Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 19.1866

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.25837#0336

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
328

Mit yvei Shakespeare-Novitäten versuckte es in den letzten Wochen
die k. Hofbühne. Das Lustspiel („Wie es Enck qefällt") schluq ent-
schieden durch und ist dem Nepertoire bereits einvcrleibt; die Tragodie
(„König Johann"), in der Lektüre zu den intensivsten Genüssen zählend,
welche die Werke des großen Dichters bieten, erwies sich unter nnsern
heutigen Vcrhältnissen für die Darstelluieg nicht recht passend. Jnte-
ressant und würdig war das Erperiment jedcnfalls.

Am Opernhimmel ist, um eine ganz neue Wendung zu gebrauchcn,
ein ncner Stern aufgegangen. Ein Frln. Mallinger, von deren Kunst
schon einige Tagc vorher allarmirende Gerüchte gegangen waren, zeigte
in der That als „Norma" eine Fülle von musikalischem Talent, reizende
Stimme und trcfftiche Nesultate eincr gediegenen Schule. Das Fräulein
ist eine Croatin, dürfte aber demnngeachtet selbst in Berlin von
Herrn v. Hülsen der Aufnahme in den norddeutschen Bund sür würdig
erachtet werden. Die vocalen Mittel der noch sehr jngendlichen Künft-
lerin bedürfen übrigens rationeller Pflege. Möge sie ein gütiger Schntz-
geist vor Zuknnftsmusik nnd ncuer „Gesangsfchule" bewahren.

Löbl. Bapr. Zeitung wird ersucht, auf ihre Correctur etwas mehr
Aufmcrksamkeit zu verwenden. So hieß es unlängst: Die Pforte hat
den Veteranen der fremden Mächte eröffnet, daß sie für Kreta eine
Amnestie erlassen werde. Es mögen anch außer der Türkei noch alters-
schwache Mächte in Europa eristiren, aber durch Veteranen werden sie
sich doch nicht repräsentiren lassen.

Was der Mensch nicht alles werden kann. Fritz Haase, auch in
München bekannt, ist Director des herzoglichen Theaters in Cobnrg.
Der Herzog scheint ein so großer Jagdfreuud, daß ihm sclbst im Theater
ein Haase lieber ist, als ein gewöhnliches Hausthier.

Daß sich über Schauspieler Romane schreiben ließen, ist nichts
Seltenes, daß aber Schauspielcr selbst Romane herausgeben, kommt in
der Metropole der deutschen Intelligeuz, wo die höhere Bilduug sich selbst
anf's Theater zn erstrecken scheint, allerdings vor. Von Herrn Georg
Hiltl, königl. preußischem Hofschauspieler, ist eben ein historischer Roman
erschienen. Derselbe füllt 4 Bände und schildert die Zeit Ludwig XIV.

"Wrieftanzen.

Einige Einsendnngen aus der moralischen Hauptstadt Baperns und
dem benachbarten Fürth können, da sie Privatsachen betreffen, irgend
einer Besprechung nicht zu Grunde gelegt werden.

Druck dcr vr. Wild'schcn Buchdruckerei (Parmll.
 
Annotationen