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32

Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr. 8.

Viele urteilten darüber, ohne jemals an Ort und Stelle
gewesen zu sein, andere meinten, gerade die Ver-
schüttung habe erst die Erhaltung gefördert, weil der
völlige Luftabschluss die schädlichen atmosphärischen
Eindüsse behinderte. Wie sollte aber, was vielfach
noch angenommen ward, die einfache Kalk- oder Fres-
komalerei gegen die Nässe so lange Widerstand ge-
leistet haben, da doch der Kalk, wenn auch langsam,
in Wasser löslich ist? In Rom hört man meist, und
auch viele Bücher enthalten diese Ansicht, die antiken
Malereien seien in einer Art enkaustischer Manier aus-
geführt, aber über die Technik dieser Enkaustik erfährt
man nur wenig Bestimmtes. Es sollten Wachsfarben
gebraucht worden sein, die mit einer Art Spatel auf-
getragen und heiss vermischt wurden; offenbar ein
Irrtum, da chemische Analysen keine Bestätigung dieser
Annahme zulassen. Am wahrscheinlichsten ist es, dass
die Tradition des sogenannten Stucco-lustro der Ita-
liener bis aul die Zeit der römischen Kaiser zurück-
geht, und dass also die antiken Malereien, die eine
glatte und glänzende Fläche (auch heute noch!) auf-
weisen, in einer Technik ausgeführt wurden, bei der
auf freskoartig-feuchtem Marmorstuckgrund eine Malerei
mit Bindemitteln verschiedener Zusammensetzung ge-
bräuchlich war und eine Art Glättung mittels kalter
oder heisser Eisen ermöglichte. Dabei spielte viel-
leicht Eiklar-Tempera oder Milch, Ochsengalle und
etwas ölige Substanzen (venetian. Seife) eine Rolle,
denn nach Prof. Raehlmanns neueren Analysen scheint
die chemische Verbindung des Eiweis mit dem Calcium
(Calcium-Albuminat) die Ursache der Festigkeit und
der Widerstandsfähigkeit gegen Wasser zu sein. Dazu
kommt noch der mechanische Druck der Glättoperation,
ohne die eine derartige gleichmässige Oberfläche kaum
denkbar wäre.
(Fortsetzung folgt.)

Unsere Oelfarben.
Zuschrift von G. G.
Es ist in diesen Blättern des öfteren schon ge-
schrieben worden, dass der Zusatz von Wachs zu
unseren Tubenölfarben nicht so schädlich sein könne,
wie von anderer Seite behauptet wird. Dass in dieser
Frage Meinungsverschiedenheit herrscht, ist wohl auf
die Tatsache zurückzuführen, dass das Wachs als Binde-
mittel einwandfrei zu nennen ist. Dies dürfte w^ohl
auch richtig sein, aber jeder Fabrikant und viele
Maler wissen, dass durch den Zusatz von Wachs ge-
rade das entsteht, was bei der Oelfarbe eigentlich
vermieden werden sollte, ein Zuviel von Bindemittel.
Schreiber dieses hat an einer Farbe, die als mässig
haltbar gilt, gesehen, dass selbe als Fabrikfarbe in drei
Fällen ihren Ton verändert hat, und zwar kann gesagt
werden, in 2—3 Monaten mehr als die gleiche Farbe,
selbst angerieben, in 1 Jahr. Auch das sofortige Ab-
laufen eines Farbaufstriches, eines Weiss, in die Wärme
gebracht, im Unterschied zu anderen Aufstrichen, z. B.
selbstgeriebener Farbe, ist sonderbar und zeigte nach
der kurzen Erwärmung, dass auffallend wenig Pigment
in der Farbe enthalten war. Wer selbst schon Farbe
angerieben hat, wird gesehen haben, dass man in die-
sem Falle ungleich mehr (Farbstoffe) Pigment in ein
Quantum Farbe bringen kann, als in so mancher Tube
enthalten ist, die der Grösse nach das gleiche ent-
halten müsste. Ich bin der Ansicht, dass, was das
Uebermass des Bindemittels betrifft, in diesem Falle
auch der jetzt gebräuchliche Zusatz von äth. Oelen
nichts hilft, denn gehaltlos ist die Farbe doch, weil
der Farbstoff durch die Anwendung von Wachszusatz
in den Hintergrund gedrückt wird. Daher soll auch
z. T. das stumpfe Aussehen vieler Bilder nach längerer
oder auch schon kürzerer Zeit kommen. Ob es nicht

