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Nr. io.

Münchner kunsttechnische Blätter.

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23—24 mm als Schrifthöhe, über welches Mass nicht
hinausgegangen werden darf. Als Grundholz ist ent-
weder abgesperrtes Weichholz (Fichtenholz) oder ge-
dämpftes Hartholz zu verwenden, damit dem Verziehen
der Platten auf alle Fälle vorgebeugt ist. Zum Auf-
leimen kann ein nicht zu dicker aber frisch zuberei-
teter Tischlerleim benutzt werden, dem eine Wenig-
keit gemahlene Kreide oder Gips zugesetzt wird.
Künstliche Leime usw. sind unbrauchbar. Wird dem
Tischlerleim während des Kochens eine geringe Bei-
gabe von bestem Leinölßrnis und venetianischem Ter-
pentin gemacht und dieser wasserunlösliche Leim nur
im heissen Zustande auf die Linoleumrückseite aufge-
strichen, so erhält man eine unlösliche Verbindung,
weil die Leinöl- und Terpentinzugabe eine gewisse
Lösung des Linoleums herbeiführt, durch welche die
festere Bindung erklärlich ist. Das Verhältnis bei der
Erzeugung des wasserunlöslichen Leims ist etwa je
4 Teile Leinölßrnis und Terpentin auf 100 Teile ßüs-
sigen, d. h. heissen Leim.
Das Aufstreichen der Leimlösung geschieht in der
Art, dass rasch hintereinander das Holz und das Li-
noleum gleichmässig und nicht zu dick bestrichen
werden, worauf beide verbunden und in einer Presse
fest eingepresst oder bei grossen Formaten durch Be-
schweren das Pressen geschieht. Das Trocknen dau-
ert bei wasserunlöslichen Leimungen ziemlich lange,
während solche mit unvermischtem Tischlerleim in
etwa 24 Stunden trocken sein können. Durch das
Einpressen erhält man eine völlig ebene und glatte
Lage, und ist ein Losreissen der Platten während des
Druckes nicht zu befürchten, was andernteils sehr leicht
geschieht, weil sich verschiedene hohle Zwischenräume
zwischen Holz und Linoleum vorßnden, die sich durch
den abwechselnden Auflagendruck immer mehr er-
weitern und das schliessliche Losspringen verursachen,
wobei nicht seiten die ganze Druckplatte zugrunde
geht. —
Zum Uebertragen der verkehrten Pausen benutzt
man irgendein käutliches Durchdruckpapier von blauem
oder Graphitanstrich, und zieht man die Konturen mit
einem härteren Bleistift auf den Pausen nach, so
stehten hernach die Konturen unverwischbar fest.
Zum Schneiden sind Messer mit dünner, spitzer
Klinge zu benutzen, die einen runden dicken Griff
haben, damit man das Messer möglichst sicher hal-
ten kann. Der Schnitt muss so geführt werden, dass
der Durchschnitt des erhabenen Striches nicht senk-
recht sondern schräg nach
oben sich verjüngend ausfällt. Denn nur so sind die
Druckplatten völlig sachgemäss und auch bedeutend
widerständsfähiger für grosse Auflagen. Man kann
die Konturen wohl senkrecht vorschneiden und als-
dann mit dem Hohlstichel in der hier skizzierten Art
abschrägen, jedoch ist es besser, wenn man
—sich gleich zu allem Anfang das richtige
Schrägschneiden angewöhnt. Dann fallen die Platten
weit besser aus. Je weiter die zeichnungsfreien
Flächen sind, um so tiefer müssen diese Flächen
ausgehoben werden und wird man sich anfangs dar-
über mit dem Buchdrucker ins Benehmen setzen müssen.
Eine eigentliche Anleitung über den Schnitt selbst
kann nicht erteilt werden, denn die Handfertigkeiten
ergeben sich von selbst bei einigen Probearbeiten, und
ist eigentlich die Hauptsache die, dass man die Schneide-
instrumente stets sehr scharf erhält, weshalb man das
Anschärfen erlernen muss. Als beste Schärfsteine
sind die Mississipi- oder Arkansassteine zu gebrauchen,
die wohl sehr teuer, dafür aber für alle Arten von
Schneideinstrumenten ganz vorzüglich sind. Man
kann schliesslich mit einem billigeren Abfallbrocken
obiger Steine auskommen, die in Instrumentenhand-
lungen nach Gewicht verkauft werden, und sucht man

