Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutscher Museumsbund [Contr.]
Museumskunde: Fachzeitschrift für die Museumswelt — 1.1905

DOI article:
Dedekam, Hans: Reisestudien, [2]
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.69241#0168

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
i6o

Dedekam, Reisestudien

auch ein Nachteil gegenüber. Man erhält nämlich unter der seitlichen Lichtöffnung eine minder gut,
bestenfalls nur durch ein steiles Streiflicht beleuchtete Wand. Aber dieser Übelstand hat sich in unserer
Sammlung deswegen weniger fühlbar gemacht, weil diese ungünstigere Wand außer für minderwertige
Abgüsse insbesondere für die erläuternden Abbildungen ausgenutzt werden konnte.« * 25)
Vom hohen Oberlichte in Gemäldesammlungen sagt Brücke (a. a. O. S. 175):
»Um breite ausgedehnte Lichtspender ohne viel Aufwand von. nutzbarem Behängraum zu haben
und doch der Vorteile des Seitenlichts bis zu einem gewissen Grade zu genießen, hat man mehrfach
und mit gutem Erfolge sogenanntes hohes Seitenlicht angewendet. Hier können niedrighängende Bilder
so wenig in irgend einem Teile des Saales spiegeln, wie bei Oberlicht, weil sich, wenn sie senkrecht
hängen, für den Beschauer nichts in ihnen spiegeln kann, was viel höher liegt als seine Augen, und
auch bei höher hängenden kann man der Spiegelung mehr oder weniger leicht aus dem Wege gehen,
und die letztem sind für den Beschauer deshalb besser beleuchtet als im Oberlicht, weil ihm die'
Lichtseiten der Farbenteilchen und der Impasten nicht diesem geradezu abgewendet sind.«
Und weiter (a. a. O. S. 176):
»Das Hauptlicht läßt man hier am liebsten schräg von oben einfallen, weil dies am meisten der
Beleuchtung entspricht, in der wir die natürlichen Dinge zu sehen pflegen, und dadurch das Verständnis
erleichtert wird.«
D. NÖRDLICHES UND SÜDLICHES LICHT
Es ist schon lange beinahe wie ein Axiom angesehen worden, daß nördliches
Licht für die Seitenkabinette der Gemäldegalerien wie für die Malerateliers das
einzig Richtige sei. Als Vorteile des Nordlichts wurden hervorgehoben: die gleich-
mäßigste Erhellung, die Vermeidung der durch die wechselnde Stellung der Sonne
sonst fortdauernd nötig werdenden Änderungen und die Beseitigung der Störungen,
welche sowohl unmittelbar einfallende Strahlen wie auch die von denselben
erzeugten Reflexe hervorrufen. Vor allem fürchtete man die unmittelbar ein-
fallenden Sonnenstrahlen besonders, »weil alles Licht, welches aus der nächsten
Nähe des Sonnenstandes kommt, der Stetigkeit entbehrt und unter Umständen
auch störenden Färbungen ausgesetzt ist.«26)
Bis in die letzte Zeit sind die meisten Seitenkabinette der Gemälde-Galerien
in Übereinstimmung mit diesen Grundsätzen nach Norden gelegt worden. Die
Erfahrung hat aber gezeigt, daß unter Umständen südliches Licht vorzuziehen ist.
So hat diese Beleuchtung im Mauritshuis zu Flaag und in den Kabinetten der
holländischen Schule im Louvre sich als sehr günstig erwiesen. Besonders am
Nachmittag habe ich die Beleuchtung in südlichen Seitenräumen besser als in den
nördlichen gefunden. Nach Bodes Meinung ist das Südlicht für die meisten
holländischen Bilder das beste, besonders für die Gemälde Rembrandts, dessen
Helldunkel nur in den der Sonne zugewandten Räumen ausgebildet sein kann.2?)
25) G. Treu, Die Sammlung der Abgüsse im Albertinum zu Dresden. Archäologischer Anzeiger.
Beiblatt zum Jahrbuch des Archäologischen Instituts. 1891. Nr. 1.
Eduard Schmitt, Künstlerateliers. — Handbuch der Architektur. 4. Teil, 6. Halb-Band,
3. Heft. Stuttgart 1901. S. 36.
27) Vgl. Bodes Aufsatz über das Kaiser Friedrich-Museum im 1. Heft dieser Zeitschrift.
 
Annotationen