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Inhalt: Die Oelmalerei des Rubens und seiner Zeit. VonE. B. (Schluss.) — Farbentüchtigkeit und Farben-
blindheit. Von Prof. Dr. O. Lummer, Breslau (Schluss). — Fixativ für Kohlen- und Kreidenzeich-
nungen. — Literatur.

Die Oelmalerei des Rubens und seiner Zeit.

Von E. B.

Das einzige Land, in dem sich die Tradition
niederländischer Meister hätte erhalten können,
war Frankreich, und wenn wir die Quellen für
Maltechnik aus dem 18. Jahrhundert durchgehen,
Anden wir in der Tat nach Verlauf eines Jahr-
hunderts noch deutliche Anklänge an die Tra-
dition und die Verfahrungsweisen der niederlän-
dischen Maler. So erwähnt Pernety in seinem
Dictionaire Portatif de Peinture (Paris i/$7) die
Verwendung der nämlichen Oele und Firnisse in
dem die Oelmalerei behandelnden Kapitel:
„Alle Farben, deren man sich in dieser Manier
bedient, werden mit Nussöl, das von Natur aus
ein trocknendes Oel ist, gemischt und gerieben.
Das Leinöl verwendet man nur zum Grundieren,
da es viel gelber und fetter ist. Man ersetzt
das Nussöl auch durch das Oel des weissen Mohn,
Huile d'oliette genannt; es ist sehr hell und klarer
als Nussöl und ebenso trocknend."
Pernety erwähnt dann Mittel, die schwer-
trocknenden Farben zugesetzt werden können,
wie das Zinkvitriol, und beschreibt ganz in Ueber-
einstimmung mit Mayernes Manuskript die Be-
reitung des „Trockenöles, aus Nussöl und Blei-
glätte durch leichtes Kochen hergestellt."
Die Bereitung der Holztafeln ist die nämliche,
wie wir sie bei den Niederländern gesehen haben,
die letzte Schicht ist auch gefärbt, aus Bleiweiss,
Braunrot und Kohlschwarz gemischt, so dass ein
etwas rötliches Grau entsteht. Ebenso ausführlich
ist die Angabe über Leinwandgrundierungen, wo-
bei die Grundfarbe entweder einen braunroten
oder einen grauen Ton zu erhalten hat.
Auffallenderweise bringt Pernety im Artikel
„Vernis" keine Einzelheiten über Firnisse und
erwähnt nur im allgemeinen Teil, dass der Ter-

(Schluss.)
pentin die Basis der Firnisse bilde; Mastix,
Sandarac und Kopal sind an den betreffenden
Stellen des Dictionaire beschrieben. Dieser Mangel
bei Pernetys sonst sehr genauen Abhandlungen
wird beseitigt durch einige Stellen der französi-
schen Schriften von de la Hire und le Pileur
d'Apligny vom Ende des 18. Jahrhunderts, die
auch in deutscher Sprache erschienen sind. Hier
Anden wir Firnisrezepte, die ganz und gar die
Tradition der Niederländer fortdauernd zeigen.
In dem Buch des ersteren heisst es*): „Man
verfertigt verschiedene Firnisse zu Oehlgemälden:
ihre Hauptbestandteile sind venetianischer heller
Terpentin und Terpentinöhl; man muss aber noch
eine andere Species beymischen, die das Trocknen
befördert, denn sonst würde der Terpentin immer
zäh und klebrig bleiben usw." Als diese Spezies
wird weisser, sehr klarer Gummilack genannt,
der, mit Spiköl oder Terpentinöl an gelindem
Feuer gelöst, „Trockenfirnis" heisse.
Bei Pileur d'Apligny Anden wir folgende Stelle
betreffend die Firnisse: „Es gibt verschiedene
Gattungen desselben, z. B. der trocknende
Firnis, welcher aus Spiköl, Terpentinöl und
Sandarac untereinander vermischt besteht; der
weisse oder venetianische Firnis, welcher aus
Terpentinöl, Terpentin und Mastix zusammen-
gesetzt ist usw."
Man sieht daraus, dass in Frankreich die
Tradition der Firnisbereitung seit der Rubens-
Zeit bis zum Ende des 18. Jahrhunderts erhalten
geblieben ist. In England scheint wohl auch eine
Weiterbildung der Firnismalerei stattgefunden zu

*) Siehe meine Maltechnik. IV. (Renaissance und
Folgezeit) S. 419.
 
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