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Künstler-Gesellschaft Zürich [Hrsg.]
Neujahrsblatt der Künstlergesellschaft in Zürich — 41.1881

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Ludwig Vogel, Kunstmaler von Zürich
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https://doi.org/10.11588/diglit.43132#0025
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mindestens bis zum Herbst in Venedig zu bleiben. Darüber bei den Freunden grosser Schrecken, denn
schon sind alle Reisevorbereitungen getroffen; eine ärztliche Consultation wird eingeholt, und gestützt auf
diese beschlossen, die Reise doch zu unternehmen.
Nachdem Vogel sich noch die Bibliothek mit ihren Merkwürdigkeiten hatte zeigen lassen, gieng’s an
die Abschiedsbesuche. «Gestern (11. Mai 1810) haben wir bey Füger, Zauner, Caucig und Fischer
Abschied genommen. Füger war in einem so rosenfarbenen Humor, dass er uns nicht nur sehr gnädig
begegnete, sondern uns sogar noch in sein xktelier führte, wo mehrere fertige Bilder waren. Lampi ist
zu sehr Thier und Maurer zu pöbelhaft, als dass wir uns ihnen zum Beschluss noch einmal hätten mögen
preisgeben. Die fiebrigen waren Alle äusserst höflich, d. h. Jeder nach seiner Art, doch ohne etwas
von unserm Zurückziehen von der Universität zu erwähnen. »
Von Büchern nahm Vogel Schiller’s Wilhelm Teil und den «Geist des Bruder Clausen» mit.

Blicken wir auf die Ergebnisse des Wiener Aufenthaltes zurück, so fiel für das Zuckerbäckergeschäft
des Vaters dabei Nichts ab. In der Konditorei, in die er empfohlen war, war’s so, dass kaum die
Angestellten sich regen konnten. « Wie eng sie da Alle beisammen sein müssen, das ist entsetzlich;
da wollen wir doch unsere heitere, geräumige Backstube loben und preisen. » Auch gab man ihm zu
verstehen, dass man auf seine Gegenwart keinen Werth setze. Papa hatte ihm auch Auftrag gegeben,
ihm schöne Muster für Tragantfiguren zu besorgen. Allein da war Nichts zu holen. « Die von Paris
müssen was anders seyn als die hiesigen, denn die sind im eigentlichen Sinn nur Männli ohne Geschmack
und viel zu klein, um bey Desserts gebraucht zu werden. Es sind halt Husaren und Grenadiers und
Köchinnen mit Goldhauben und dann aus der Komedie etc.., aber ich weiss gewiss, bey uns würden sie
weder interessiren noch gefallen. » Ja, wenn er beim Konditor des Erzherzog Albrecht Zutritt erlangen
könnte! — Vogel galt unter seinen Freunden immer noch als halber Zuckerbäcker. Daher bittet er auf
Neujahr 1810 seine Eltern um Läckerli, um sie seinen Kameraden geben zu können. « Sie plagen mich
immer, ich sollte ihnen auch einmal etwas Gutes machen oder geben, sie möchten immer einmal einen
zuckernen Tempel oder ein Lämmchen mit dem Blumenkränzchen auf dem Kopf zu essen haben, aber
sie müssen sich jetzt mit dem Gelüsten begnügen, warum haben sie mich so viel davon zu erzählen
gemacht! » Vogel reiste denn auch von Wien ab, ohne die Konditorei aufgehen zu wollen, einmal weil
die Historienmalerei ihn ja doch nicht ernähren könnte, dann aus Anhänglichkeit an die Eltern und
ihren Beruf; « es thäte ihm leid, wenn das, was sie mit grosser Mühe und Fleiss errichtet haben, mit
ihm einst aufhören sollte. »
Was aber sein Hauptfach betrifft, so ist zwischen den verschiedenen Theilen zu unterscheiden.
So viele und schwere Mühe Vogel sich auf der Akademie mit dem Figurenzeichnen gab, so wenig
wollte es ihm gelingen, hierin die rechte Sicherheit und Leichtigkeit zu gewinnen. Noch im Februar 1810
muss er klagen: «Mit dem Zeichnen geht es mir sehr schwer»; und es ist nicht zu verkennen, dass
Vogel keineswegs im gleichen Fall war wie seine Genossen, als die Lukasbruderschaft dem akademischen
Lehrgang den Krieg erklärte. Denn jene waren bereits im Vollbesitz einer durchgebildeten Technik,
während gerade diese Vogel noch fehlte. Und wenn die Frage nahe liegt, ob Pforr und Overbeck ihre
überraschende Sicherheit im Zeichnen (Overbeck war schon damals im Stande, ein Modell mit der Feder
 
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