Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Künstler-Gesellschaft Zürich [Hrsg.]
Neujahrsblatt der Künstlergesellschaft in Zürich — 42.1882

DOI Heft:
Ludwig Vogel, Kunstmaler von Zürich (Fortsetzung und Schluss)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43133#0011
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

Kunstmaler von Zürich.

(Fortsetzung und Schluss.)
IV.
Als Ludwig Vogel von seiner fünfthalbjährigen Kunstreise nach Zürich zurückkehrte, war der erste
Abschnitt seines Lebens abgelaufen, und es begann der langgestreckte zweite Theil. Auf die Lehr- und
Wanderjahre folgte nun die Zeit der Mannesarbeit, die er ausschliesslich der Heimat widmete. Die zwei
Menschenalter, welche noch vor ihm lagen, verbrachte er — seine Studienfahrten abgerechnet — in seiner
Vaterstadt; und in dem elterlichen Wohnsitz, den er im Herbst 1813 so frohgestimmt betrat, beschloss
er auch nach Sechsundsechzig Jahren seine Tage.
Dieses Haus, zum obern Schönenberg, hoch und frei über der Stadt gelegen, war denn auch der
schönste Künstlersitz, der sich finden liess. Als die Wohnung des 1783 verstorbenen Professors J. J. Bod-
mer hatte es die Weihe einer klassischen Stätte. Viele Dezennien lang hatte der ehrwürdige Patriarch
hier gewaltet, und einerseits das ganze junge Zürich um sich versammelt, anderseits die litterarischen
Berühmtheiten empfangen, die nach der Schweiz kamen ; manche auch gastfrei in seinem Hause aufge-
nommen. So weilten hier im Jahre 1750 Kl-opstock und 1752—54 Wieland als Bodmer’s Haus-
genossen; und Goethe machte dem alten Herrn hier zweimal seine Aufwartung, 1775 als er mit den
Stollbergen, und 1783, als er mit dem Herzog Carl August von Weimar die Schweiz bereiste. Bekannt
ist seine an jenen ersten Besuch anknüpfende Schilderung der entzückenden Aussicht, die sich dem
Beschauer hier über die Stadt und den See in die Gebirge hinein eröffnet1).
Für das fleissige Stillleben des jungen Künstlers, das nun begann, war diese Wohnung, noch zur
Stadt gehörig und doch abgeschieden von ihrem Lärm und ihren Zerstreuungen, ganz wie geschaffen;
und vollends das in dem Garten allein stehende, zum Atelier eingerichtete Nebengebäude (das «Schneggli»,
so genannt nach einer Schnecken- oder Wendeltreppe) übertraf alle seine Wünsche. «Dieses besonders —
schreibt Vogel an Overbeck den 17. Dezember 1813 — wünschte ich Dir zeigen zu können, denn es ist
wirklich gar so niedlich und bequem; aussen ist eine artige kleine Laube oder Gallerie mit einer Bank,
dann das eigentliche Malzimmer, welches ein grosses hohes Licht hat und hoch genug ist, um ein grosses
Bild darin malen zu können (se mai mi basterebbe Panimo*). Rechts sind 2 kleine Zimmorchen daneben,

j Wenn ick je dazu den Mutk kakep SQllte,
 
Annotationen