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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 24.1871

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https://doi.org/10.11588/diglit.20258#0144

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Mollgiltiges Zeugiriß.

Jch erkliire hiemit, wenn nöthig dnrch meine eigene Unterschrift, daß
ich vicht henchle.

Tartüffe,

unformcile Persönlichkeit.

Kleine Frühstiicksplandereien.

Die Zeiten sind andere geworden. Ein bayrisch subventionirter
Dichter oder Komponist kann heut zu Tage einen Kaisermarsch com-
poniren, ohne der Undankbarkeit gegen seinen particularen Gönner be-
zichtigt zu werden. So HLrten wir denn auch in Miinchen das Wagner'sche
Opus, wodurch Wilhelm, dem „Herrn", dem Siegreichen buchstablich mit
Trompeten und Paukcn gehuldigt wird. Volksthümlich wird dieses
Musikstück wohl nie; eine gemüthvolle Melodie wie in „Heil unserm
König" oder „Gott erhalte Franz" enthält es nicht, ebcn so wenig jenes
glückliche, die Sentimentalität und den Enthusiasmus gleichmäßig packeude
Elenient, das im „Deutschen Vaterland" und in der „Wacht am Rhein"
an der Weltgeschichte ganz zweifellos mitgcarbeitet hat. Sonderbar ist
auch der Tert, in welchem z. B. dem Kaiser zugesungen wird: „Heil
deincn Ahnen!" Die Enkel gehen leer aus und die Glückwünsche
müsseu unikehren, nur um eineir Reim auf „Fahneu" zu bekommen.
Das von dem speculativen Kapellmeister Koch glcichsam als Eilgut uach
München gebrachte Stück erregte natürlich bei dem dichtgedrängten Publi-
kum im Eafe National stürmischeu Applaus und nmßte wiederholt
werden. Folgte hierauf der „blaue Tenfelmarsch" mit Volkshpmne,
Höllenlärm uud Pistolengeknalle. Wenn sie nur einmal zurückkämen,
unsere Blauen! — Was den Kaisermarsch betrisft, so machte derselbe auch
im Concert der musikalischen Akadcmie seine Wirkung.

Wenu die Franzosen auch im Unglück nicht sonderlich groß.sind, so
bleiben ste doch immer witzig. Auf Sedan wurde ein bronzener Geschichts-
thaler geschlagen in der Größe eines Doppel-Napoleonsd'or. Die Vorder-
seite zeigt das Porträt Napoleons mit der preußischen Pickelhaube. Auf
dem, einem Hundehalsband ähnlichen Collier paradirt das Wort „Sedan",
und das ganze Medaillon ziert die Umschrift: „Nnxolson III., Is
wissrulils, 80,000 prlsonnlsrs." Die Rückseite zeigt anstatt des stolzen
Adlers eine auf einem Kanoneurohr hockende Nachteule mit der Umschrift:
„Vnmxlr sstatt I/Lrnxlrs) Ikrunsnls, 2. Dezember 1851.2. September 1870."

Druck der vr. Wild'schen Buchdruckerei (Gebr. Parcus),

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