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Manchen, 2$. Jan. 1915.
Beilage zur „Werkstatt der Kunst" (E. A. Seemann, Leipzig).
Erscheint i4tägig unter Leitung von Maier Prof. Ernst Berger.
11. Jahrg. Nr. 9.
Inhalt: Chemische Analysen des Farbenfundes von Herne-St. Hubert in Belgien. 11. Bericht des Chemikers
Georg Büchner, München. — Ueber das Malerhandwerk im Altertum. Römische Wanderungen. Von
E. B. (Fortsetzung.) — Ein Buch über Original-Holzschnitt. — Ersatz für Auslandfabrikate.

Chemische Analysen des Farbeniundes von Herne-St. Hubert in Beigien.
II. Bericht von Chemiker Georg Büchner (München) über die chemische Untersuchung
von Farben römischer Provenienz zur Feststellung der darin etwa enthaltenen
Bindemittel*).

1. Untersuchung verschiedener (aus Bron-
zetiegeln entnommener) Farbpulver von
hell-braunroter, dunkel-braunroter und
dunkel-grauschwarzer Farbe.
Es liegen hier durchweg makroskopisch
und mikroskopisch amorphe Farbpulver vor,
untermengt mit kleineren oder grösseren oxy-
dierten, brüchigen Bronzeteilchen. Diese Farb-
pulver entwickeln beim Erhitzen in der ein-
seitig geschlossenen Glasröhre geringe Mengen
sauer reagierender, empyreumatischer Dämpfe,
enthalten also geringe Mengen von orga-
nischen Stoffen. Durch Behandlung mit
Lösungsmitteln wie Wasser, Alkohol, Aether,
Chloroform, alkoholische Kalilauge werden
weder fett-, harz- noch wachsartige Bestand-
teile erhalten.
2. Die in vier kleinen, fast durch und durch
oxydierten, brüchigen Bronzetiegelchen ent-
haltenen verschieden gefärbten, teils lockeren,
teils zusammengebackenen Farbpulver verhalten
sich genau wie unter I.
3- Der Inhalt eines zusammengefalteten
Bleibleches (s. oben sub f) gibt an Chloroform
eine sehr geringe Menge eines spröden,
schwarzen Körpers ab, der weiter nicht
zu identifizieren ist. Der wässerige Auszug
*) s. Maltechnik des Altertums S. 273.
**) Ueber die mikroskopische und mikrochemische
Analyse dieser gelben Farbe s. Raehlmann, Ueber
die Farbstoffe der Malerei in den verschiedenen Kunst-
perioden (E. A. Seemann, Leipzig 1914) S. 23, unter
„Antikes Gelb".

hinterlässt nach dem Verdunsten eine Spur
klebriger Substanz.
/{..Kleine Würfel von nahezu gleicher Grösse
(ca. I Kubikzentimeter) von lehmgelber, brau-
ner, grauer Farbe, manche mit violettem An-
fluge, leicht zerreiblich. Unter dem Mikroskop
zeigen sich neben der amorphen Hauptmasse
des Würfelpulvers geringe Mengen gelber
Kriställchen, welche die Form sechsseitiger
Täfelchen aufweisen.**) Beim Erhitzen auf
dem Platinblech treten brennbare Dämpfe
auf von wachsartigem Geruch, frei von
jedem Gerüche nach Acreole'i'n; auch beim Er-
hitzen der Substanz mit Kaliumbisulfat tritt
kein Acreole'ingeruch auf. Beim Erhitzen in
der Glasröhre treten stark saure Dämpfe auf,
ganz ähnlich denen, welche Wachs bei der
trockenen Destillation ergibt. Da bei Behand-
lung des Würfelpulvers mit Chloroform ver-
hältnismässig reichliche Mengen eines
wachsartigen Körpers erhalten wurden,
extrahierte ich eine grössere Anzahl der Würfel,
nämlich 20 Stück Würfel im Gewichte von
2z).,2 g, mit Chloroform und erhielt so 2,ß g (9,5°^)
einer dunkelbraunen, knetbaren, dem äusseren
Ansehen und der äusseren Eigenschaften nach
vollkommen wachsähnlichen Masse. Nach
dem Ausziehen mit Chloroform liess das
Würfelpulver unter dem Mikroskop keine
Kristalle erkennen. Das mit Chloroform aus-
gezogene Würfelpulver gibt weder an Alkohol,
Aether, Wasser, alkoholische Kalilauge, noch
andere Lösungsmittel etwas Bemerkenswertes ab.
 
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