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W. Stieda
der sich als Graf von Ettersburg in das Fremdenbuch ein tragen liess. Dazwischen
ist am 14. Mai 1835 ein Herr General von Moltke aus Holstein als Gast ver-
zeichnet. Im Jahre 1841 stieg im Juli der Kronprinz von Bayern, im Jahre
1843 der Kurfürst von Hessen nebst Kammerdiener und Mundkoch im En<r-
lischen Hofe ab. Vornehmere Gäste aus England waren 1830 Lord Weslesley
aus London, 1834 die Baronin von Rothschild nebst Kindern, 1842 Lord und
Lady Dorchester, 1844 der Vicomte Powerscount, der sich als Membre du
parlement du royaume uni de la Grande Bretagne et d’Irlande einzeichnete,
1853 der Viscount Villiers. Aus Russland kamen im Laufe der Jahre, abgesehen
von den schon im ersten Jahre des Bestehens erschienenen: im Jahre 1833
ein russischer Stabsrittmeister und Adelsmarschall Petrowitsch aus St. Peters-
burg, Baron und Baronin von Budberg aus Mitau in Kurland, im Jahre
1840 die Gräfin Kisseleff, geborene Gräfin von Potocki aus Warschau, im Jahre
1841 der Fürst Nikolai Dondukow-Korssakow aus St. Petersburg, 1842 ein
Gardeoffizier Narischkin, 1843 der Kaiserliche Kammerjunker Herr von Mart-
schenko, und die Gräfin Choiseul-Gouffier, eine geborene Fürstin Gallitzin aus
Moskau, 1853 Fürst und Fürstin Mestschersky aus St. Petersburg. Die letztere
traf hier mit ihrem Bruder, dem Grafen Stroganoff und seiner Gemahlin zu-
sammen, der als russischer Gesandtschaftssekretär in Wien seinen Wohnsitz hatte.
Zahlreich waren auch die Gäste aus Frankreich. Aus Paris erschienen 1840
die Fürstin von Belgiojoso und die Gräfin d’Agoult, offenbar die Mutter der
späteren Frau Cosima Wagner, 1843 der Herzog von Richelieu, Pair von
Frankreich, der 1855 wiederkehrte, 1848 die Herzogin Helene von Orleans unter
dem Namen der Marquise de Mornay nebst Familie, 1849 der Marquis und die
Marquise von Pastoret und der Marquis du Blessis-Belliere, 1850 die Gräfin de
Mulinen, eine geborene Baronesse Krüdener, 1854 der Grossherzog von Toscana
und 1856 der Komponist Beriot nebst Frau. Letzterem gefiel es so gut in
Ems, dass er sich dort eine Villa erbaute.
Mochten seine Gäste vornehmsten Standes, fürstlicher Herkunft oder bürger-
lichen Standes sein, Herr Becker behandelte sie alle mit gleicher Zuvorkommen-
heit und Freundlichkeit. Ein erhaltener Vertrag zwischen ihm und einem Herrn
Bertin aus Paris vom 2. Juli 1839 beweist eine ideale Wohlfeilheit des
Aufenthalts. Für 4 Zimmer, Gabelfrühstück und Mittag für 2 Personen, ein-
schliesslich einer Tasse Kaffee, wohl nach dem Essen, rechnete der Englische
Hof nicht mehr als 30 Francs täglich. Der Vertrag lief auf die Dauer von
4 Wochen. Aus einer Rechnung, die ein Herr Stöfler, der am 14. Juni 1856
im Englischen Hofe übernachtete, zu zahlen hatte, erhellen Preise, die den
Epigonen nur mit stillem Neid erfüllen können. Ein Frühstück 19 x., 1 Mittag-
essen 45 x., 1 Tasse Kaffee 6 x., 1 Souper 24 x., zwei halbe Flaschen Boden-
heimer zu 45 x., 90 x,, das Zimmer 36 x., im ganzen drei fl., d. h. etwa
5 Mark für den ganzen Tag in einem der ersten Hotels. Und man darf an-
nehmen, dass für diese bescheidenen Preise mehr geboten wurde, als es heute
bei erheblich höheren, zumal zur Zeit des Krieges geschehen kann.