einen solchen Brocken heraus, der eine entsprechend
lange Schleifbahn ergeben kann. Zum Schleifen der
Instrumente ist kein Fett oder Oel, sondern nur etwas
reines Glycerin zu benutzen, welches eine vorzügliche
Schärfung zulässt. Hat man zum Aufleimen des Lino-
leums Fichtenholz benutzt, dann lässt sich der freie
Grund noch mehr vertiefen und ist auch die Haltbar-
keit der Leimungen auf diesem weichen Holz eine
vorzügliche.
Soll dagegen statt des Linoleum das Zelluloid ver-
wendet werden, so muss man bezüglich des Auf-
leimens auf Holzfuss etwas anders vorgehen, indem
das Zelluloid mit Leim keine feste Verbindung ein-
geht und das Abspringen während des Auflagendruckes
sich einstelit. Die gebräuchlichste Stärke der hierzu
geeigneten Platten ist zirka 2 mm, und soll man darauf
achten, dass die eine Seite schön glatt poliert ist,
während die andere ganz mattiert sein soll, die dann
auch besser hält. Zelluloid schneidet man am besten
mit einer Laubsäge in das benötigte Format zurecht,
und nachher wird erst die mattierte Rückseite mit
einem ungeleimten Papier (gewöhnliches druckfreies
Zeitungspapier) in der Weise beklebt, dass man vor-
sichtig mit ganz reinem Essigäther begiesst und diesen
rasch über die ganze Fläche mit einen ßachen reinen
Pinsel so verteilt, dass nirgend eine freie Stelle ver-
bleibt, doch darf keine Spur des Essigäthers auf die
Vorderseite gelangen, weil die Fläche alsdann auf-
quellen und uneben gemacht würde. Sobald das Zel-
luloid bestrichen ist, muss das schon zurechtgelegte
und genau zugeschnittene Druckpapier ebenfalls rasch
mit dem Essigäther bestrichen und sofort auf das
Zelluloid gelegt und mit einem Tuch oder einer Bürste
glatt angestrichen werden, um ein inniges Verbinden
zu erzielen. Das Papier ist in dieser Weise untrenn-
bar mit dem Zelluloid vereinigt, und nun kann man
nach etwa einer Stunde mit heissem Buchbinderleim
das Befestigen der beklebten Platte auf Holz in der
vorerwähnten Weise anstandslos durchführen.
Nachdem das Ganze etwa 1 bis 2 Stunden ein-
gepresst gewesen ist, kann das Aufpausen in der vor-
herigen Art geschehen, wonach das Schneiden statt-
ßndet.
Die fertig geschnittenen Linoleum- oder Zellu-
loiddruckplatten nagelt man an den Ecken, den
Rändern usw. ähnlich wie ein Metallklischee, zur
Erhöhung der Haltbarkeit auf das Holz fest und be-
nutzt man dazu die sogenannten Kiischeenägel
oder auch kleine Messingschräubchen in der ^
hier abgebildeten Form. V
Wenn in den Druckplatten grosse Flächen in den
inneren Räumen freibleiben oder wenn in diese irgend
welche Schriftsätze kommen sollen, da muss natürlich
der Teil der Holzplatte an diesen Stellen ausgeklinkt,
d. h. ausgesägt werden, was aber sehr vorsichtig zu
geschehen hat, denn die seitlichen senkrechten Säge-
ßächen müssen ganz genau winkelrecht sein, um ein
sicheres Festsitzen des Satzmaterials zu ermöglichen.
Bei derart auszuklinkenden Platten ist es sehr ange-
bracht, mit dem Buchdrucker sich ins Einvernehmen zu
setzen.
Für welche Arbeiten sich am besten derartige
Druckplatten eignen, lässt sich nicht genau bestimmen,
doch wenn stark ßächige Schriften, Figuren, Umran-
dungen, Verzierungen, ja selbst grobzügige Land-
schaften in Frage kommen, die mehr auf eine Fern-
wirkung berechnet sind, da lassen sich die Schnitte
ganz ausgezeichnet verwenden, und wenn man es ver-
steht, Leben und Bewegung in die Schnitte zu legen,
da wird man bald Vorzügliches zu leisten imstande
sein.
Im allgemeinen benutzt man für gröbere Arbeiten
und Farbenplatten das Linoleum und für feinere
 
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