doch von Nutzen wäre, mal bei diesem Punkte den
Hebel anzusetzen, da man immer wieder liest und hört,
dass unsere Farben nicht so halten werden, wie die
der alten Meister? Natürliche und weitgehendste Rei-
nigung der Oele ist selbstverständlich eine Hauptsache.
Dies soll allerdings nicht rentabel sein. Je nun, ent-
weder oder. Entweder teurer und gut, oder billig,
dann aber nicht klagen!
Schreiber dieses ist der Ansicht, dass gut ge-
reinigtem Oele, ohne Zusatz von Wachs u. dgl., viel
mehr Farbstoff zugesetzt werden kann, die Farbe sich
dadurch freilich im Preise höher stellen muss; aber
was nützt eine billige Farbe, die in kurzer Zeit doch
im Ton zurückgeht? An Ausstellungswerken kann man
dies sehr gut beobachten. Die beigegebenen äth. Oele
verdunsten, und der durch den Wachszusatz bedingte
Ueberschuss von Bindemittel zeigt den anderen Fehler,
nämlich das Minus von Pigment. Es heisst wohl, dass
von den Malern eine Farbe gewünscht wird, die eine
butterartige, steife Konsistenz habe, allein dies muss
mit Mitteln erkauft werden, die doch mehr Nachteile
als Vorteile in sich schliessen, und ein Beispiel, den
Pinselstrich der alten Meister, soweit Oel in Frage
kommt, gestattet die butterartige, kurzstrichige moderne
Tubenölfarbe nie! Da mag der Maler hinzumischen,
was er will, es ist umsonst. Wie wäre es denn, wenn
man versuchen wollte, z. B. Weiss für die Kunstmalerei
geradeso wie für Dekorationsmalerei in Dosen oder,
was des Lichtes wegen wohl noch besser wäre, in
Gläser zu füllen. Hier wäre auch die früher gebräuch-
liche Bedeckung mit Wasser möglich. Auch wäre mal
zu untersuchen, ob manche Farben, nicht bis zur voll-
ständigen Kornlosigkeit verrieben, leuchtkräftiger wären
als die jetzt gebräuchlichen. Prof. Dr. Raehlmann fand
bekanntlich bei seinen Untersuchungen von Werken
alter Meister, dass diese gewisse Farben grob gerieben
angewandt haben. Gut gereinigte Oele wären selbst-
verständlich Grundbedingung. —
Reinigen von Pinseln.*)
(Schluss.)
Alte vernachlässigte Pinsel, in denen die Farbe er-
härtet ist, müssen natürlich, um sie abermals brauchbar zu
machen, ganz besonderer Behandlung unterworfen
werden. Man hängt sie am besten in ein Farbe-Erwei-
chungsmittel während längerer Zeit auf. Sobald die Farbe
weich wird, entfernt man so viel derselben wie möglich mit
einem scharfkantigen Stück Holz oder Kittmesser und
presst den Pinsel dann reibend gegen die Wände des
Gefässes, um dem Lösungsmittel Zugang zu allen Teilen
des Pinsels zu verschaffen. Binnen einer Stunde wird
dann selbst der härteste Pinsel durchweicht sein und
sich in dem Lösungsmittel gründlich auswaschen
lassen. Darnach kann er mit Terpentinöl behandelt
werden, weil die Farbe ja nicht länger in einem Zu-
stand anwesend ist, in dem das Terpentinöl den vor-
beschriebenen Einfluss auf sie auszuüben vermöchte.
Schliesslich aber muss gründliche Wäsche in heissem
Wasser mit Seife folgen. Benzin bildet ein gutes
Farblösemittel. Viele Maler aber waschen ihre Pinsel
in Petroleum, weil es billig ist. Dieses enthält jedoch
Bestandteile, die nicht verdunsten, und wenn sie in
die Farbe geraten, deren Trocknen leicht sehr er-
schweren. Benzin ist zwar ein Petroleumprodukt, ver-
dächtet sich aber bekanntlich vollständig und mit
grosser Schnelle.
*) Durch Platzmangel musste der Schluss dieses
Artikels in der vorigen Nummer weggelassen werden;
er wird hiermit nachgetragen.

Verlag der Werkstatt der Kunst (E. A. Seemann, Leipzig).
 
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