Es konnte nicht ausbleiben, dass die Erfolge, die Heinrich Becker erzielte,
den Neid der Berufskollegen erweckte. Ein unfreundlicher Nachbar, der zwar
W. Stieda
der sich als Graf von Ettersburg in das Fremdenbuch ein tragen liess. Dazwischen
ist am 14. Mai 1835 ein Herr General von Moltke aus Holstein als Gast ver-
zeichnet. Im Jahre 1841 stieg im Juli der Kronprinz von Bayern, im Jahre
1843 der Kurfürst von Hessen nebst Kammerdiener und Mundkoch im En<r-
lischen Hofe ab. Vornehmere Gäste aus England waren 1830 Lord Weslesley
aus London, 1834 die Baronin von Rothschild nebst Kindern, 1842 Lord und
Lady Dorchester, 1844 der Vicomte Powerscount, der sich als Membre du
parlement du royaume uni de la Grande Bretagne et d’Irlande einzeichnete,
1853 der Viscount Villiers. Aus Russland kamen im Laufe der Jahre, abgesehen
von den schon im ersten Jahre des Bestehens erschienenen: im Jahre 1833
ein russischer Stabsrittmeister und Adelsmarschall Petrowitsch aus St. Peters-
burg, Baron und Baronin von Budberg aus Mitau in Kurland, im Jahre
1840 die Gräfin Kisseleff, geborene Gräfin von Potocki aus Warschau, im Jahre
1841 der Fürst Nikolai Dondukow-Korssakow aus St. Petersburg, 1842 ein
Gardeoffizier Narischkin, 1843 der Kaiserliche Kammerjunker Herr von Mart-
schenko, und die Gräfin Choiseul-Gouffier, eine geborene Fürstin Gallitzin aus
Moskau, 1853 Fürst und Fürstin Mestschersky aus St. Petersburg. Die letztere
traf hier mit ihrem Bruder, dem Grafen Stroganoff und seiner Gemahlin zu-
sammen, der als russischer Gesandtschaftssekretär in Wien seinen Wohnsitz hatte.
Zahlreich waren auch die Gäste aus Frankreich. Aus Paris erschienen 1840
die Fürstin von Belgiojoso und die Gräfin d’Agoult, offenbar die Mutter der
späteren Frau Cosima Wagner, 1843 der Herzog von Richelieu, Pair von
Frankreich, der 1855 wiederkehrte, 1848 die Herzogin Helene von Orleans unter
dem Namen der Marquise de Mornay nebst Familie, 1849 der Marquis und die
Marquise von Pastoret und der Marquis du Blessis-Belliere, 1850 die Gräfin de
Mulinen, eine geborene Baronesse Krüdener, 1854 der Grossherzog von Toscana
und 1856 der Komponist Beriot nebst Frau. Letzterem gefiel es so gut in
Ems, dass er sich dort eine Villa erbaute.
Mochten seine Gäste vornehmsten Standes, fürstlicher Herkunft oder bürger-
lichen Standes sein, Herr Becker behandelte sie alle mit gleicher Zuvorkommen-
heit und Freundlichkeit. Ein erhaltener Vertrag zwischen ihm und einem Herrn
Bertin aus Paris vom 2. Juli 1839 beweist eine ideale Wohlfeilheit des
Aufenthalts. Für 4 Zimmer, Gabelfrühstück und Mittag für 2 Personen, ein-
schliesslich einer Tasse Kaffee, wohl nach dem Essen, rechnete der Englische
Hof nicht mehr als 30 Francs täglich. Der Vertrag lief auf die Dauer von
4 Wochen. Aus einer Rechnung, die ein Herr Stöfler, der am 14. Juni 1856
im Englischen Hofe übernachtete, zu zahlen hatte, erhellen Preise, die den
Epigonen nur mit stillem Neid erfüllen können. Ein Frühstück 19 x., 1 Mittag-
essen 45 x., 1 Tasse Kaffee 6 x., 1 Souper 24 x., zwei halbe Flaschen Boden-
heimer zu 45 x., 90 x,, das Zimmer 36 x., im ganzen drei fl., d. h. etwa
5 Mark für den ganzen Tag in einem der ersten Hotels. Und man darf an-
nehmen, dass für diese bescheidenen Preise mehr geboten wurde, als es heute
bei erheblich höheren, zumal zur Zeit des Krieges geschehen kann.
Es konnte nicht ausbleiben, dass die Erfolge, die Heinrich Becker erzielte,
den Neid der Berufskollegen erweckte. Ein unfreundlicher Nachbar, der zwar