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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 19.1866

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https://doi.org/10.11588/diglit.25837#0302

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L94

E>s ist beschlosseir wordeir, daß bei der diesjährigen Leipziger
Herbstmesse keinerlei Schaubnden errichtet werden dürfen.

Wozu anch? Welche waghaIsige Kunststücke müßtc heut'
zu Tage Einer machen, um dem Publikum uoch ein Staunen
abzulocken? Welch' ein Herkules könnte uebeu Bismark durch
Krastproben noch imponiren? Wer wird, wenu er an die
preußische Fortschrittsparthei denkt, einen Tanzbären noch
eines Blickes würdigen? Welchem Zuschauer wird die Gefräßig-
keit irgend eines Raubthieres noch merkwürdig vorkommen?
Wer möchte einem Taschenspieler noch Entree zahlen, wenn man
es unentgeldlich sehen kann, wie ganze Königreiche im Hand-
unrdrehen verschwinden?

A.ls die Mecklenbnrger von Nürnberg abzogen, äußerte eiuer der-
selben: Jch nwcbte nur wissen, wozu wir die schweren Gewehre bis
hieher geschleppt haben. Jn dem Krieg hätten unsere bekannten Hasel-
nnßstöckchen anch ansgereicht.

Ä'tach Beendigung größerer Kriege pstegt imnrer der Kno-
chenhandel sich zu hebeu. Die Felder der Krim wurdeu von
englischen Speknlanten dnrchwühlt, nm die verscharrten Knocheu
zu gewiunen und uach Eugland zu schicken, wo man ganz vor-
treffliche Glauzwichse daraus zu bereiten versteht.

Zu Lhnlichen Ausbeutungszwecken dürften sich wahrscheinlich
bald auch aus den böhmischen Feldern die Herren Knochem
händler einsinden.

Anderseits hört man sogar, daß auch die längst gewünschten
Gebeine des Herzogs von Reichsstadt an Napoleon III. ans-
geliefert werden sollen. Die Napoleouidcn müßen sich wegen
dieser Vervollständig ung ihrer Asche Oestreich sehr ver-
bunden fühlen, was sicherlich uoch seine Früchte tragen wird.

Der Mensch ist sterblich, aber nur zum Scheiu,

Denn ueues Leben sprießt aus Staub und Beiu.
 
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