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Nr. 23.

Münchner kunsttechnische Blätter.

107

ohne dass es gelingt, diese an sich iösiichen Stoffe
durch Auswaschen zu entfernen. Diese Neigung kann
sehr gross sein, wie bei den isomorphen Stoffen, oder
sehr klein, wie z. B. in dem Einschluss des Wasser-
stoffes in elektrolytisch hergestellten Metallen. In hohem
Grade ist die Adsorption bemerkbar bei den Er-
scheinungsformen, die man feste Lösungen nennt. Als
solche feste Lösungen sind z. B. anzusprechen die
Farbstoffe Thenards Blau (Kobalt-Tonerde) oder Rinn-
mans Grün (Kobalt-Zinkoxyd), wobei das Kobaltoxydul
im Zinkoxyd gelöst ist.
Die Adsorptionserscheinungen sind verschie-
den, je nach der Zustandsform, in der sich ein Stoff befindet,
ob also ein Stoff z. B. im kristallinischen, amorphen
oder im kolloidalen Zustande sich befindet. So hält
z. B. das Kupferoxyd, das man durch Glühen des
salpetersauren Kupferoxyds erhält, stets etwas Salpeter-
säure zurück, welche weder durch Waschen mit Wasser,
noch durch fortgesetztes Glühen entfernt werden kann
und erst bei einer Temperatur fortgeht, bei welcher
das Kupferoxyd in Kupfer und Sauerstoff zerfällt. Man
muss sich wohl hüten, geringe Mengen adsor-
bierter Stoffe in dem Sinne von Substrat-
stoffen anzusprechen. Beide Begriffe sind
streng auseinanderzuhalten.
Besonders das Kadmiumsulfid in seinen ver-
schiedenen Zustandsformen hat ein grosses Ad-
sorptionsvermögen. Schon Follenius, dem wir die
ersten Unteisuchungen über Kadmiumsulfid verdanken*),
stellte fest, dass das aus reinen Kadmiumlösungen mit
Schwefelwasserstoff gefällte Kadmiumsulßd je nach
seiner Zustandsform 0,9 bis 4,28°/,, des zu seiner Fällung
verwendeten Kadmiumsalzes adsorbieren kann.
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Reiben rotgelb, rotes Quecksilberoxyd gelb, gelbes
Kadmiumsulfid rötlich. Bei zu lange fortgesetzter
mechanischer Behandlung im Holländer verliert z. B.
die Leinen- und Baumwollfaser die Fähigkeit des Filzens
zwecks der Papierfabrikation usw.
Bei der Herstellung mancher Malerfarbstoffe wird
der betreffende Stoff gleich, je nach den obwaltenden
Bedingungen, in dem gewünschten, fein verteilten,
dispersen Zustande erhalten, der nötig wird; so bei
der Bildung feinstpulveriger Niederschläge, bei chemi-
schen Fällungsreaktionen aller Art. Nur die peinlichste
Einhaltung der einmal erkannten Herstellungsbedingun-
gen, z. B. Beschaffenheit und Konzentration der Lö-
sungen, Art der Vermischung, Temperatur, Reinigung
der Niederschläge, Art und Temperatur des Trocknens
usw., gewährleistet praktisch die Erzielung der gleichen
Produkte; so erhält man, um nur ein Beispiel anzuführen,
ein Goldpulver, wie dasselbe in der Porzellanmalerei
angewandt wird, von ganz verschiedenem Feinheits-
grade, je nachdem man bei der Fällung die Reduktions-
lösung in die Goldlösung oder letztere in die erstere
langsamer oder schneller einffiessen lässt, je nachdem
man das gewaschene Goldpulver bei 30° C oder bei
ioo° C trocknet.
Theoretisch ist es überhaupt nicht möglich, auch
unter Einhaltung der äusseren Bedingungen, soweit
dies tunlich ist, bei übereinstimmenden Operationen
disperse Gebilde von genau gleichen Eigenschaften zu
erzielen; solche Stoffe verhalten sich oft nach Vorge-
schichte und Alter voneinander abweichend.
Disperse Gebilde sind äusserst veränderlich;
stets besteht die Neigung zur Veränderung im Sinne
der Bildung grösserer, gröberer Teilchen, als der Ver-
besserung des Kornes, Kristallinischwerden, wodurch
:. B. eine Aenderung des Deckvermögens bei Maler-
ärben hervorgerufen wird. So sind besonders amorphe,
este Stoffe, verglichen mit ihren kristallinischen Formen,
nstabi! und im Begriffe, sich in letztere zu verwandeln
Veränderung der Stoffe mit der Zeit, sog. Altern).
\.ber auch kristallinische Stoffe, wie z. B. der Schwefel,
lehmen leichter oder schwieriger eine andere Zustands-
orm an; so gehen die bei der Abkühlung einer
ichwefelschmelze erhaltenen durchsichtigen monoklinen
)chwefelkristalle nach kurzer Zeit in die undurchsich-
igen rhombischen Formen über.
Hier gelten zwei fundamentale Erfahrungen:
. dass die O berflächenenergie sich stets und durch
jeden denkbaren Weg zu verkleinern strebt,
:. dass stets bei der Bildung eines Stoffes die
Zustandsform entsteht, welche die unbe-
ständige ist, um dann, je nachdem mehr oder
weniger schnell, in die beständige Zustands-
form überzugehen oder im metastabilen
Zustande zu verharren.
So entsteht bei der Bildung des oben (Seite ioi)
besprochenen, besonders typischen Quecksilber-
odids oder auch bei der Bildung des Kadmium-
ulfids zuerst die unbeständige gelbe Form, die dann
e nach den Umständen sofort oder nach und nach in
lie rote beständige Erscheinungsform übergeht.
So bilden sich bei den meisten Niederschlägen, die
ms der Wechselwirkung verschiedener Stoffe entstehen
)der durch physikalische Zustandsänderungen hervor-
;erufen werden, zunächst die unbeständigen dis-
)ersen Zustandsformen, welche sich dann mit einer
lurch die Umstände gegebenen Geschwindigkeit in be-
tändigere Zustände verwandeln. Die Farbe z. B.
arbloser Stoffe braucht sich hierbei gar nicht zu ändern,
venn sich auch andere Eigenschaften von Belang',
Ge z. B. Volumen, Dichte, Korngrösse, Krist ali-
orm, Löslichkeit usw., verschieben, z. B. bei Blei-
veiss.
In vielen Fällen ist allerdings eine, wenn auch ge-
inge Farbenveränderung ein feiner Anzeiger für
 
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