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KUMSTlKDHIKne
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MSnchen, 3. Mai 191$.

Beilage zur „Werkstatt der Kamt" (E.A. Seeataaa, Leipzig).
Ersohelat 14 tägig aater LeltaBg voa Maier Prof. Erast Berger.

II. Jahrg. Nr. 16.

Inhalt: Die Oetmaierei des Rubens und seiner Zeit. Von E. B. (5. Fortsetzung). — Vom Sgragfhto und seiner
Technik. Von Ch. Mangoid. — Neue Wandmaiereien in Pompeji. — Gelatinelösungen als Kiebmitte!.

Die Oelmaierei des Rubens und seiner Zeit.

Von E. B.

Die schon bei der ersten Versuchsreihe ge-
machten Beobachtungen zeigten auch hier in
gleicher Weise das Zutreffende der Mayerneschen
Hinweise, besonders deutlich hinsichtlich der
besseren Trocknung, wenn die Mischung warm
aufgetragen worden war, und die bessere
Festigung der Schicht durch die Beigabe von
trocknendem Oel zur Firnismischung.
Von besonderer Wichtigkeit scheint mir der
Umstand zu sein, auf den bisher, soviel mir be-
kannt, kein Gewicht gelegt worden ist, nämlich
der Gebrauch obiger Firnisse in erwärmtem
Zustande. Dass Firnisse in früheren Perioden
des Kunstbetriebes erwärmt aufgetragen wurden,
wobei oftmals die Malerei selbst erwärmt
oder an die Sonne gestellt wurde, ist längst be-
kannt; es war dies in der italienischen Malerei
des 1$. und 16. Jahrhunderts allgemein in Uebung
(siehe auch oben die Angaben des Armenini und
Borghini). Diese im Material selbst begründete
Manier scheint auch in den nördlichen Kunst-
stätten im Gebrauch gewesen zu sein. Denn das
Mayerne-Manuskript enthält einige derartige An-
gaben:
In Nr. 301 (sehr guter Firnis des Mr. Adam)
heisst es am Schluss:
„Beim Gebrauch werde das ganz reine (d. h.
staubfreie) Bild an die Sonne gestellt, bis es sich
erwärmt, dann trage den Firnis warm dar-
über auf und lasse trocknen*)."
Der Firnis besteht aus venetian. Terpentin,
Terpentinöl und Mastix. Am Rande steht der
Vermerk „Vidi, Optimum". Dies war demnach
eine der besten Firnismischungen!
*) „Pour l'appliquer. Vostre tableau bien net soit
mis au soleil tant qu'il s'eschauffe. Couchös vostre
vernix sur iceluy chaud, laisses seicher."

(5. Fortsetzung.)
In Nr. 308 (vortrefflicher Firnis von M.
Bel camp) hnden wir bemerkt:
„Zum Gebrauch mische gleiche Teile (des
aus Terpentinöl und venetian. Terpentin bestehen-
den Firnisses) und des oben beschriebenen hellen
und trocknenden Leinöls oder Nussöls. Trage
es erwärmt und dünn auf*)."
Die Beigabe von gleichen Teilen trocknenden
Leinöls zum Firnis zeigt deutlich, dass hier nicht
ein Gemäldehrnis gemeint sein konnte, son-
dern ein Malfirnis, in den dann weitergemalt
werden sollte.
Das nämliche ist der Fall bei Van Dycks
Malfirnis des Norgate-Manuskriptes; hier
wird ein aus zwei Teilen Terpentinöl und einem
Teil venetian. Terpentin bestehender Firnis, der
in der Wärme bereitet wird (also der Vernix
ordinaire des peintres!) beschrieben; dabei
heisst es:
„Es war auch der Firnis des Sir Anthony
Vandike, den er benützte, wenn er ein Gesicht
ein zweites Mal ganz überarbeiten wollte, anderen-
falls würde er schwer trocknen." Und am Schluss
sagt der Schreiber:
„Wenn du ihn gebrauchen willst, trage
ihn nur warm auf, und er wird trocknen."
Das in der Oelfarbe enthaltene Oel vermischt
sich bei der Uebermalung mit dem Firnis und
bewirkt eben die baldige Trocknung des Ge-
malten, wie es auch bei den Versuchen der
Fall war.
Es ist, wie ich hier gleich hervorhebe, nur
eine Vermutung meinerseits, dass in der Notiz
der Nr. II, wo von der gleichen, im Wasser-
*) „Pour vous en servir, meslös avec iceluy partie
eguale de l'huyle blanche et siccative de lin ou de
noix cy dessus: appliquös chaudement et legerment."
 
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