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Inhalt: Die Oelmalerei des Rubens und seiner Zeit. Von E. B. — Das St.-Hubertus-Kreuz — eine optische
Erscheinung. — Lichtechte Teerfarben. — Nochmals: Ersatz für Auslandsfabrikate. Zuschrift von Moritz
Pretzsch, Birkenwerder b. Berlin.

Die Oelmalerei des Rubens und seiner Zeit.*)
Von E. B.

Nachrichten über das technische Verfahren
der grossen Künstler früherer Zeiten zu sammeln,
ist schon oft versucht worden. Leider sind die
Quellen dafür aus mancherlei Gründen jetzt nur
mehr schwer zu Anden, denn die Tradition, die
vom Meister auf die Schüler durch persönlichen
Verkehr allein übergegangen war, ist längst ver-
gessen, und dass selbst Zeitgenossen in ihren oft
sehr weitschweiAgen Schriften so ganz und gar
darüber schweigen, mit welchen technischen
Mitteln die hervorragendsten Künstler ihrer Zeit
gearbeitet haben, lässt uns diesen Mangel noch
schmerzlicher empAnden.
Ist es nicht höchst verwunderlich, dass Rem-
brandts Schüler Samuel van Hoogstraeten, der
ein ausführliches Werk über die „Hohe Schule
der Malerkunst" (Rotterdam 1678) verfasste, gar
nichts über die Technik seines Meisters berichtet?
Er hätte doch aus erster Quelle wissen müssen,
mit welchen Mitteln der Künstler seine unver-
gleichlichen Farbenwirkungen erzielte. Auch von
Rubens fehlen direkte Nachrichten. Nur ganz
wenige Andeutungen sind uns erhalten, aus denen
es möglich wird, bis zu einem gewissen Grade
wenigstens, ein Bild seines technischen Verfahrens
mosaikartig zusammenzustellen.
Aehnlich wie von Tizian, dessen zwei Aus-
*) Ueber dieses Thema ist in den Münch, kunst-
techn. Bl. bis jetzt noch nicht ausführlich gehandelt
worden. Durch die siegreiche Besetzung von Flandern
und die Einnahme Antwerpens ist aber jetzt Veran-
lassung gegeben, über die Technik des grössten flan-
drischen Künstlers-, der in Antwerpen gelebt und ge-
wirkt hat, des Rubens und seiner Zeitgenossen zu be-
richten, was wir von ihr wissen und aus gleichzeitigen
Quellen schliessen können.

Sprüche**) durch Tradition bis auf unsere Zeit
gekommen sind, stehen auch bezüglich Rubens
einige Aussprüche in meiner Erinnerung, deren
Wortlaut ich nur dem Sinne nach wiedergeben
kann. Diese Aussprüche soll Rubens als Lehr-
sätze seinen Schülern gegenüber verwendet
haben. So pAegte er zu sagen: „Bei der Arbeit
seid darauf bedacht, niemals Weiss zu den
Schatten zu geben, denn dies ist Gift für das
Kolorit, im Licht könnt ihr davon gebrauchen,
soviel euch gutdünkt."
Dann noch: „Trachtet jedes Stück so voll-
kommen und fertig zu malen, als ob ihr niemals
wieder darübermalen solltet, und ihr werdet es
dennoch oft genug tun müssen."
Dass der erste Ausspruch von Rubens her-
rührt, wird auch von Descamps in dessen Vies
des Peintres Flamands (Paris l/$ß, I, S. ßio)
bezeugt, der ihn im gleichen Sinne wiedergibt.
Die Quelle, aus der Descamps geschöpft hat, ist
niemals festgestellt worden; vermutlich war es
nach Eastlake Descamps' Meister Largiliere, der
sich der holländischen Malweise ganz hingegeben
hatte.***) Für den zweiten Ausspruch habe ich
bis jetzt keinen Nachweis gefunden, aber auch
dieser entspricht so sehr dem Prinzip von Rubens'
Malweise, dass an dessen Echtheit kaum ge-
zweifelt werden könnte. Die sichere Zeichnung,
der mit jedem Strich zur kraftvollsten Wirkung
sich steigernde Farbenauftrag, die Beherrschung
der künstlerischen Komposition, die ihm stets
**) S. Münch, kunsttechn. Bl., XI. Jahrg., Nr. 3—5.
***) Die Stelle Andet sich abgedruckt bei Eastlake-
Hesse, S. 273, dann in meinen Beiträgen IV, Einleitung,
S. 4!.
 
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