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Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst — 1.1906

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Pinder, Wilhelm: Eine Skizze des P.P. Rubens in Würzburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.67745#0107
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Eine Skizze des P. P. Rubens in Würzburg.

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andere Hand zugelaffen hätte, fo wäre es allenfalls hier, wo entfchieden eine Er-
ftarrung vorliegt. Sehr wahrfcheinlich ift es dennoch nicht. Nur ift der Stempel
der Eigenhändigkeit natürlich viel deutlicher den Stellen aufgeprägt, an denen
die Abänderungen der älteren Gruppe zutage treten, den kraftvoll gemalten Füßen
der Krieger vor allem.
Der etwas zufammenhanglofe linke Arm des Conftantin erklärt fich in jedem
Falle fdion daraus, daß die normale Stellung, wie in der Amazonenfchlacht, durch
die Umdrehung verändert wurde. Die Wiedergabe in Kupferftich hat ihn ge-
treulich feftgehalten, und der Karton hat ihn ebenfo gezeigt, wie aus der
Bemerkung des Peiresc ja hervorgeht. (Vgl. oben S. 2.) Man erkennt nun, daß
die Erklärung des wohlwollenden Freundes nicht ftimmt. Der „verzeichnete“,
„verrenkte“ Arm gehört bereits der Skizze an.
Sicher ift, daß zwischen dem Münchener und dem Würzburger Bilde eine
Beziehung befteht, wie zwifchen dem Fahnenkampf von Anghiari und der
Löwenjagd, zwifchen der Niederlage des Sanherib und dem Heldentode des
Decius Mus: die innere Weiterwanderung einer Gruppierungsform, wie fie jener
Zeit gerade eigen war, in der Rubens den Kopf voll hatte von raujchenden
Bildern der Kampfesbewegung.
Wir haben aus der Spätzeit diefer fo entfcheidenden Epoche alfo wieder
ein wichtiges Bild diefes Meifters gewonnen, von dem gewiß — trotz der un-
geheuren Zahl feiner Werke — keines, das uns wieder gefchenkt wird, über-
flüffig ift.
Vielleicht ift damit auch die Anregung gegeben, einen ganzen wertvollen
Cyclus durch erneute Nachforfchungen zurückzugewinnen.
 
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