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Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst — 7.1912

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ZUR ARBEITSWEISE EINIGER HERVOR-
RAGENDER MEISTER DER RENAISSANCE
VON ALOIS GRÜNWALD
I.
Obwohl über Michelangelos Verhältnis zur Antike zu wiederholtenmalen gehandelt
worden ist, und speziell die Zeichnungen für Tomaso Cavalieri ihren Zusammen-
hang mit der Kunst des Altertums deutlich zur Schau tragen, hat doch gerade
bei einer der schönsten, dem Kinderbacchanal in Windsor, (Abb. 1) die Frage,


Abb. 1 Michelangelos Kinderbacchanal in Windsor

woher der Künstler seine Anregungen empfing, keine befriedigende Antwort
gefunden. „Aus welchem Anlasse dieses Bacchanal entstand — schreibt Frey1) —
bleibt ungewiß; daß die Antike formal wie inhaltlich für die Entstehung im einzelnen
von Einfluß gewesen ist, ist unbestreitbar, aber weder ein Kunstwerk, noch ein
Literaturdenkmal der Alten läßt sich als unmittelbare Voraussetzung nach-
weisen." Im gleichen Sinne äußert sich Thode in seinem monumentalen Michel-
angelowerke2): Gewiß weise auch diese befremdliche Komposition, wie schon

') Frey: Handzeichnungen Michelagniolos Nr. 187 Text S. 90.

2) Thode: Michelangelo Kritische Untersuchungen II 364.
 
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