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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 19.1866

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https://doi.org/10.11588/diglit.25837#0295

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Richard Wagner besitzt, wie viele Künstler, eine vorzngliche
Sammlung verschiedener „Andenken" nnd Präsente. Das schönste Ca-
deau, das ihm neuestens zu Theil geworden, ist jedoch ein Spazierstock
mit goldenem Griff, der einen Schwan vorstellt nnd mit Brillanten so
reich verziert ist, daß ihn Kenner auf ein paar tausend Gulden werthen.

Die Wiener „Neue freie Presse" — (eine sreie Presse in Wien, das
wäre sreilich neu!) bringt einen Schandartikel nber Bayern. Hr. v. d.
Pfordten, heißt es, wolle sich der süßen Last des Rtinisteramtes noch
irnmer nickt entschlagcn und Prinz Karl ruhe in Tegernsee würdelos aus
von dcn Strapazen der Rückzüge. Ja, es muß eine recht süße Auf-
gabe gewesen sein, als bayerischer Bevollmächtigter in Nikolsburg anzn-
klopfen! llnd was die Rückzüge betrisft, so hat das Wiener Blatt dar-
über gut spotten. Die Oesterreicher verloren fast mehr Gefangene,
als wir Mann aufstellten. Werr's juckl, der kdniggrätze sich. Die
Münchener Neuesten drucken den Artikel gierig nach. Wenn es übrigens
am Schlusse herßt: Bayern braucht kein Ministerinm des Aeußern,
brancht keine Gesandte n. s. w. , Consuln und Abtheilungsbeamte thun's
ebensogut, so rnag das vielleicht nicht nnrichtig sein. Wenn aber gerade
das Hauptlokal- urrd Annoncenblatt darauf hinarbeitet, Münchcn znr
Provinzstadt zu machcn, so liegt darin von Seite des Verlegers eine
Tendenz der Aufopferung, die Bewunderung verdient.

Jm Morgenblatt der „Bayer. Zeitung" war zu leseu: Wir habcn
noch Einiges nachzutragen! Vravo! Nicht einiges, sondern sehrVieles!
Nun? hat das Blatt gesagt, warum wir nach der Schlacht von König-
grätz mit Preußen nicht paktirten, sondern den Kampf fortsetzten und
dennoch bei jedem errungenen Vortheil zurückgingen? Will uns das
Blatt ausklären über die Mitzvcrständnisse in Betreff der Wasfenruhe?
Jst man mit Preußen übereingekommen, im nächsten Kricge — doch
nein! von dem Allen ist ja keine Rede. Das officiöse Journal hat
nur noch Einiges über — unsere „beiden Bühnen" nachzutragen.

Die „auswärtigen" Mitglieder der weitberühmten kgl. bayerischen
Geschichtscommission — (darunter v. Sybel, v. Häusser u. A.) —
werden sich heuer in Müuchen nicht versammeln. Das Erperiment wäre
auch gar zu gefährlich. Die preußische Fraktion könnte am Ende ge-
schichtlich herausfinden, daß nicht nur die Düsseldorfer Gallerie, son-
dern die ganze Pinakothek, vielleicht sogar auch das Münzkabinet
uach Berlin gehört.

Eine nicht üble Bczeichnung. Der „llrl a ub s h engst" heißt bei un-
sern Soldaten die Locomotive, welche die aus dem aktiven Dienst Entlas-
senen in ihre Heimath befördert. Sie hören ihn gerne wiehern.
 
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