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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 19.1866

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https://doi.org/10.11588/diglit.25837#0318

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Eine Gesellschaft amerikanischer Virtuosen gab unlängst auf der
Jnsel Hayway, der schonsten in Cook's Archipelagus, ein großes Concert,
dem die Eingebornen nebst ihrem Häuptling massenhaft und mit Ent-
zücken beiwohnten. Da man nun auf jenem glücklichen Eiland keine
Scheidemünze kennt, sondern alles mit Naturprodukten bezahlt, so höre
man die sür obiges Concert stipulirten Eintrittspreise. Sperrsitz in
der Vorderreihe: 1 Schwein. Sonstigcr rcservirter Platz: einc
Bruthenne oder zwei gewöhnliche Hüh n er. Ein Sitzplatz: 10 Kokns-
nüsse. Auf dem letzten Platz zahlt man 1 Ananas oder 3 Orangen.
Ein Kunstfreund, der nur Schwcine besitzt und einen Sitzplatz haben
möchte, wird also ungefähr sagen müßen: „Herr Cassier, können Sie
mir vielleicht 2 Schäfsel Cokusnüsse h eransgeb en ?" worauf der
Cassier grob antwortet: „Jch habe nicht Zeit, mich mit Jhnen abzugeben;
lassen Sie zuerst Jhre Schweine wechseln, bevor Sie in's Coneert
gehen."

Berlin. Das Befinden des Grafen Bismark läßt noch
immer zu wünschen übrig. Geftern Abend soll er so schwach
gewesen sein, daß er nicht einmal das Großkreuz des Hubertus-
Ordens hätte tragen können.

Ein Berliner Geheimrath soll neulich bei Durchlesnng der Bayr. Ztg.
gesagt haben: Wenn ich nicht preußischer Hofherr wäre, möchte ich bay-
rischer Holzknecht sein.

Aer Schmerz wird erträglicher, wenn er mit ein bischen
Freude gemischt ist. Die Dresdener Nachrichten melden hoch-
vergnügt, daß bei den von den Preußen vorgenommenen Schanzen-
bauten mehrere lebendige Maikäfer zu Tage gefördert wurden.
Dieselben müßen schr erstaunt gewesen sein: als sächsische
Larven verkrochen sie sich und als preußische Maikäfer
II. Klasse werden sie ausgegraben.
 
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