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Künstler-Gesellschaft Zürich [Editor]
Neujahrsblatt der Künstlergesellschaft in Zürich — 41.1881

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Ludwig Vogel, Kunstmaler von Zürich
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https://doi.org/10.11588/diglit.43132#0008
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als Parallelen zu Vorgängen aus dem Alterthum oder aus der biblischen Geschichte; — im XVII. und
XVIII. Jahrhundert aber in Neujahrsblättern, Almanachen etc. darstellte, erhoben sich in keiner Weise
über gewöhnliche Illustrationen. — Ebensowenig kommt den zahlreichen historischen Volksliedern dieser
Zeit ein künstlerischer Werth zu.
Einern Aufschwung der vaterländischen Geschichtsmalerei und Epik musste eine völlige Heubelebung
der Geschichtschreibung vorangehen. Diese erfolgte durch Johannes Müller, welcher 1780 bis 1808 die
Geschichten des Schweizerlandes von den ersten Anfängen bis zum Ende des XV. Jahrhunderts beschrieb.
Die Wirkung des Buches war eine unerhörte. Indem sich Müller über den trockenen diplomatischen
Styl zu einer glänzenden Darstellung, nicht selten bis zu wirklicher Poesie erhob, hier im treuherzig
schlichten Ton der alten Chroniken erzählte, dort als weitblickender Staatsmann überraschende Perspek-
tiven eröffnete, immer aber durch zwingende Anschaulichkeit fesselte, bot er dem Publikum, in erster
Linie den Künstlern, eine Fülle neuer und fruchtbarer Anschauungen. Zumal die Heldenthaten der
Vorväter waren in einer Sprache geschildert, die zur malerischen und poetischen Darstellung unmittelbar
aufforderte.
Unter diesen Eindrücken reifte der erste Schweizerische Historienmaler, Ludwig Vogel2), dem bald
der erste Schweizerische Epiker\, Abraham Emanuel Fröhlich, folgte.

I.
Georg Ludwig Vogel, geboren den 10. Juli 1788, war der Sohn der Eltern David Vogel und
Magdalena Horner, ausser einem 1800 gebornen und 1801 gestorbnen Töchterchen das einzige Kind
dieser Ehe.
Der Vater betrieb, dem Beruf seines Vaters und Grossvaters folgend, im Haus zum gelben Hörnli
beim Hirschen im Niederdorf die Zuckerbäckerei und war nebenbei Handelsmann. Er war zur Aus-
bildung in seiner Profession weit gereist, nach London und Wien gekommen, und brachte aus der
Fremde freisinnige Ansichten nach Hause, daher er sich hier der mit den damaligen Zuständen unzu-
friedenen, sogenannten Patriotenpartei anschloss. Beim Umschwung von 1798 war er demnach ein
eifriger Anhänger der neuen Ordnung und griff, um sie gegen die Reaktion der Mitglieder der alten
Regirung zu schützen, auch zur Feder3). Er wurde 1798 Kantonsrichter und Mitglied des geheimen
Kriegsrathes, in welch’ letzterer Stellung er Anfangs April 1799, nachdem Frankreich an Oestreich den
Krieg erklärt hatte, mithalf, über vierzehn ehemalige Magistrate von Zürich die Deportation zu ver-
hängen4); 1801 ward er Obereinnehmer und 1804 bei Einführung der Mediationsverfassung Mitglied des
Grossen und Kleinen Käthes. Während der ganzen Restaurationszeit hielt David Vogel an der freisinnigen
Richtung fest und bildete mit Usteri, Escher von der Lintli, Pfenninger und Rebmann die liberale
Opposition im Regirungsrath. Es war für ihn daher eine sehr empfindliche Kränkung, als er 1831
von der radikalen Partei aus der Regirung beseitigt wurde ; vom Grossen Rathe trat er 1834 zurück.
Heinrich Pestalozzi und Hans Georg Nägeli waren Hausfreunde im gelben Hörnli. Ferner erwähnt
Ludwig Vogel in seinen Briefen aus Wien des Kunsthistorikers (Obmann) J. H. F'dssli, des Staats-
ratlies J. C. Escher (von der Linth) und des Deklamators Hardmeier in dankbarer Art, die darauf
schliessen lässt, sie haben auf seine Entwicklung Einfluss geübt. — Als 1818 das im Jahr 1799
von den Franzosen erhobene sogenannte Massena’sche Anlehen zur theilweisen Rückzahlung gelangte,
 
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