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Die meisten Handschriften stammen aus Indien und der Tür-
kei; beides Länder, von denen der Uneingeweihte überrascht
ist zu hören, daß dort persische Traditionen gepflegt wur-
den.

Den Sammlern dieser Handschriften sollte für ihre geglückte
Auswahl eine besondere Anerkennung ausgesprochen werden.
Daß sich im Bestand auch Fälschungen befinden, die aller-
dings für einen Laien kaum zu erkennen sind, macht die
Sammlung noch interessanter. Um eine solche Fälschung han-
delt es sich bei Cod. Heid. Or. 222. Der nicht unwichtige
Text dieser Handschrift - eine Geschichte Irans nach ihren
Höhepunkten dargestellt - ist bisher nicht veröffentlicht.
Um den Handelswert des Manuskripts zu steigern, hat man,
wohl im vorigen Jahrhundert, die beschrifteten Seiten nach-
träglich mit szenenreichen und farbenfreudigen Miniaturen
bemalt. Wo im Laufe der Jahre die Farben abgeblättert oder
verblaßt sind, erscheint darunter nun die ursprüngliche
Schrift. In dem jetzigen Zustand wird der Text durch die
Bilder jäh unterbrochen. Nur bei fortlaufender sorgfältiger
Lektüre stößt man aufdiesen Sachverhalt. Offensichtlich hat
der Fälscher nicht mit einem Käufer rechnen müssen, der im-
stande gewesen wäre den persischen Text zu lesen.
Erwähnenswert ist auch Cod. Heid. Or. 342. Bei dieser Hand-
schrift des Dichters Gämi fehlen gemäß dem Text im Kolophon
sechs Miniaturen, die wohl herausgetrennt wurden und einen
separaten Käufer gefunden haben.

Es befinden sich unter den Heidelberger Stücken literari-
sche Dokumente, die, soweit feststellbar, Unikate sind, d.
h. die auf der ganzen Welt nur in diesem einzigen Exemplar
vorhanden sind. Dazu gehört vor allem eine Sammlung von
Texten, die im 19. Jahrhundert in Indien auf Veranlassung
englischer Offiziere, wie Hastings Frazer, niedergeschrie-
ben wurden, zu dem Zweck, daran die persische Sprache zu
erlernen. Neben grammatikalischen Lehrtexten fallen darun-
ter auch Übersetzungen, z.B. eine Fabelsammlung, die vom
Altindischen ins Persische übertragen wurde, Cod. Trüb. 77
und Cod. Trüb. 81. Hier soll ferner das Buch 'Äsafnäme'
(Cod. Heid. Or. 129) genannt werden, ein bisher offenbar
unbekanntes Werk des Dichters Fahri S.d. Amir, etwa ver-
gleichbar mit den Erzählungen aus 1001 Nacht.

Einmalig sind wohl auch die Werke Cod. Heid. Or. 248 'Mon-
tahab-ol-mogarrabät' (Berichte über Experimente in der
Pharmakologie und medizinische Beobachtungen) und Cod.
Heid. Or. 118 'Mogmal-ot-tavärih'. Weiterhin dürfte auch
die Briefsammlungen Cod. Trüb. 37 ein Unikat sein, wenn-

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