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München, 8. März 1915.

Beilage zar „Werkstatt der Kunst" (E. A. Seemann, Leipzig).
Erscheint 14 tägig anter Leitung von Mater Prof. Ernst Berger.

XI. Jahrg. Nr. 12.

Inhalt: Die Oelmalerei des Rubens und seiner Zeit. Von E. B. (I. Fortsetzung.) — Die Restaurierung äiterer,
verschmutzter und stockfleckiger Stiche und Drucke nach neuester Art. Von Johann Mai. — Die
Nachteile feuchter Untergründe für Malereien. Die Nachteiie feuchter Puiverfarben. —Nochmais:
Ersatz für Ausiandsfabrikate. Zuschrift von P. Teschinsky, Hamburg.

Die Oelmalerei des Rubens und seiner Zeit.*)
Von E. B.

Um dies kiar zu machen, wiii ich in Kürze
einige dieser Anweisungen hier anreihen:
1. In Nr. 20$ mit der Aufschrift „Unvergleich-
licher Firnis" (Vernix incomparable), vermut-
lich von Van Somer, der aus der üblichen
Mischung von venetian. Terpentin und Terpen-
tinöl zu gleichen Teilen besteht, heisst es am
Schluss: „Er trocknet in drei Stunden, und das
Gute daran ist, dass man nachher darauf
arbeiten und malen kann." Der Firnis ist
demnach hier als Retuschierfirnis gebraucht,
und nicht nur als Schlussfirnis.
2. In Nr. 241 wird ein „Firnis des M. de
Courcelle", bestehend aus Spiköl (i Unze)
und Mastix (^ Unze), beschrieben, dabei heisst
es: „und wenn du darauf arbeiten woll-
test, soll ein wenig Nussöl dazugemischt
werden, damit er nicht so schnell trocknet".
Der Firnis dient auch hier als Zwischenfirnis,
auf dem man weitermalen konnte. Die
Malfarben wurden demnach mit der noch
nassen Firnislage innig vermischt..
3. Nicht minder klar ist die folgende Angabe in
Nr. 330 (Sehr heller Firnis des M. Fettz),
der aus einer Mischung von Charabe-(Kopal-?)
Harz und venetian. Terpentinöl besteht (auf
dem Sandbad bereitet). Am Schlüsse heisst
es: „Er dient zum Firnissen und ebenso
zum Mischen mit den Farben auf der
Palette."
4. Ueber jeden Zweifel, dass auch Rubens Farben
mit „Firnis" angerieben verwendete, geht aus
einer Notiz hervor, die Mayerne in Nr. 328
(nach einem Gespräch mit „Cavaliere Peter

Paul Rubens") angibt. Da heisst es: „Um
Smalte schön und hell zu machen, ist nötig,
sie mit Firnis schnell zu vermischen. . .
Ebenso kann man mit Aschblau, Cendre
d'Azur verfahren."
$. Auch von Van Dyck wird nach einem eng-
lischen Manuskript des XVII. Jhdts., das East-
lake (S. 168, deutsche Ausgabe v. Hesse) wieder-
gibt, berichtet, dass er seine Farben beim
Gebrauch mit Oel und Firnis vermischte.
Der hier angeführte Firnis bestand nach der
gleichen Quelle aus Mastix, Terpentinöl und
Trockenöl (Nussöl, das mit Bleiweiss gekocht
und hernach geklärt wurde).
6. Endlich kann hier noch angefügt werden, dass
Mayerne von dem Florentiner Maler Gentileschi,
der in London gelebt hat, erzählt, er habe
beim Malen der Karnation ein paar Tropfen
Ambrafirnis zu seinen Farben gemischt,
(s. Marginalnote zu Nr. 11), und Mayerne hat
diese Methode auch dem Van Dyck angeraten,
der aber, vielleicht wegen der dunklen Fär-
bung dieses Firnisses, nicht viel davon ge-
halten habe (Manuskript Nr. 13.)*)
Es wird jedermann wohl einleuchten, dass
die Maler der Zeit, je nach ihrem Bedürfnis, ihr
Malmittel veränderten, und dass z. B. Maler wie
Rubens, Van Dyck, die in Lebensgrösse arbeiteten,
andere Malmittel gebrauchten als Kleinmaler wie

*) Vgl. auch die Angabe in Nr. 322 (letzter Absatz),
wo von einem in Italien allgemein erhältlichen „vene-
tianischen Ambra-Oel" gesagt wird, dass es „auf
der Palette mit schon in Oel geriebenen Farben ge-
mischt" verwendet wurde.
 
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