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Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr. io.

Sachen das Zelluloid, welches auch weit wiederstands-
fähiger ist und grössere Druckauflagen aushält, worauf
ich noch besonders verweisen muss.
Das schneidbare Zelluloid in Tafeln, etwa 3 mm
dick und auf einer Seite mattiert, bezieht man von
verschiedenen Firmen, wie z. B. Deutsche Zelluloid-
fabrik, Leipzig, Julius Mäser, Leipzig, Wilh. Pfeufter,
Berlin N 4, Invalidenstr. 107, Phil. Wilhelm, Berlin W,
Dennewitzstrasse 22, usw. — Die Schneidemesser,
Stichel usw. erhält man wohl in jeder grösseren In-
strumentenhandlung, doch sind z. B. ausser einem
kurzen Messer 4 verschiedene Stichel beim Zelluloid-
schnitt erforderlich, und zwar 1. ein Nonpareille-Flach-
stichel, 2. ein Halbpetit-Flachstichel, 3. ein Nonpareille-
Hohlstichel und 4. ein Ciceroflachstichel zum Ausheben
der freien Flächen zwischen den Strichen, doch kann
tnan bei guter Vorübung ohne Stichel, und zwar nur
mit Messer auskommen, von denen man dann mehrere
haben muss.

Nochmals: Ersatz iür Auslands-
iabrikate.
Von der Künstlerfarbenfabrik „Pelikanwerke" von
Günther Wagner in Hannover und Wien erhal-
ten wir eine Zuschrift, in der sie auf den von ihr
hergestellten Firnis „Cutis" als Ersatz für den fran-
zösischen Retuschierfirnis von Soehnee Freres hin-
weist. Der Firnis „Cutis" (No. 3 für Oelgemälde), der
den gleichen Zwecken dient wie das französische Er-
zeugnis, wird seit 20 Jahren in den Handel gebracht
und hat eine stets wachsende Zahl von Anhängern
und Abnehmern gefunden. Schon damals bei seinem
ersten Erscheinen äusserten sich die Herren Pro-
fessoren C. Gussow und A. Oberländer in München in
günstigem Sinne.
Die Beilagen enthalten folgende
Gutachten über Cutis:
C. Gussow, Königl. Professor, München:
Nachdem ich genügend Proben mit dem Firnis ange-
stellt habe, kann ich Ihnen über das Resultat berichten.
Ich habe Cutis in jeder Beziehung vortrefflich ge-
funden; derselbe bietet vollen Ersatz für den Soehnee
freres. Wenn jemand mit sog. französischem Firnis
zu arbeiten pflegt, so kann er Ihren Firnis mindestens
mit demselben Vorteil verwenden als den von Soehnee
freres.
A.Oberländer, König!. Professor,München:
Ihr Retuschierfirnis ist meiner Ansicht nach zum
leichten zarten Uebergehen einer eingeschlagenen
Oelfarbenschicht, um dieselbe wieder zu beleben, ein
ganz gutes und unschädliches Material und ist für
diesen Zweck dem Retuchierhrnis von Soehnee freres
vorzuziehen, da er keine der Oelfarbe fremden Stoffe
enthält, sondern Harze, die sich innig mit derselben
verbinden.
In derselben Angelegenheit sendet uns die Firma
H. Schmincke & Co., Düsseldorf-Grafenberg,
datiert 23. Januar 1915, folgende Zuschrift:
Sehr geehrter Herr Professor.
Unter Bezugnahme auf die Notiz in No. 9 XI. Jahrg.
der Münchner Kunsttechnischen Blätter betreffend
Ersatz für Auslandfabrikate, möchten wir darauf auf-
merksam gemacht haben, dass auch unsere Firma
ebenfalls gern bereit ist denjenigen Künstlern und

Künstlerinnen, die bislang noch englische oder über-
haupt ausländische Aquarellfarben benutzt haben,
einige Tuben unserer Horadam's Patent Aqua-
rellfarben kostenfrei zur Verfügung zu stellen, da-
mit sie sich davon zu überzeugen vermögen, dass ein
deutsches Ersatzmaterial nicht nur in gleichwertiger,
sondern sogar in besserer Qualität geboten wird.
Für freundliche Veröffentlichung zum voraus
bestens dankend, zeichnen
hochachtungsvoll
H. Schmincke & Co.

Neue Patente.
Verfahren zur Herstellung von pastösen
Temperafarben in Tuben oder Büchsen.
D. R. P. Nr. 281304 vom 29. Mai 1913 für Gottlieb
Bössenroth, München (veröff. 12. Januar 1913). Bei
der Temperamalerei handelt es sich darum, im Farb-
bindemittel mehr oder weniger trocknende Oele und
Fette mit Wasser durch bekannte Emulsionsmittel zu
binden. Der reichliche Gehalt der Temperafarben an
Oelen bewirkt mit der Zeit wie bei den Oelfarben,
ein Nachdunkeln. Nach vorliegender Erfindung soll
eine pastöse Maler- oder Anstreichfarbe hergestellt
werden, welche weder Oele noch Fette enthält, trotz-
dem aber nach dem Trocknen des Anstriches völlig
unlöslich in Wasser und gegen atmosphärische Ein-
flüsse unempfindlich ist. Es wurde gefunden, dass
man eine aus Farbkörpern, wässeriger Gelatinelösung
und gewissen Eiweisstoffen angeriebene Paste mit be-
kannten Härtungsmitteln, z. B. Formaldehydlösung, ver-
setzen kann, ohne dass sich die Farbpaste verändert
und in ihrer Streichfähigkeit gemindert wird, solange
die Luft völlig ausgeschlossen ist. Erst beim Trocknen
der Farbe tritt ein Härten und Unlöslichwerden des
Bindemittels ein, die Farbe wird damit gegen äussere
Einflüsse beständig. Man kann auf diese Weise ge-
brauchsfertige, lange haltbare Farben herstellen,
welche Anstriche liefern, die nach dem Trocknen un-
verwisch- und unverwaschbar, gänzlich unempfindlich
gegen Wasser, Luft und Bakterien sind. Als Eiweiss-
körper benutzt man aus frischem Tierblut gewonnenes
neutrales Fibrin. Man reibt den Farbkörper mit Fibrin
und einer Gelatinelösung innig an und vermischt die
Emulsion mit Formaldehyd oder dgl. Dann wird die
Mischung sofort in gut verschlossene Tuben oder
Büchsen eingebracht. Beispiel: 1 kg Zinkweiss,
:oo g Gelatinelösung ioprozentig und 70 g Fibrin
werden in der Mühle innig vermahlen und die Farb-
emulsion mit 30 g Formaldehyd 4oprozentig versetzt.
Patent-Anspruch: Verfahren zur Herstellung von pas-
tösen Temperafarben in Tuben oder Büchsen, dadurch
gekennzeichnet, dass man Farbkörper mit einem aus
Gelatinelösung und Blutfibrin bestehenden Bindemittel
zu einer Emulsion anreibt und diese mit Härtungs-
mitteln für das Bindemittel, z. B. Formaldehyd, versetzt.
(Farbenzeitung.)
Druckfehler-Berichtigung.
In dem Artikel über die chemischen Analysen des
Farbenfundes von Herne-St. Hubert in der vorigen
Nummer finden sich zwei Druckfehler, die wir zu
verbessern bitten. S. 34 Zeile 7 von oben muss es
statt Kaliumsulfat heissen: Kaliumbisulfat; unter den
Schlussfolgerungen muss die Zahl Zeile 18, bei
Kohlenstoff statt 26,72 in 62,72 geändert werden.
 
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