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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 19.1866

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https://doi.org/10.11588/diglit.25837#0340

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Der Aiiiersöerg.

Bei uns zum Theil, theils bei den Oesterreichern,
So steht er da, bald schroff, bald sanft geneigt.
Gibt's einen ahnungsvollern, klüstereichern,

Gibt's einen Berg, der Deutschland beffer zeigt?

Abgründe stürzen, er bleibt aufwarts strebend,

Von Sangeslust und Wein wird sortgeträumt;

Gar ruanchem Schreckensorte nahst Du bebend,

Und ffndest ihn mit Blumen hold umsaumt.

Gefährlich steh'n auf Brocken riugs die Throne,
Der Marmorglanz ist längst vom Sturm verweht,
Doch Tempelstoff für hundert Salomone
Trägt dieser Berg, der selbst als Wildniß steht.

Wir lieben ihn, trotz der gefurchten Miene,

Sein Wald ist herrlich, wonnig seine Au'n.

Daß endlich der Erlösungstag erschiene,

Der uns vergönnt, sein Jnueres zu schau'u!

D'raus, heißt es, würden Wunder einst geboren,
Ein Kaiser käme, der die Deutschen eint,

Die Deutschen alle, bis zu Ungarns Thoren,

Und ohne Freiheit sei das nicht gemeint.

So schwirrt die Sage längst, so heißt's in Liedern,
Mein Gott — in uns'rer Zeit — wie lächerlich!

Statt Untersberger Schwärmern zu erwidern
Nützt mau die Wirklichkeiten aus, sür sich.
 
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