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Münchner kunsttechnische Blätter — 11.1914-1915

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https://doi.org/10.11588/diglit.36599#0034
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34

Münchner kunsttechnische Blätter.

hir. $.

Wachsähnliche Masse aus den Far-
benwürfeln:
Diese Substanz verbrennt auf dem Platin-
blech ohne Rückstand, in der Röhre sublimiert
unter Ausstossung gelber Dämpfe von wachs-
ähnlichem Geruch ein braunes Oel. Beim Er-
hitzen mit Kaliumsulfat entwickeln sich keine
Acreole'indämpfe, die Substanz enthält also
keine Glyzeride. In kaltem Alkohol löst sie
sich auf und erstarrt beim Erkalten zu einem
weissen Kristallbrei, der unter dem Mikroskop
ein Gemenge darstellt von gewundenen Na-
deln (ähnlich den Fettsäurekristallen) und
kleinen Kügelchen, die sich oft der Form von
Plättchen nähern. Ebenso verhält sich die
Substanz gegen Aether; der Schmelzpunkt der
Substanz liegt bei 73—74°C.
Bei der Verseifung mit alkoholischer Kali-
lauge nach der Methode von Hübl erhält man
folgende Zahlen:
Säurezahl Aetherzahl

Fettsäuren
63,75%)
12,82 "
23,43 "

16,66 122,91
Verseifungszahl Verhältniszahl
139,57 7,3
Die verseifte Substanz ist nach dem Ver-
dunsten des Alkohols nahezu vollständig in
Wasser löslich. Aus dieser Lösung werden
die Fettsäuren abgeschieden, und es zeigen
dieselben einen Schmelzpunkt von 73—74^ C,
einen Erstarrungspunkt von 68—69 ^C.
Sowohl die ursprüngliche wachsähnliche
Substanz, als auch die nach der Verseifung
daraus erhaltenen Fettsäuren wurden der Ele-
mentar-Analyse unterworfen. Dabei ergibt
sich folgendes Resultat:
Wachsartige Substanz
Kohlenstoff 62,72°/^
Wasserstoff 11,30"
Sauerstoff 23,43 "
$. Verschiedene Bruchstücke vonFarbplatten
in verschiedenen Farben, rot, braun, gelb, weiss
und grau.
Diese verhalten sich im allgemeinen wie
die Farbenwürfel. Die sich beim Erhitzen in
der Röhre entwickelnden Dämpfe reagieren
aber alkalisch. Durch Wasser wird eine Spur
einer klebrigen Substanz ausgezogen, die nicht
näher identifiziert werden kann. Beim Aus-
ziehen mit Chloroform erhielt ich 4^, einer
weissen, harten, mehr fett- als wachsähnlichen
Substanz, die sich im allgemeinen ganz wie
die wachsähnliche Substanz aus den Farben-
würfeln verhält und ohne Rückstand verbrenn-
lich ist. Bei der Verseifung nach der Methode
Fltibl -erhielt ich folgende Zahlen:
Säurezahl Aetherzahl
47,0 128,7
Verseifungszahl Verhältniszahl
175,7 2,7

Zur Vornahme einer Elementar-Analyse
reichte die geringe Menge erhaltener Substanz
nicht aus.
Harze konnten in diesen wachsartigen Sub-
stanzen nicht nachgewiesen werden.
Schlussfolgerungen.
Aus den Untersuchungen, welche mit den ge-
ringen Mengen erhaltener wachsartiger Substanzen
ausgeführt werden konnten, insbesondere auch
aus der Elementar-Analyse, geht mit Sicherheit
hervor, dass diese Substanz weder ein unver-
ändertes Wachs, noch, ein unverändertes
Fett, auch keine unveränderte Mischung
von Fetten, Oelen oder Wachs darstellt.
Der Elementar-Analyse nach stellt diese wachs-
artige Substanz eine oxydierte Fettsäure, eine
Oxyfettsäure vor, ähnlich der Trioxystearin-
säure z. B., deren Zusammensetzung sich der-
jenigen der wachsartigen Substanz am meisten
nähert, wie aus der nachstehenden Zusammen-
stellung zu ersehen ist:

Wachsartige Substanz

aus
den Würfeln
Trioxystearinsäure
Kohlenstoff
26,72
65,07
Wasserstoff
11,50
10,84
Sauerstoff
23,43
24,09
Durchschnitt
Fette
Bienenwachs
Kohlenstoff
76,01
81,61
Wasserstoff
n,35
13,86
Sauerstoff
12,64
4,53

Die Tatsache, dass die wachsartige Substanz
obwohl kein Glyzerid und kein Wachs, dennoch
eine verhältnismässig hohe Verseifungszahl hat,
bzw. Aetherzahl, lässt sich so erklären, dass
wir es hier mit Anhydriden der Öxyfettsäuren
zu tun haben, indem zwischen zwei Molekülen
derselben Anhydridbildung stattfand, nach Art
des Stearolactons (Benedikt 1897 S. 27; Geitel,
Journal f. prakt. Chemie 1888 [2] 37, 53). Wir
hätten demnach keine freien Fettsäuren, sondern
Anhydride der Öxyfettsäuren.
Diese aus den Würfeln und Platten erhaltene
wachsartige Substanz ist also anzusprechen als
ein Produkt der Oxydation von Fettsäuren,
welche sowohl einem Oele, Fette oderauch
der Palmitinsäure des Bienenwachses
entstammen können. Wäre ursprünglich ein
Fett oder fettes Oel vorhanden gewesen, so
wäre der erste Vorgang der Veränderung im
Laufe der Zeit eine Spaltung derselben in Fett-
säuren und Glyzerin gewesen, letzteres wäre nach
und nach vollständig in Kohlensäure und Wasser
oxydiert worden, dann hätte die Oxydation der
freien Fettsäuren, zuletzt eine Anhydridbil-
dung der gebildeten Öxyfettsäuren stattge-
 
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