird rückgäugig, da man nach Ansicht hoher Verwandten die Windisch-
grätze nur aus Vollblut überpflanzen kann, die Kinder also einen an-
dern Namen erhalten müßten. Von Seiten des Berliner Hoses soll
„Marien" mitgetheilt worden sein, sie brauche, wenn sie allenfalls zur
Bühne zurückkehrt, deßhalb die ihr zum Abschied gespendeten Armspangen
u. s. w. nicht wieder herzugebeu.
Von Herrn Arthur Müller, dem Dramaturgen des Münchener-
Aktientheaters, gab man am Friedrich - Wilhelmstädtischen Theater in
Berlin: „Ein Preußenritt in's deutsche Neich." Das Stück ist zwar
herzlich schlecht, spiegelt aber die glanzvolle Erobernngsepoche des alten
Fritz wieder, geißelt die Misore des deutschen Neiches und seine „düukel-
vollen Souveränitäten", wie eine Necension im Theaterdieuer sagt.
Mit einem Wort, es ist ein bornssisches Annexionstendenzstück, wobei
man nur die Vielseitigkeit des Verfassers bewnndern muß. Er triumphirt
als Berliner Lokaldichter, während er kurz vorher in seinem „Haberfeld-
treiben" das oberbayrische Volksleben ganz treffend charakterisirt hat,
wie s. Z. ein Kritiker in der „Bayrischen Zeitung" behauptete, von
dem freilich einige sagen, er verstehe es selbst nicht.
Druck dcr vr. Wild'schen Buchdruckerei (ParcuS).
Der letzte Freund! Ju Dresdeu ist, wie dortige Lokalblätter
meldcu, überall Stillstaud eiugetreteu, die Geschäfte liegeu brach, Ver-
guüguugszüge gibt's uicht mehr, überall sieht mau bange Gesichter, uur
an einem Ort geht's uoch lustig herunter, und das ist eine Restauration
iu der Brudergasse, wo — ächt bayrisches Bier geschenkt wird. Das Lokal
ist den ganzeu Tag überfüllt, man vergißt Bismark uud Beust, zwei
Fäßchen laufeu immer, uud siud sie leer, so schreil das auweseude Sachsen-
volk: Bayern herein!
Wer's noch nicht glaubt, daß Prenßen als solches von Natnr
aus den Beruf hat, Deutschland zu führen, zu beherrschen und sich ein-
znverleibcn, der lese das in Kottbus an der Spree erscheinende Wochen-
blatt, worin die berühmte „Mission" umständlich bewiesen wird. Leider
erscheint aber dieses Kottbuser Wochenblatt nicht in deutscher, sondern in
wendischer Sprache und sührt den- wunderschön laütenden Titel:
„Lrnmdorsüi 8orb8Üi ou8uik." Bekanntlich wollte sich Friedrich I.
im Jahre 1701 eigentlich „König der Wenden" nennen, fürchtete aber
dadurch den Schwedenkönig, der auch König der „Gothen und Wenden"
war, vor den Kopf zu stoßeu. Ohne diese Rücksicht hätten wir also
jetzt für Dentschland eine „wendische Spitze" in Aussicht.
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Nenommage. Ein uckermärkisches Blatt versichert, daß, wenn es
ernstlich losgehen sollte, der alte preußische Heldengeist sür die Ver-
größerung des Vaterlandes Wunder thun werde. Beigefügt wird: die
in Ostpreußen gekauften Pferde seien äußerst mnthig.
Die Vermählung des Fürsten Windisch-Grätz mil Maria Taglioni
wird rückgäugig, da man nach Ansicht hoher Verwandten die Windisch-
grätze nur aus Vollblut überpflanzen kann, die Kinder also einen an-
dern Namen erhalten müßten. Von Seiten des Berliner Hoses soll
„Marien" mitgetheilt worden sein, sie brauche, wenn sie allenfalls zur
Bühne zurückkehrt, deßhalb die ihr zum Abschied gespendeten Armspangen
u. s. w. nicht wieder herzugebeu.
Von Herrn Arthur Müller, dem Dramaturgen des Münchener-
Aktientheaters, gab man am Friedrich - Wilhelmstädtischen Theater in
Berlin: „Ein Preußenritt in's deutsche Neich." Das Stück ist zwar
herzlich schlecht, spiegelt aber die glanzvolle Erobernngsepoche des alten
Fritz wieder, geißelt die Misore des deutschen Neiches und seine „düukel-
vollen Souveränitäten", wie eine Necension im Theaterdieuer sagt.
Mit einem Wort, es ist ein bornssisches Annexionstendenzstück, wobei
man nur die Vielseitigkeit des Verfassers bewnndern muß. Er triumphirt
als Berliner Lokaldichter, während er kurz vorher in seinem „Haberfeld-
treiben" das oberbayrische Volksleben ganz treffend charakterisirt hat,
wie s. Z. ein Kritiker in der „Bayrischen Zeitung" behauptete, von
dem freilich einige sagen, er verstehe es selbst nicht.
Druck dcr vr. Wild'schen Buchdruckerei (ParcuS).