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Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst — 7.1912

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NIOBIDEN
VON JOHANNES SIEVEKING UND ERNST BUSCHOR
I. DIE FLORENTINER GRUPPE
Bekanntlich wurde 1583 vor Rom in der Nähe des Lateran der Hauptbestand
der jetzt in den Uffizien aufgestellten Niobidengruppe gefunden1). Über die Zahl
der diesem Funde angehörigen Statuen geben vier zeitgenössische Dokumente im
R. Archivio dello Stato zu Florenz Aufschluß: 1. Ein Brief des Cesare Tarcone
an den Großherzog von Medici, abgefaßt am 22. Februar 1583, berichtet von
13 neugefundenen Statuen der Niobesage1"). 2. Ein Brief des Bildhauers Cioli an
den Geheimsekretär des Großherzogs Francesco I. Medici vom 8. April 1583 spricht
von 14 die Niobidensage darstellenden Figuren, „e infra laltre ce un grupo di
due figure". 3. Ein vom 24.Juni 1583 datierter Brief des Pernigoni an den Mit-
telsmann der Medici, Varese, erwähnt il numero delle statue 15 computata l'Allotta
per doi e la Niebia per doi. oltre alle 15 vi e un torso quale e rimasto alla vigna.
4. Ein Zettel unbekannter Hand enthält die Notiz: „statue Nr. 122) della storia
di niebia la lotta statua ehe sono senza testa". Die letzteren drei Zeugnisse sind
von Stark und Dütschke, dem sich Amelung anschließt, nicht richtig verstanden
worden, obwohl sie aufs beste übereinstimmen. Stark übernimmt von Fabroni3)
die falsche Wiedergabe der Statuenzahl in Zeugnis 4 und schreibt 13 statt 12,
was ihn zu der Annahme verleitet, der anonyme Zettel zähle die Niobegruppe als
2 Statuen. Dütschkes richtige Lesung „12" beweist dagegen, daß sie hier wie la
lotta statua nur einfach gerechnet wurde. Ferner läßt Stark die Möglichkeit offen,
daß unter un grupo di due figure (Zeugnis 2) die Ringergruppe zu verstehen
sei4), während aus Ciolis Ausdruck infra laltre klar hervorgeht, daß diese Gruppe
vielmehr unter den von ihm eben genannten 14 Niobidenfiguren gesucht, also auf
Mutter und Kind bezogen werden muß. Dütschke begeht denselben Fehler, zählt
9 Stark, Niobe und die Niobiden S. 214 ff. — Dütschke, Antike Bildwerke in Oberitalien III S. 136 ff.
— Amelung, Führer durch die Antiken in Florenz S. 117.
la) Dieses Dokument, auf dessen Existenz uns Prof. Hülsen aufmerksam machte, befindet sich
im Carteggio Mediceo (759, 318) und hat folgenden Wortlaut:
Sermo Sig°r, Mi e parso per la afetione ch io tengo a sua altezza serenissa darli noticia di tredeci
statue che sonno state trovate novamete dilla instoria di anfione et tuta via si va acavando spe.
rando di trovarne sinno al numero di disdotto secondo gli instorici scrivono; et laudarej che sua
altezza serma facesse pigliar queste et tuto quello si potresse trovarne in detta vigna; et queste
statue gli affermo che sonno cossi Cosse rare come si possi vederne et anche chredo che si aver-
anno per bon mercato , ma bisogna esser presti perche ci molti sigri chi gli vogliono tendere
perche queste solle fanno un studio il piui bello sij nel mondo et se sua Altezza serma darra
qualche ordine al sr ambasciator, lo faci, che sij un pocho piui liberare, perche secondo luso suo non
comprera mai niente di buono. li concorenti sonno questi: lo jllm° de medici, lo jllm° farnesse, lo jllm°
sigor paolo giordano, lo jllm° sig°r gian giorgio cesarini, il populo romano. o sentito ragionnare che con
dua milla scuti si avera jl Cavato et quello che si Cavera altro. non gli posso dirre se non che prego nro
sigre jddio ogni contento. di Firenze jl di 22 Fibraro 1583. D. v. AltezzaSerma humil servo cesare tarcone.
2) So richtig Dütschke gegen Stark.
8) Dissertazione sulle statue appartenenti alla favola di Niobe (Florenz 1779) S. 20.
4) Und ebenso Hübner, Revue archeologique 1909, I S. 80.
 
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