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Manchen, 5. April 191$.

Behage zar „Werkstatt der Kunst" (E. A. Seemann, Leipzig).
Erscheint 14 tägig unter Leitang von Maier Prof. Ernst Berger.

XI. Jahrg. Nr. 14.

Inhalt: Die Oelmalerei des Rubens und seiner Zeit. Von E. B. (3. Fortsetzung). — H. von Heimholtz über
Goethes Farbenlehre. (1. Fortsetzung.) — Nochmals: Ersatz für Ausiandsfabrikate. I. Zuschrift von
Georg Geissler, München. II. Gutachten über Horadam's Patent-Aquarellfarben.

Die Oelmaierei des Rubens und seiner Zeit.

Von
Auch aus einem anderen Grunde kann der
letzte Absatz der Anweisung nicht als eine
Ablehnung der beiden ersten Firnisrezepte auf-
gefasst werden. Denn was hätte es für einen
Sinn, in einer für die Werkstatt bestimmten
kurzen Abhandlung, die hier doch zweifellos vor-
liegt, zuerst einen „guten" Firnis, dann
einen, „den man für besser hält", also zwei
Rezepte anzuführen, und gleich darauf zu
sagen, diese Rezepte taugen nichts? Da
wäre es doch das einzig richtige, nur das taug-
liche Rezept zu notieren!
Der eigentliche Sinn der im dritten Absatz
enthaltenen Notiz ist meines Erachtens der fol-
gende:
Der in beiden Rezepten erwähnte Haupt-
bestandteil, nämlich der Terpentinbalsam, wird
durch die Verdunstung der Lösungsmittel (Ter-
pentinöl und Steinöl) wohl mit der Zeit fest, aber
nach den Erfahrungen der Künstler ist dieses
Harz gegen die Feuchtigkeit der Luft oder bei
wiederholtem Abwaschen der Trübung ausgesetzt.
Als Gegenmittel wird der Zusatz eines
Trockenöles, das aus an der Sonne über Blei-
glätte oder über Bleiweiss eingedicktem Oel
(Leinöl oder Nussöl) besteht, empfohlen; dies
sei dann für diese Zwecke der beste Firnis.
Es heisst ja im Text: Le meilleur vernix
resistant a l'[? eau] se faict avec l'huile sicca-
tive, und das bedeutet, der Firnis werde durch
Zugabe des Trockenöles verbessert!
Diese Methode war nach dem Mayer ne-
Manuskript allgemein in Uebung, und nichts
kann uns davon besser überzeugen, als die An-
führung der folgenden Angaben des Manuskriptes
selbst. Die Essenzfirnisse wurden eben beim

(3. Fortsetzung.)
Gebrauch als Malßrnisse oder auch, um die fertige
Malerei gegen das Anlaufen, Trübwerden der-
selben zu schützen, mit Oelzusätzen versehen.
Die folgenden Stellen geben darüber völlig
einwandfreien Aufschluss:
1. Nr. 239. Marginalnote zu einem Firnis aus
venetian. Terpentin und Spiköl:
„Zu allen gewöhnlichen Firnissen
(vernix commune, die aus Terpentinbalsam
und einem Lösungsmittel bestanden!) füge ein
wenig Nussöl oder an der Sonne gebleichtes
Leinöl bei; dies verhindert das Reissen und
macht sie gegen Wasserund Luftwider-
standsfähig."
2. Nr. 241. Firnis (nach) Mr. de Courcelle:
„Rp. I Unze Spiköl und Unze Mastix,
lasse zusammen erwallen, und wenn du darauf
arbeiten wolltest, soll ein wenig Nussöl
dazugemischt werden, damit [die Farbe]
nicht so schnell trocknet."
3. Nr. 297. Klarer Firnis (holländisches Rezept):
Lot Mastix wird mit 2 Lot zypri-
schen Terpentin am Feuer vereinigt, dazu
kommen 2 Lot „besseres Oel", das schön ist.
4. Nr. 308. Vortrefflicher Firnis. M. Bei-
camp:
Zu dem „gewöhnlichen Malerhrnis" aus
venetian. Terpentin und Terpentinöl, im Sand-
bade vereinigt, werden beim Gebrauch
gleiche Teile von hellem trocknenden
Leinöl oder Nussöl zugefügt und erwärmt
und dünn aufgetragen.
5. Nr. 323 a. Angaben von Mitens, Schluss:
„Um ihn (d. i. Firnis) dauerhaft und gegen
Wasser unempfindlich zu machen, füge
dem bereiteten Firnis */g Teil gebleichtes
 
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