Hans Leinberger,
der Meister des Moosburger Altars.
Von Georg Habich.
Das ausgezeichnete Bildwerk, von deffen traurigem Zuftand Abb. 1 eine
Vorftellung gibt, hängt an der nördlichen Außenwand der Martinskirche zu Landshut.
Es ift ein Epitaph und (teilt in faß vollrund herausgearbeitetem Relief die
Krönung der Maria dar. Unten, in einer Predella knieen zu beiden Seiten einer
reichen heraldifchen Kompoßtion mit einem (leider ßark befchädigten) Engel als
Schildhalter die Stifter. Das Material iß ein nicht (ehr wetterbeßändiger weißer
Sandßein.
Nicht immer war die außergewöhnlich frifch und ßcher angelegte Skulptur
den Unbilden von Wind und Wetter ausgefetzt. Noch vor fünfzig Jahren hing
das Werk nachweislich im Inneren der Kirche. Warum es entfernt wurde, iß
nicht bekannt und fchwer erfindlich. Leider gingen bei der Verfemung ganze Teile
von der umrahmenden Architektur verloren. Oben fehlen die Geßmfe, unten der
Sockel; auch die Seitenpilaßer ßnd unvollßändig. Die Zufammengehörigkeit diefer
Architekturglieder mit der Reliefplatte iß indes durch das übereinßimmende Or-
nament geßchert, deffen feines, linear behandeltes Rankenwerk Pilaßer wie Relief-
grund in gleicher Weife überfpinnt.
Die Kompoßtion der Hauptgruppe iß ßark gedrängt, ohne überfüllt zu fein.
Die Dreieinigkeit, in der ungewöhnlichen Vorftellung von Gott-Vater in dreifacher
Geßalt,hält den goldenen Reif über dem Haupte der in der Mitte knieenden
Himmelskönigin. Von der Krone ift die Hälfte abgefchlagen, das Antlitz der Jung-
frau fchwer verlebt und die zum Gebet zufammengelegten Hände sind roh ver-
ftümmelt. Aber noch erkennt man die Feinheit des Umriffes an dem von wellig
fließendem Blondhaar eingerahmten Haupte, und die ftille Anmut der von reichem
Faltengewand umhüllten Frauengeftalt ift unverletzt. Audi dem königlichen Haupt
Gott Vaters in der Mitte hat die fchwere Befchädigung keinen Eintrag zu tun
vermocht, und die hohe Würde feiner Erfcheinung ift ebenfo bewundernswert
wie die Nobleffe, mit der die beiden anderen göttlichen Perfonen den viel bedeu-
*) Diefe ikonographifch intereffante Darftellung ift feiten, aber in der gleichzeitigen bayerifchen
Kunft nicht ohne Analogie, vgl. das Relief Chriftliche Kunft Bd. 1 S. 130, fowie das dem H. Olm-
dorfer zugefchriebene Votivgemälde von 1516 in St. Zeno bei Reichenhall, Kunftdenkmale d. Königr.
Bayern. Taf. 282 (Text S. 2904); ferner die Marienkrönung auf dem Holbein’fchen Baftlikenbild in
der Augsburger Galerie und endlich ein kleines vergoldetes Holzfchnitjwerk im Berliner Mufeum.
Kunftjahrbuch 1906. 8
der Meister des Moosburger Altars.
Von Georg Habich.
Das ausgezeichnete Bildwerk, von deffen traurigem Zuftand Abb. 1 eine
Vorftellung gibt, hängt an der nördlichen Außenwand der Martinskirche zu Landshut.
Es ift ein Epitaph und (teilt in faß vollrund herausgearbeitetem Relief die
Krönung der Maria dar. Unten, in einer Predella knieen zu beiden Seiten einer
reichen heraldifchen Kompoßtion mit einem (leider ßark befchädigten) Engel als
Schildhalter die Stifter. Das Material iß ein nicht (ehr wetterbeßändiger weißer
Sandßein.
Nicht immer war die außergewöhnlich frifch und ßcher angelegte Skulptur
den Unbilden von Wind und Wetter ausgefetzt. Noch vor fünfzig Jahren hing
das Werk nachweislich im Inneren der Kirche. Warum es entfernt wurde, iß
nicht bekannt und fchwer erfindlich. Leider gingen bei der Verfemung ganze Teile
von der umrahmenden Architektur verloren. Oben fehlen die Geßmfe, unten der
Sockel; auch die Seitenpilaßer ßnd unvollßändig. Die Zufammengehörigkeit diefer
Architekturglieder mit der Reliefplatte iß indes durch das übereinßimmende Or-
nament geßchert, deffen feines, linear behandeltes Rankenwerk Pilaßer wie Relief-
grund in gleicher Weife überfpinnt.
Die Kompoßtion der Hauptgruppe iß ßark gedrängt, ohne überfüllt zu fein.
Die Dreieinigkeit, in der ungewöhnlichen Vorftellung von Gott-Vater in dreifacher
Geßalt,hält den goldenen Reif über dem Haupte der in der Mitte knieenden
Himmelskönigin. Von der Krone ift die Hälfte abgefchlagen, das Antlitz der Jung-
frau fchwer verlebt und die zum Gebet zufammengelegten Hände sind roh ver-
ftümmelt. Aber noch erkennt man die Feinheit des Umriffes an dem von wellig
fließendem Blondhaar eingerahmten Haupte, und die ftille Anmut der von reichem
Faltengewand umhüllten Frauengeftalt ift unverletzt. Audi dem königlichen Haupt
Gott Vaters in der Mitte hat die fchwere Befchädigung keinen Eintrag zu tun
vermocht, und die hohe Würde feiner Erfcheinung ift ebenfo bewundernswert
wie die Nobleffe, mit der die beiden anderen göttlichen Perfonen den viel bedeu-
*) Diefe ikonographifch intereffante Darftellung ift feiten, aber in der gleichzeitigen bayerifchen
Kunft nicht ohne Analogie, vgl. das Relief Chriftliche Kunft Bd. 1 S. 130, fowie das dem H. Olm-
dorfer zugefchriebene Votivgemälde von 1516 in St. Zeno bei Reichenhall, Kunftdenkmale d. Königr.
Bayern. Taf. 282 (Text S. 2904); ferner die Marienkrönung auf dem Holbein’fchen Baftlikenbild in
der Augsburger Galerie und endlich ein kleines vergoldetes Holzfchnitjwerk im Berliner Mufeum.
Kunftjahrbuch 1906. 8