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Inhalt: Die Oelmaterei des Rubens und seiner Zeit. Von E. B. (6. Fortsetzung). — Vom Sgrafhto und seiner
Technik. Von Ch. Mangold. (Schluss.)— Farbentüchtigkeit und Farbenblindheit. VonProf.Dr. O.Lummer,
Breslau. — Die Farben der Kriegsschiffe.

Die Oelmaierei des Rubens und seiner Zeit.
Von E. B.

Neben der Verwendung des getönten Oel-
farbengrundes bei Leinwänden scheint auch noch
die Methode früherer Meister, den Kreidegrund
für Holztafeln zu verwenden, sehr verbreitet zu
sein. Auch Rubens bevorzugte den weissen
Kreidegrund auf Holztafeln und malte selbst sehr
grosse Gemälde (Idelfonso-Altar, Wien) auf Holz.
Zu bemerken ist, wie ich in den Noten zum
Mayerne-Manuskript (S. 400) im Anschluss an die
Ausführungen über Rubens' Technik des näheren
erörtert habe, dass Rubens auch den weissen
Kreidegrund in dünnem Aufträge, sei es silber-
grau oder bräunlich, überstrich, um „durch die
öde Sauberkeit nicht seine Phantasie zu ernüch-
tern". Rubens wählte den silber- oder perlgrauen
Aufstrich als Imprimatur, wie erwähnt, zu kolo-
ristischen Zwecken der Stimmung. Bei den Skizzen,
die den Arbeitsvorgang am besten zu beurteilen
gestatten, sieht man meist einen grauen Grundton
mit breiten Pinselstrichen über die ganze Fläche
gezogen.
Es will mir scheinen, und auch andere Kenner
sind der gleichen Ansicht, dass diese „Imprimatur"
mit Leimfarbe aufgestrichen wurde; da diese sehr
schnell trocknet, konnte Rubens ohne weiteres
die ganze Tafel oder einzelne Teile mit Oel oder
Firnis überstreichen und auf diesem angefeuch-
teten Untergrund frei seine Komposition hinpinseln,
wobei als praktisches Moment des gefärbten
Grundes die Möglichkeit hinzukommt oder als
sehr wahrscheinlich angenommen werden muss,
die Aufzeichnung mittels weisser Kreide ausführen
zu können. Eine andere Art der Uebertragung,
wie etwa die in früheren Perioden übliche Ueber-

(6. Fortsetzung.)
tragung mittels der Pause*) oder der Feder, ist
auf den Rubensschen Skizzen (z. B. zu den Me-
dici-Bildern, Münchener Pinakothek) nicht nach-
weisbar. Würde man aber die graue, allgemeine
Grundierung (Imprimatur) mit einer Oelfarbe sich
gemacht denken, dann hätte seine mit Terpentin-
öl stark versetzte Malfarbe diesen Grund auf-
gelöst und sich mit der oberen Schicht verschmiert.
Auf den oft flüchtig hingeschriebenen Skizzen er-
scheint aber jene breit hingestrichene Grundfarbe
durchwegs intakt, und deshalb ist es wahrschein-
lich, dass eine geleimte oder Wasserfarbe ange-
wendet worden sei.
Es ist sogar möglich, dass mit gewöhnlichem
Wasser angerührtes Kohlschwarz oder Tusche
(mit Hilfe eines Schwammes) einfach über den
Leimgrund gezogen wurde, wobei genügende
Lösung des Grundes und Bindung des Farbstoffes
eintreten konnte (Lenbachs Annahme). Dass
Leime zur Imprimatur nichts Seltenes waren,
sehen wir aus Mayernes Notizen in Nr. Iß und
ßß2 bezüglich Van Dycks Malweise.
Was Rembrandt betrifft, bei dessen Technik
leicht verschiedene Perioden unterschieden wer-
den können, und der von der ersten Manier, in
mehrfachen Schichten zu übermalen, später zur
breitflächigen und auch oft fleckenartigen Prima-
technik gelangte, so tritt auch bei ihm die Vir-

*) Auf einem Bilde des Mieris (Dresdener Galerie),
ein Maler in seiner Werkstatt vor dem angefangenen
Bildnis einer Dame, sieht man die Aufzeichnung
mit Weiss (Kreide) auf dunklem Grund. Die Kreide-
striche verschwinden im Laufe der Arbeit mit Oel-
farben von selbst.
 
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